Öffentliche Kommunikation über Sicherheitsbedrohungen im Wandel

(DVPW Konferenz)

Die öffentliche Kommunikation von Politikinhalten ist Voraussetzung sowohl für die Legitimität als auch für die Effektivität politischer Entscheidungen. Dies ist besonders der Fall bei sicherheitsrelevanten Themen wie z. B. der Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen, der Gefahr von terroristischen Anschlägen oder dem Nutzen von militärischen Auslandseinsätzen. Öffentliche Kommunikation trägt nicht nur zur Aufklärung der Bürger bei, sondern birgt ein hohes Mobilisierungs- und Manipulationspotenzial. In Wohlstandsgesellschaften wie der deutschen steigt wieder (Un-)Sicherheit zur zentralen Drehachse der Politik auf. Vor diesem Hintergrund scheint aktuell das Zusammenspiel zwischen Inhalten, Akteuren und Auswirkungen von Kommunikation über Unsicherheit im Wandel zu sein. Erstens geht die Erweiterung der sicherheitspolitischen Agenda um "zivile Sicherheit" einher mit einer verstärkten Wahrnehmung von Bedrohungen. Zweitens findet eine Pluralisierung von sicherheitspolitischen Akteuren statt: Neben staatlichen Behörden prägen zunehmend die neuen Medien inkl. sozialer Netzwerke, wissenschaftliche Experten, Interessenvertreter von der Hightech-Industrie sowie Bürgerinitiativen die Landschaft der Sicherheitskommunikation. Drittens gibt es unbeabsichtigte Auswirkungen der o.g. Entwicklungen, wie z.B. die Inflation von Schutzansprüchen seitens der Bürger, die potenziell zu Überforderung des Staates sowie zum Vertrauens- und Legitimitätsverlust führen. In diesem Rahmen entstehen folgende Fragen:

  • Wie wird mit Ungewissheit, Dissonanz und Ambiguität in Bedrohungssituationen umgegangen und wie werden komplexe sicherheitspolitische Inhalte in klare Botschaften verpackt, ohne zu populistischen Zwecken missbraucht zu werden?
  • Wie werden Bedrohungen innerhalb des öffentlichen Kommunikationsprozesses inszeniert und dadurch normalisiert, entpolitisiert oder als inakzeptabel stilisiert?
  • Was ist die Rolle der Sicherheitskommunikation während Ausnahmezuständen und welche Widersprüche entstehen im Spannungsfeld zwischen Alarmismus und Verharmlosung, wie z.B. bei den Terrorwarnungen im November 2010?
  • Wie eskalieren Ereignisse letztlich zu Krisen internationaler Reichweite, wie z.B. beim dem AKW-Unfall in Fukushima oder bei der Intervention in Libyen seit März 2011, und wie wird in diesem Kontext Verantwortung und Haftung zugerechnet?

Dieses Panel untersucht diesen Problemkomplex sowohl aus politikwissenschaftlicher als auch aus kommunikations- und medienwissenschaftlicher Perspektive, indem es Mitglieder der DVPW Sektionen "Internationale Politik" und "Politische Kommunikation" zusammen bringt und sie von einer hochkarätigen Praktikerin kommentieren lässt.