Laufende Forschungsprojekte der Abteilung

Stand 06.05.2020


Cryosocieties. Suspended Life - Exploring Cryopreservation Practices in Contemporary Societies

Leitung: Prof. Dr. Thomas Lemke I Laufzeit: 2019-2024 I Förderung: Europäischer Forschungsrat

Die Kryobiologie hat in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erfahren. Immer mehr Arten von Gewebe und zelluläres Material können eingefroren, gelagert und wieder aufgetaut werden, ohne einen nachweisbaren Verlust an Vitalität. Heute stellen kryobiologische Praktiken nicht nur eine wichtige infrastrukturelle Bedingung für viele medizinische Anwendungen und einen wesentlichen Motor biowissenschaftlicher Innovationen dar, sondern sie bilden zentrale Optionen für individuelle Reproduktionsentscheidungen ebenso wie die Erhaltung der globalen Biodiversität.

Das Projekt Cryosocieties untersucht die Auswirkungen der Kryokonservierung auf unser Verständnis des Lebens. Es geht von der These aus, dass kryobiologische Praktiken eine spezifische Form des Lebens hervorbringen, die wir „suspendiertes Leben“ oder im Englischen „suspended life“ nennen. Sie hält vitale Prozesse in einem Schwebezustand zwischen Leben und Tod, in welchem die biologischen Substanzen weder völlig lebendig noch gänzlich tot sind. Ziel des Projekts an der Schnittstelle zwischen Biologie, Soziologie und Technik ist es zu untersuchen, wie Kryopraktiken zeitliche und räumliche Beziehungen und Konfigurationen sowie unser Verständnis von Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, (Un-)Fruchtbarkeit und Nachhaltigkeit verändern. Thomas Lemke und sein Team werden in drei verschiedenen Kontexten untersuchen, wie „suspendiertes Leben“ in aktuellen Praktiken der Kryokonservierung hervorgebracht wird. Die Teilprojekte befassen sich mit dem Einfrieren von Nabelschnurblut als Vorbereitung auf spätere regenerative Therapien, mit der Kryokonservierung von Eizellen für Reproduktionszwecke sowie mit dem Aufbau von Kryobanken für den Erhalt bedrohter oder bereits ausgestorbener Tierarten.


Lab for Studies of Science and Technology

Leitung: Prof. Dr. Thomas Lemke I Laufzeit: seit 2019

The Lab for Studies in Science and Technology (LaSST) is an interdisciplinary research network established in 2019. It brings together sociological, anthropological and geographical expertise to investigate the complex challenges of technoscientific developments in contemporary societies. LaSST is dedicated to initiating collaborative projects in teaching and research, and aims at coordinating the activities of scholars working on science and technology at Goethe University in Frankfurt am Main and beyond.


KlimaRhön. Auswirkungen des Klimawandels auf aquatische Ökosysteme und Wasserversorgung im Biosphärenreservat Rhön: Partizipative Risikobewertung und Entwicklung von Anpassungsmaßnahmen

Leitung: Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink, Prof. Dr. Petra Döll (FB Geowissenschaften/ Geographie) I 2019-2022 I Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie

Wie können Wasserressourcen angesichts von nur unsicher quantifizierbarem Klimawandel und steigendem Nutzungsdruck von verschiedenen Akteuren nachhaltig für Gesellschaft und Ökosystem gemanagt werden?

Ziel des Gesamtprojektes ist es, (1) in partizipativer Art und Weise geeignete Managementstrategien zu entwickeln, um die Wasserressourcen im Biosphärenreservat Rhön, insbesondere seinem hessischen Teil, angesichts des Klimawandels nachhaltig für Gesellschaft und Ökosystem nutzen zu können. Dafür müssen (2) Methoden für eine interdisziplinäre (sozialwissenschaftlich und naturwissenschaftlich) und transdisziplinäre (mit Wissenschaftler/innen und Praxispartner/innen) Wissensintegration entwickelt werden. Praxispartner (d.h. institutionelle Stakeholder) sind ausgewählte, relevante hessische Akteure im Problemfeld, wie der Verwaltungsstelle des hessischen Biosphärenreservats Rhön, (Wasser-)Behörden, zivilgesellschaftliche Organisationen, Unternehmen und andere Interessensvertreter.

Die Problemwahrnehmung und Anpassungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger wird empirisch durch die Projektpartnerinnen erhoben und so in den Partizipativen Prozess eingebracht, sodass Bürgerinnen und Bürger selbst nicht direkt am Prozess teilnehmen. Der genaue Fokus innerhalb des Problemfeldes (beispielsweise Trinkwasserversorgung, Erhaltung des Hochmoores, Wasserüberleitung nach Fulda) wird von den Projektpartnerinnen partizipativ mit den Stakeholdern während des partizipativen Prozesses entwickelt werden. Dieser genaue Fokus wird beispielsweise von der Zusammensetzung der Stakeholder abhängig sein, von deren Problemperspektiven sowie deren speziellen Interessensschwerpunkten.


Contested Legitimacy of Regenerative vs. Established Biomedicine in Brazil

Leitung: Dr. Màrcio Vilar I Laufzeit: 2019-2022 I Förderung: DFG

Ziel meines Vorhabens ist, die Vernetzungen für und die Auswirkungen von immunstimulierenden Therapien als Innovation für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen auf Wissenschaft, Recht und Gesellschaft in Brasilien aus einer ethnologisch-soziologischen Perspektive zu untersuchen.Autoimmunerkrankungen werden weltweit seit einigen Jahrzehnten in der Regel palliativ mit Immunsuppressiva (MTX, Biologicals usw.) behandelt. Um zu verstehen, wie sich Medizinwissenschaft, Recht und Wirtschaft gegenseitig koproduzieren und ihre jeweiligen Grenzen in diesem Kontext verhandeln, nehme ich im Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie einige Immunstimulanzien – vor allem die 'Vacina Antibrucélica' (nun ersetzt durch den ‚Complexo de Amino Ácidos Essenciais‘) und die 'fosfoetanolamina sintética' – in den Blick. Diese Arzneimittel sind in Brasilien entwickelt worden, begegnen als biotechnologische Innovationen für die Behandlung von Autoimmunerkrankungen jedoch legalen Schwierigkeiten bei dem Versuch, von brasilianischen regulatorischen Behörden zugelassen zu werden. Trotzdem nehmen ihre Annahme und Zirkulation im informellen Sektor z. B. durch neue Medien ständig zu. In Zusammenhang damit beschreibe ich bionetzwerkende Praktiken, die Anhänger von life assemblages für regenerative Medizin zur infrastrukturellen, moralischen und rechtlichen Unterstützung von Immunstimulanzien durchführen.Meine Hypothese ist, dass die zunehmende Zirkulation und Annahme von Immunstimulanzien für Autoimmunerkrankungen durch den informellen Sektor und Gerichtsverfahren die Position der Immunsuppressiva als hegemonisches Therapiemodell paradigmatisch bedroht und mit dem globalen Aufkommen der regenerativen Medizin zusammenhängt.


Abgeschlossene Forschungsprojekte:
(Name I Projektleitung I Laufzeit I Förderer

 

ARTENGINE: Artificial Life/Anthropological and Sociological Analysis of Life Engineering

Prof. Dr. Thomas Lemke I 2017-2019 I Marie Skłodowska-Curie Fellowship (Horizon 2020)

Die Personalisierung der Depression – Voraussetzungen, Dynamiken und Implikationen der psychiatrischen Biomarker-Forschung

Prof. Dr. Thomas Lemke I 2017-2019 I DFG

Anlageträger. Genetisches Wissen und die Entstehung einer neuen biosozialen Identität

PD Dr. Peter Wehling I 2015-2020 I DFG

Die Regierung der Dinge. Grundlagen und Perspektiven des Neuen Materialismus

Prof. Dr. Thomas Lemke I 2015-2016 I Volkswagenstiftung (Opus Magnum-Programm)

Demografisierung des Politischen? Eine intersektionale Analyse deutscher Familien- und Migrationspolitik seit Mitte der 1990er Jahre

Dr. Susanne Schultz I 2014-2018 I DFG

Die mediatisierte Fertigung und Verwertung politischer Positionen im Parlamentsbetrieb

Prof. Dr. Thomas Scheffer I 2013-2017 I DFG (SPP "Mediatisierte Welten")

Epidemiologische Risiko-Scores als Instrumente des Wissenstransfers

Prof. Dr. Susanne Bauer, Dr. Katrin Amelang I 2013-2016 BMBF („Ethische, rechtliche und soziale Aspekte des Wissenstransfers zwischen den modernen Lebenswissenschaften und der Gesellschaft“). Verbundprojekt mit Berlin School of Public Health, Charité Universitätsmedizin Berlin (Dr. Christine Holmberg, Dr. Ute Kalender)

Präkonzeptionelle Genträger-Tests auf seltene Erkrankungen: Soziale Implikationen, ethische Problemstellungen und die Perspektive von Patientenorganisationen.

PD Dr. Peter Wehling I 2013-2015 I BMBF

Polizeiliche Prävention als Wissensarbeit (dt.-frz. Kooperationsprojekt)

Prof. Dr. Thomas Scheffer I 2013-2015 I BMBF

Political Numbers.

Dr. Endre Dányi I 2012-2018 I Eigenförderung

Sozialwissenschaftliche und ökologische Begleitforschung der „Allianz der Elektromobilität“ in der Modellregion Rhein-Main. Teilprojekt: Elektromobilität im Kontext von Arbeit und Leben.

Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink I 2012 – 2015 I Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)

Open Innovation: New Organizational Forms in Collaborative Innovation - How Companies Transform to Innovate with Online-Communities

Dr. Raphael Menez/ Dissertation Dipl. Soz. Daniel Kahnert I 2011 bis 2016 I Eigenförderung

Enacting Pregnancy: Ultraschallbilder in der pränatalen Diagnostik.

Dr. Eva Sänger I 2010-2014 I DFG

Genetische Diskriminierung in Deutschland: Eine Untersuchung zu Erfahrungen von Benachteiligung und Andersbehandlung aufgrund genetischer Krankheitsrisiken.

Prof. Dr. Thomas Lemke, Prof. Dr. Katharina Liebsch I 2011-2013 I BMBF

Innovation als sozialer Prozess: Solidarische Landwirtschaft als soziale Innovation und die Analyse von Diffusionschancen und -barrieren. Lehrforschungsprojekt.

Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink und Dr. Raphael Menez I 2012 – 2013 I Eigenförderung.

Praxeologien des Körpers. Interdisziplinäres DFG-Netzwerk (Frankfurt/Kassel)

Dr. Ulrike Manz (Sprecherin Frankfurt) I 2010-2014 

Soziale, politische und ethische Implikationen der Nutzung von DNA-Analysen in Einwanderungsverfahren

Prof Dr. Thomas Lemke I 2010-2013 I BMBF