Forschung der Professur für Internationale Organisationen

 

Die im Rahmen des Exzellenzclusters „Herausbildung normativer Ordnungen“ neu geschaffene Professur für Internationale Organisationen ist der vergleichenden Untersuchung der Normproduktion in Internationalen Organisationen im Spannungsfeld zwischen Politik und Recht gewidmet. Dabei sollen sowohl die pazifizierenden als auch die konfliktiven Momente dieser Normbildungsprozesse analysiert werden. Das Forschungsprogramm der Professur steht unter der generellen Thematik „Legalität und Legitimität in den internationalen Beziehungen“ und ist in vier Forschungsfelder gegliedert: Informalisierung in der internationalen Politik, Weltordnungspolitik liberaler Demokratien, Sicherheitskultur und Risikopolitik, Friedensmissionen und transitionale Gerechtigkeit.


Laufende Projekte

Internationale dissidenz the happy robot

Dissidenz: Herrschaft und Widerstand in der internationalen Politik

(mit Prof. Dr. Nicole Deitelhoff, Ben Kamis, Jannik Pfister, Dr. Sebastian Schindler, Dr. Thorsten Thiel)

Die fortschreitende Globalisierung führt nicht nur zu einer Verdichtung internationaler und transnationaler Beziehungen, sondern auch zu einer Akzentuierung des Widerstands gegen globale Ordnungspolitik. Zunehmender Widerstand gegen liberale Wirtschaftsmodelle, die Missachtung internationaler Regeln und offener Protest gegen „westliche Werte“ sind Anzeichen dafür. Die zentrale Frage dieses Projektes ist, wie transnationale Herrschaft und transnationaler Widerstand zusammenhängen. Der Herrschaftscharakter innerhalb der Teilordnungen globalen Regierens manifestiert sich in einer polyzentrischen, nicht direkt mit dem nationalstaatlichen Souveränitätsgedanken vergleichbaren Form. Nichtsdestotrotz fordert aber das von Regulierungsnormen, Institutionen und Diskurslagen verstetigte „Räderwerk der Macht“ von den Regelungsadressaten Anpassungsleistung und Folgebereitschaft ein. Wie und wann bildet sich aber Widerstand gegen diese Form von Herrschaft aus? In welcher Form und wo artikuliert er sich? Diese Fragen sind bisher weitgehend unerforscht. Das Forschungsprojekt hat daher das Ziel, dem Phänomen der Dissidenz - jenes Widerspruchs, welcher die Spielregeln des Systems nicht anerkennt und  unkonventionelle Organisations- und Artikulationsformen wählt - auf den Grund zu gehen und eine empirische Kartierung der Ausprägungen vorzunehmen, die Herrschaft und Widerstand annehmen.

Weitere Informationen unter www.dissidenz.net.


Informalisierung in der internationalen Politik

(mit Dr. Stefan Kroll)

Die Geschichte der internationalen Beziehungen wird als Erfolgsgeschichte fortschreitender Institutionalisierung und Verrechtlichung erzählt. Aber das heroische Zeitalter der Internationalen Organisationen scheint vorüber zu sein und es werden zunehmend Zweifel an der Verrechtlichung internationaler Politik laut. Was sich gegenwärtig abzeichnet, ist ein Trend zu informeller Kooperation, die jenseits etablierter Organisationen stattfindet und auf Vereinbarungen zielt, die rechtlich nicht bindend sind.

Viel zu lange hat die Politikwissenschaft sich auf formale Strukturen, auf internationale Organisationen und kodifiziertes Recht konzentriert und sich damit dem Fortschrittsnarrativ inter-nationaler Institutionalisierung verschrieben. Darüber hat sie gegenläufige Entwicklungen verpasst und ist mit ihren Erklärungen in zunehmenden Widerspruch zur Wirklichkeit geraten. Informalisierung ist gewiss nicht die einzig relevante Entwicklung in der internationalen Politik. Aber sie ist ein wichtiger Trend, ohne den man die gegenwärtige Ordnungsbildung im internationalen System nicht adäquat erfassen kann. Eine umfassende Analyse internationaler Politik erfordert die Berücksichtigung formaler und informeller Strukturen, Formalisie-rungs- und Informalisierungstendenzen. Mit den Projekten dieses Forschungsfeldes soll die Analyse von Informalität und informellen Institutionen systematisch in den Internationalen Beziehungen und der Governance-Forschung verankert werden.

Die Institutionalisierung von Informalität

Publikationen:

  • Daase, Christopher. 2009a. "The ILC and Informalization." In Peace through International Law. The Role of the International Law Commission. A Colloquium at the Occasion of its Sixtieth Anniversary, ed. Georg Nolte. Heidelberg: Springer.
  • Daase, Christopher. 2009f. "Die Informalisierung internationaler Politik - Beobachtungen zum Stand der internationalen Organisation." In Die Organisierte Welt: Internationale Beziehungen und Organisationsforschung, eds. Klaus Dingwerth, Dieter Kerwer and Andreas Nölke. Baden-Baden: Nomos.
  • Daase, Christopher. 2009n. „Normen und Sanktionen – negative und positive“. 26. Juni 2009, Bad Homburg: Klausurtagung der Principal Investigators des Exzellenzclusters Normative Ordnungen.
  • Daase, Christopher. 2009o. „On Proper Norms“. 10.-12. September 2009, Potsdam: Euro-pean Consortium for Political Research Conference.
  • Daase, Christopher. 2009s. „Internationale Risiken als Herausforderungen für eine liberale internationale Ordnung“. 11. November 2009, Heidelberg: Gastvortrag Universität Heidelberg
  • Daase, Christopher. 2009t. „Die variable Geometrie europäischer Sicherheitsinstitutionen“. 27. November 2009, Frankfurt: Vortrag beim IX. Walter-Hallstein-Kolloquium des Wilhelm Merton Zentrums.

G8/G20 als Sicherheitsinstitution

Machtübergänge in internationalen Organisationen


Terrorismus und asymmetrischer Konflikt

Conventional analyses of civil conflict start with the assumption of ac-tors with established identities and fixed interests as well as permanent strategies. Even the more recent scholarship that explores change in violent confrontation regards basic trans-formation processes as unidirectional, having as source either rational profit maximizing behaviour on the individualist level, or collective identity motivations situated on the structural level. In order to go beyond this deterministic view of civil wars, a new approach is needed that progressively endogenizes actors' social and corporate identities, as well as their variable strategies. The main goal of this project is to analyze processes of escalation and deescalation of asymmetric conflict as a function of the organizational networks the conflict actors are parts of. Actors´ organizational mode possibly accounts for their contingent capacities, effecting thus shifts in their opportunities and motivations to conflict. The project advances knowledge on civil wars in an empirical, theoretical, methodological, and practical manner: First, the project will filter, assemble, and systematize empirical data through detailed narrative case studies about the processes by which substate actors emerge and evolve, and come to adopt particular conflict strategies over time. Second, by importing the insights from studies on the social organization of networks, the project will propose an innovative theoretical frame on the socio-spatial ontology of conflict actors, correcting and complementing the existing scholarship on violent asymmetric conflict. Third, by selecting and analyzing sequences of events in a comparative manner, we will detect mechanisms of conflict-mode and actors´ identity transformation as a method of establishing causal relationships. Finally, we are interested not only in processes leading to escalation (and a certain de-politicization) of conflict, but also in the reverse process of re-politicization and the abandonment of indiscriminate mass violence strategies. Therefore, the project aims to formulate pol-icyrelevant advice, concerning timing, location, sort, and intensity of a potential 3rd party mediation or intervention, by exploring the incentives needed to convince actors to refrain from the most damaging strategies and to engage in more regulated conflict behaviour.


Abgeschlossene Projekte

Weltordnungskriege liberaler Demokratie

(mit Prof. Dr. Anna Geis)

Anna Geis bearbeitet in diesem kooperativ mit der HSFK durchgeführten Projekt den theoretischen Rahmen, die Fallstudie Deutschland und den Vergleich der Fallstudien. Das Projekt ist 2010 abgeschlossen.

Siehe den Bericht zum Projektstand bei Harald Müller (verantwortlicher PI).

Publikationen:

  • Geis, Anna 2009a: Legale versus legitime Kriege, in: Brunkhorst, Hauke/Kreide, Regina/Lafont, Cristina (Hg.): Habermas-Handbuch, Stuttgart: J.B. Metzler, 343-345.
  • Geis, Anna 2009b: Die Kontroversen über die „neuen“ Kriege der Gegenwart: Wie sinnvoll ist die Rede vom „Neuen“? in: Roithner, Thomas (Hg.): Söldner, Schurken, Seepiraten. Von der Privatisierung der Sicherheit und dem Chaos der „neuen“ Kriege, Münster u.a.: Lit, 61-74.


Der "demokratische Frieden" als Rechtfertigungsnarrativ

(mit Prof. Dr. Anna Geis)

Unter Verweis auf Immanuel Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“ (1795) behauptet die zeitgenössische Theorie des Demokratischen Friedens (DF), dass konsolidierte Demokratien gegeneinander keine Kriege führen bzw. sogar quasi von Natur aus friedlicher seien als andere Herrschaftstypen. Diese Theorie zehrt von zahlreichen idealisierenden Rationalitätsunterstellungen über die Institutionen, die politische Kultur und die Handlungsorientierungen von Bürgern und Eliten liberal-demokratischer Demokratien. Die Verwurzelung dieses Forschungszweigs im zivilisationsoptimistischen Erbe der Aufklärung ist unverkennbar, hat jedoch problematische wissenschaftliche und politische Folgen: Sie führt wissenschaftlich zu fragwürdigen Erklärungsansätzen und Prognosen sowie politisch zur Verfestigung eines allzu positiven Selbstbildes westlicher Staaten. Im Extremfall wird die DF-Forschung zur Rechtfertigung gewaltsamer Demokratisierung herangezogen oder zur Begründung von Forderungen nach einem „Club der Demokratien“. In dieser Hinsicht dient die DF-Theorie der Unterfütterung einer konfliktverschärfenden Identitätspolitik demokratischer Akteure. Insgesamt ist die kaum noch überschaubare Forschung zum Demokratischen Frieden seit Ende des Kalten Krieges zu einem einflussreichen Rechtfertigungsnarrativ für westliche Außenpolitikstrategien und Weltordnungsentwürfe geworden: Weltweite Demokratieförderung gilt langfristig als Schlüssel zur Erreichung größerer Stabilität und Friedlichkeit im Rahmen einer liberal geprägten Weltordnung. Dieses Habilitationsprojekt setzt sich kritisch mit den (meta-)theoretischen Grundlagen der DF-Theorie auseinander und dekonstruiert deren Rationalitätsannahmen mit Hilfe von Argumentationen und Erkenntnissen aus Staatstheorie, Demokratietheorie und der Soziologie der Moderne. Das Ziel ist aufzuzeigen, dass die mikrotheoretischen Fundamente des DF auf mehr als brüchigem Grund ruhen. Potenziell gewaltfördernde Exklusionsprozesse und Bedrohungskonstruktionen innerhalb westlicher Demokratien machen deutlich, dass der Frieden innerhalb sowie zwischen Demokratien immer ein prekärer sein wird. Die politischen Behauptungen über die Friedensleistungen von Demokratien sind daher idealisiert.


Hierarchie und Hegemonie in Global Governance

(mit Dr. Caroline Fehl)

Dieses Projekt geht der Frage nach, wie sich Machtungleichheiten im internationalen System – insbesondere die dominante Position der Vereinigten Staaten – in der institutionellen Ausgestaltung von Global Governance niederschlagen. Dabei geht es in erster Linie um verschiedene Formen der Hierarchisierung von Global-Governance-Institutionen, die in den vergangenen Jahren vielfach beschrieben worden sind. So gibt es einen Trend hin zu nicht-rechtsverbindlichen Abkommen, zur Kooperation in Gruppen „gleichgesinnter“ Staaten und zur Setzung von Recht im Forum des UN-Sicherheitsrats. Diese Formen internationaler Regelsetzung und Steuerung, die in so unterschiedlichen Politikfeldern wie Handel, Rüstungskontrolle und Terrorismusbekämpfung zu beobachten sind, sind für mächtige Akteure und gerade für die USA als Hegemonialmacht besonders vorteilhaft und werden darum von Völkerrechtlern unter dem Sammelbegriff „hegemoniales Völkerrecht“ diskutiert. Das Projekt untersucht eine Reihe wichtiger Fragen im Hinblick auf die Ursachen und Folgen dieser Entwicklung, die in der Literatur zum Thema bisher vernachlässigt wurden: (1) Gibt es einen langfristigen Trend hin zu hierarchischen Formen von Global Governance über alle Politikfelder hinweg, oder lässt sich ein komplexeres Muster feststellen? (2) Warum entwickeln sich in unterschiedlichen historischen Epochen und in verschiedenen Politikfeldern unterschiedliche Formen hegemonialer Governance-Institutionen? Diese Fragestellung knüpft an neuere Ansätze in der Theorie der internationalen Beziehungen an, die „Hierarchie“ als eine von Staaten bewusst gewählte Form institutioneller Kooperation und somit als abhängige Variable neu konzipieren. (3) Wie effektiv ist hegemoniale Steuerung? Entgegen einer Annahme, die der gegenwärtigen Diskussion um Hegemonie und Governance implizit zugrunde liegt, können hegemoniale Staaten internationale Institutionen keineswegs nach Belieben gestalten. Tatsächlich hängt die Wirkung von hegemonialer Steuerung erheblich davon ab, wie nicht-hegemoniale Staaten auf die Initiativen eines Hegemons reagieren. Deshalb ist die Frage von zentraler Wichtigkeit, in welchem Grad, warum und in welcher Form die schwächeren Staaten im System hegemoniale Formen von Global Governance unterstützen oder blockieren. Diese Fragen sollen anhand einer breit angelegten quantitativen Analyse der historischen Entwicklung von hierarchischen Formen von Global Governance in Verbindung mit ausgewählten Einzelfallstudien geklärt werden. In den Fallstudien soll es beispielsweise um Initiativen wie die von den USA ins Leben gerufene „Proliferation Security Initiative“ oder um die UN-Sicherheitsratsresolution 1540 gehen.


Politik der Legitimität: Intractable Conflicts and Negotiation Processes

There is a non-negligible number of conflicts in which the resolution processes seem to stumble and lead provisional settlements to rigidify over time, diminishing future prospects for improvement. Strangely enough, most of those conflicts begin as territorial or resource allocation disputes, with competition over formal institutional recognition and representation, nonetheless along the lines of ethnic identity. All that looks manageable in theory, still something must go wrong at the tackling of the contested issues in practice that leads to the breakdown of negotiations, violent escalation, or non-violent protracted stalemate. Such developments earned those conflicts the name “frozen” or “intractable”. Nevertheless, it can be postulated that it is not the conflict incubation process, but, counter-intuitively, the process of resolution efforts that deteriorates the chances of a mutually acceptable and sustainable settlement. In other words, this project takes issue at the assumption that it is in the first place the thorny nature of the issues involved at the conflict, or the constraining conditions imposed by the legal, political, economic, etc. context of the conflict. Instead it focuses upon the process: The way established norms are applied, the way intangible factors are underrated, how misplaced expectations based on past experience guide strategies, or even how omissions and procedural mistakes during the process of conflict resolution eventually trigger off the counterproductive dynamics of irresolvability.


Sicherheitskultur

Sicherheitskultur und Risikopolitik im Wandel

(mit Dr. Stefan Engert, Dr. Julian JunkPhilipp Offermann, Dr. Valentin Rauer, Dr. Gabi Schlag)

Das Vorhaben richtet sich auf die Dimension „Sicherheitskultur“ als konstitutive Rahmenbedingung für die gesellschaftliche Wahrnehmung von Gefahren und Risiken einerseits und die staatliche Sicherheitspolitik andererseits. Unter Sicherheitskultur verstehen wir die Gesamtheit der Überzeugungen, Werte und Praktiken von Individuen und Organisationen, die darüber entscheiden, was als eine Gefahr anzusehen ist und mit welchen Mitteln ihr begegnet werden soll. Mit diesem Begriff wird eine innovative kulturwissenschaftliche Sicht auf die politische Sicherheitslage möglich: Diese wird nicht länger exogen als objektive Bedrohungssituation angesehen, sondern endogen als zumindest teilweise durch gesellschaftliche Normen und Praktiken geprägte Risikosituation verstanden.

 Homepage:


International Risk Governance

(mit Dr. habil. Cornelius Friesendorf)

Je komplexer soziale Handlungszusammenhänge sind, umso größer ist das Risiko, dass politische Steuerung zu unerwünschten Folgen führt. Internationale Politik kann paradox werden, wenn sie mehr Probleme produziert als löst. Die Globalisierung macht die Erforschung dieses lange vernachlässigten Phänomens dringend erforderlich. Das geplante Forschungsprojekt „Rethinking Security Governance“ ist deshalb der Analyse von Ursachen und Folgen nicht-intendierter Konsequenzen globaler Steuerung gewidmet. Seit dem Ende des Ost-West-Konflikts hat sich in den internationalen Beziehungen nämlich ein Paradigmenwechsel vollzogen. Internationale Politik richtet sich nicht mehr in erster Linie reaktiv auf die Abwehr von Gefahren, sondern proaktiv auf das Management von Risiken. Proaktiv ist eine Politik, wenn Entscheidungen in Antizipation zukünftiger Probleme, Bedürfnisse und Veränderungen getroffen werden. Eine Politik, die dieser Maßgabe folgt, verlagert ihre Entscheidungen zeitlich nach vorn und organisatorisch in zunehmend spezialisierte Institutionen und Programme. Damit steigt zum einen die Ungewissheit, unter der Entscheidungen getroffen werden, und zum anderen die Zahl nicht in Betracht gezogener Rahmenbedingungen von Handlungskontexten. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass politische Maßnahmen ihre Zwecke nicht erfüllen, dass sich die Rahmenbedingungen dieser Zwecke nachteilig verändern, oder dass Nebenfolgen unbemerkt kumulieren und die Zweckbestimmung politischer Steuerung konterkarieren – um nur drei Möglichkeiten nicht-intendierter Konsequenzen zu nennen.

Publikationen:

  • Daase, Christopher. 2009j. “International Risks and Risk Governance”. 26.-27. Februar 2009, Hamburg: IFSH Workshop on International Risks of Violence.
  • Daase, Christopher. 2009l. “A Theory of International Risk Policy”. 28.-29. Mai 2009, Sta-vanger: SORISK-Conference on Social Determinants of Risk organized by the Peace Re-search Institute Oslo.
  • Daase, Christopher. 2009q. „Erweiterte Sicherheit. Politische und rechtliche Folgen eines Sprachwandels“. 30.-31. Oktober 2009, Bremen: Konferenz zu Transformation von Recht und Politik globaler Sicherheit. SFB Universität Bremen.
  • Daase, Christopher. 2009s. „Internationale Risiken als Herausforderungen für eine liberale internationale Ordnung“. 11. November 2009, Heidelberg: Gastvortrag Universität Heidelberg.
  • Friesendorf, Cornelius. 2009b. Introduction: The Security Sector and Counter-Trafficking, in: Cornelius Friesendorf (ed.), Strategies Against Human Trafficking: The Role of the Security Sector (Geneva and Vienna: DCAF and Austrian National Defence Academy, 2009), 17-32.

Clausewitz On Small War

It has become fashionable to negate the relevance of Clausewitz and his thinking for understanding today’s wars and militarized conflicts. The changing nature of war, it is said, renders his concepts and ideas obsolete and turns his philosophy of war into a dangerously outdated ideology. Martin van Creveld argues that given the fact that low-intensity conflict is the dominant form of war today, Clausewitz’ thoughts are no longer valid or are simply wrong. Prominent strategists like Edward Luttwak and Steven Metz have supported this view. Similarly, Mary Kaldor has used Clausewitz to define what she calls “old wars” in order to differentiate them from “new wars,” in which substate actors are the predominant force. She argues the need for a non-Clausewitzian understanding of war to comprehend recent changes in the use of political violence. This creed is also the starting point of much of the literature on civil war economies. David Keen thus argues in a distinctly anti-Clausewitzian mode, that war is no longer politics, but economics by other means. Finally, John Keegan questions not only Clausewitz' timeliness, but his entire pertinence. In his view, Clausewitz’ thinking was mistaken from the very beginning and has poisoned not only military but also political planning more broadly. Many of these allegations can be attributed to intellectual ignorance. It is well known that Clausewitz is more often cited than read. He simply stands for a particular image of war which has consolidated through continued misinterpretation of his writings despite a number of attempts to correct such errors. But even authors who defend Clausewitz do so by attacking the critics rather than by pointing out Clausewitz’ analytical strengths. A more compelling strategy would be to demonstrate that the new forms of warfare attest to Clausewitz’ continued relevance and that his ideas about small wars allow a more sophisticated approach to the analysis of political violence than that provided by his critics. Doing so, however, demands that one go beyond his opus magnum “On War” to study the more arcane ma-nuscripts – lectures, memoranda, correspondence – most of which have not been translated into English.

It is our conviction that Carl von Clausewitz was one of the first theorists of wars of national liberation. In his “Lectures on Small War”, given at the Berliner Kriegsschule in 1811/12, he analyzed guerrilla warfare by studying the rebellion in the Vandee 1793-1796, the Tyrolean uprising of 1809 and, most prominently, the Spanish insurrection from 1808 onward. In his famous aide memoire or “Bekenntnisdenkschrift” of 1812, in which he demands a “Spanish civil war in Germany”, Clausewitz outlined a comprehensive guerrilla strategy against Napoleonic France and supported his view with theoretical reflections about the nature of defense and offence. In his posthumously published work “On War” Clausewitz included a short chapter on “The People in Arms” in the sixth book on defense, in which he deals with practical as well as theoretical aspects of popular uprising and guerrilla warfare. It is safe to say that biographically and intellectually “People's War” was at the very beginning of Clausewitz’ career.

As a modest historian Werner Hahlweg wrote in 1986: “Clausewitz describes the nature of guerrilla war with words that are in some aspects still applicable today.” Our claims are bolder. First, Clausewitz provides a superior conceptualization of political violence that offers a descriptive framework for both historical and recent changes in the nature of war, including the emergence of guerrilla warfare and terrorism. Second, Clausewitz offers fresh insights into the dynamics of unconventional warfare and the dialectic of offence and defense which help to explain why actors apply particular strategies and tactics. Finally, Clausewitz' analysis suggests hypotheses on the effects of small wars which may lead to explanations for why big states often loose small wars. Translating and editing Clausewitz’ writings “On Small War” will not only correct our image of Clausewitz as political and military thinker but also will revolutionize our understanding of war.


Entschuldigung und Versöhnung

(mit Dr. Stefan Engert)

Das von der Deutschen Stiftung Friedensforschung an der LMU München geförderte Drittmittelprojekt untersucht die Bedeutung, Rolle und Funktion von zwischenstaatlichen Entschuldigungen als Versöhnungsinstrument nach internationalen Konflikten, in denen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgekommen sind. Es postuliert die Entstehung einer internationalen Norm zur Aufarbeitung von Schuld, fragt, wann und wie eine Entschuldigung gegeben wird (Bedingungsanalyse) und untersucht, ob eine kausale Wirkung der Entschuldigung auf die Versöhnung zwischen dem ehemaligen Täter und Opfer festgestellt werden kann (Prozessanalyse). Der Hypothesentest bzw. Versöhnungsvergleich erfolgt an insgesamt 13 empirischen Fällen, die zusammen mit zwei Doktoranden in München bearbeitet werden.

Publikationen:

  • Engert, Stefan. 2009a. „Politische Schuld, moralische Außenpolitik? Deutschland, Namibia und der lange Schatten der kolonialen Vergangenheit“, in: Harnisch, Sebastian / Maull, Hans W. / Schieder, Siegfried (Hrsg.) 2009: Solidarität und internationale Gemeinschaftsbildung. Beiträge zur Soziologie der internationalen Beziehungen, Campus-Verlag, 277-304.

Friedensmissionen und Gewalteinsatz (Sicherheitssektorreform)

(mit Dr. habil. Cornelius Friesendorf)

In vielen multilateralen Friedensmissionen haben internationale Akteure exekutive Kompetenzen und setzen militärische und polizeiliche Gewalt gegen Akteure wie Aufständische, Kriegsverbrecher und gewalttätige Demonstranten ein. Internationale Akteure können Gewalt auch indirekt exportieren, indem sie die Sicherheitskräfte von ‚Gaststaaten’ im Rahmen traditioneller sicherheitspolitischer Unterstützung oder Programmen der Sicherheitssektorreform (SSR) unterstützen. Internationale Akteure stehen vor der Herausforderung, Gewalt proportional und gezielt einzusetzen und zu exportieren. Dies fordert nicht nur nationales und internationales Recht; übermäßiger Gewalteinsatz und Angriffe auf Unbeteiligte untergraben auch Legitimität und die Chancen auf nachhaltige Stabilität. Dieses Projekt untersucht die Schwierigkeiten ausgewählter Geberstaaten, die richtigen Gewaltmittel zu wählen. Die Fälle von Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Afghanistan zeigen, dass manche westlichen Geberstaaten größere Probleme als andere beim Einsatz von Gewalt hatten und haben. Um diese Differenz zu erklären, untersucht das Projekt innerstaatliche Normen, die den Einsatz militärischer und polizeilicher Gewalt im Ausland beeinflussen. Die Beschreibung und Erklärung nationaler Vorbehalte und Eigenheiten beim Gewalteinsatz in Friedensmissionen schließt eine Lücke in der sicherheitspolitischen Forschung. Diese Forschung konzentriert sich vor allem auf die Frage, ob Staaten militärische Gewalt einsetzen anstatt wie sie sowohl militärische als auch polizeiliche Gewalt einsetzen und exportieren. Darüber hinaus ist das Projekt praktisch relevant. Unterscheidungen zwischen äußerer und innerer Sicherheit, militärischen und polizeilichen Aufgaben und Krieg und Kriminalität verschwimmen immer mehr. Angesichts dieses unübersichtlichen sicherheitspolitischen Umfeldes kann theoretisch angeleitete empirische Forschung dazu beitragen, die Vor- und Nachteile des Einsatzes von Gewalt auszuloten und damit die Effektivität und Gerechtigkeit internationaler Intervention zu verbessern.

Publikationen:

  • Cornelius Friesendorf, Paramilitarization and Security Sector Reform: The Afghan National Police, in: International Peacekeeping 18: 1 (February 2011), 79-95.
  • Cornelius Friesendorf, Problems of Crime-Fighting by ‘Internationals’ in Kosovo, in: James Cockayne and Adam Lupel (eds.): Peace Operations and Organized Crime: Enemies or Allies? (London: Routledge, 2011), 47-67.
  • Cornelius Friesendorf, Should Britain Take Over the Afghan Police from the Germans?, in: Parliamentary Brief (United Kingdom) 13: 6 (April 2011), 29-30.
  • Cornelius Friesendorf, Aufstandsbekämpfung und Bürgernähe: Der schwierige Aufbau der afghanischen Polizei, in: Conrad Schetter und Jörgen Klußmann (eds.): Der Taliban-Komplex: Zwischen Aufstandsbewegung und Militäreinsatz (Frankfurt am Main und New York: Campus Verlag, 2011), 179-201.
  • Elke Krahmann and Cornelius Friesendorf: The Role of Private Security Companies (PSCs) in CSDP Missions and Operations, Study for the Subcommittee on Security and Defence, Policy Department of the Directorate-General for External Policies of the Union, European Parliament, EXPO/B/SEDE/FWC/2009-01/LOT6/10 (Brussels: European Parliament, April 2011) (available at www.europarl.europa.eu/activities/committees/studies/download.do?language=en&file=49068#search=%20private%20military%20companies).
  • Cornelius Friesendorf and Jörg Krempel: Militarized Versus Civilian Policing: Problems of Reforming the Afghan National Police, PRIF Report No. 102 (Frankfurt am Main: Peace Research Institute Frankfurt, 2011).
  • Cornelius Friesendorf und Jörg Krempel: Militarisierung statt Bürgernähe: Das Missverhältniss beim Aufbau der afghanischen Polizei, HSFK-Report No. 9 (Frankfurt am Main: Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, 2010).
  • Cornelius Friesendorf, The Military and Law Enforcement in Peace Operations: Lessons from Bosnia-Herzegovina and Kosovo(Vienna and Geneva: LIT and DCAF, 2010).
  • Cornelius Friesendorf, The Military and the Fight Against Serious Crime: Lessons from the Balkans, in: Connections: The Quarterly Journal 9: 3 (Summer 2010), 45-61.
  • Cornelius Friesendorf, Gefährliche Gemengelage: Polizei, Militär und Probleme von Sicherheitssektorreform in Afghanistan, HSFK-Standpunkt 4/2009 (Frankfurt: Hessische Stifung Friedens- und Konfliktforschung, 2009).
  • Ursula Schroeder and Cornelius Friesendorf: Statebuilding and Organized Crime: Implementing the International Law Enforcement Agenda in Bosnia, in: Journal of International Relations and Development 12: 2 (2009): 137-167.
  • Jörg Friedrichs and Cornelius Friesendorf: The Mercenary Debate: Privatized Security Cripples State-Building – Iraq Is a Case in Point, in: The American Interest 4: 5 (May-June 2009), 43-48.

Menschliche Sicherheit auf dem Westlichen Balkan

The main purpose of the project on Human Security in the Western Balkans (HUMSEC), the Impact of Transnational Terrorism and Criminal Organizations on the Peace-Building Process of the Region, as a Sixth Framework Programme Coordinated Action of the European Commission was to contribute to a better understanding of the linkages between transnational terrorism and organized crime and their impact on the peacebuilding process in the Western Balkans. In order to achieve this objective a network of 16 university and research institutions from the European Union and the Balkans was created, which included experts from different disciplines like international law, criminal law, criminology and political science to allow for a truly interdisciplinary scientific dialogue. Three major areas of research were identified, i.e. the connection between transnational terrorism and criminal organisations in the Western Balkans region, the influence of terrorism and organized crime on state and (civil) society and the impact of transnational terrorism and criminal organisations on the peace-building process of the region, which formed the topics of three annual conferences held in Ljubljana, Sarajevo and Belgrade respectively. The results were published in a series of working papers, in articles published in three consecutive numbers of the electronic HUMSEC Journal and in a book on “Transnational Terrorism, Organized Crime and Peace-building, the State of the Art in Human Security in the Western Balkans”. Also other publications were at least partly inspired by the project. During the three year duration of the project and in reaction to initial findings the focus of the project shifted somewhat from the role of terrorism to the relationship between organized crime and the state. Consequently, the scope of the project experienced a certain enlargement with regard to the relevance of victim’s participation in criminal justice or of nationalist violence by right-wing youth groups for the peace-building process in order to take preliminary results and realities on the ground properly into account.