Die Konstruktion technisch vermittelter Sozialität. Zur Erzeugung von Interaktivität bei Robotern

von Jens Koolwaay

In der Techniksoziologie und in der Soziologischen Theorie gab es in der vergangenen Dekade wiederholt umfangreiche Debatten über die Verortung des Handlungsbegriffs wenn komplexe Technik an dem Vollzug einer Handlung beteiligt ist. Dabei haben sich insbesondere Konzepte prominent platzieren können, die die Handlungsträgerschaft sowohl auf den Menschen als auch auf die Technik verteilen. Dies ist der erste Ursprung meines Promotionsprojekts. Ich möchte die wesentlichen Konzepte aufgreifen und sie auf den zweiten Ursprung beziehen.

Der zweite Ursprung konstatiert, dass interaktive Roboter in einem Stadium sind, das Labor zu verlassen und in die soziale Welt zu treten. Interaktive Roboter sollen in einem menschnlichen Umfeld Tätigkeiten ausführen, die einen Grad an Sozialtität aufweisen, in dem sie andere Akteure in Ihr Tun mit einbeziehen müssen.

Interaktive Roboter bringen die Besonderheit mit, dass sie das Labor noch nicht dauerhaft verlassen haben und somit gibt es noch keine interaktiven Roboter in dauerhaft etablierten, alltäglichen sozialen Interaktionen oder Interaktivitäten mit dem Menschen. Die Roboterprojekte befinden sich an der Schwelle zur sozialen Umsetzung.

Mein Promotionsprojekt greift diese Besonderheit auf und versucht nicht nachzuzeichen, wie der Mensch den Roboter wahrnimmt, sondern möchte die sozialen Dimensionen aufzeigen, die involviert sind, wenn ein Roboter mit einem Menschen interagieren soll und die auf eine spezifische Weise in den Roboter inskribiert werden. Dafür betrachte ich den Roboter aus der Perspektive des Konstrukteurs. Die grundsätzliche Frage ist, wie werden Roboter konstruktiert, entwickelt und gestaltet, damit sie mit Menschen interagieren können. In dem ich die soziale Praktik der Roboterentstehung nachzeichne, kann ich die in ihm enthaltenen sozialen Manifestationen sichtbar machen.

Das Forschungsdesign ist qualitativ. Der methodologische Rahmen der Arbeit ist die Grounded Theory. Die zugrundeliegende Prämisse geht davon aus, dass das Feld der Robotik ein Feld ausgehandelter Ordnung ist (Strauss), in welchem die Konstrukteure auf der Grundlage der spezifischen Bedeutungen, Strategien und Ziele handeln. Diese entstehen durch den Prozess der sozialen Interaktion (Blumer) und finden ihre Objektivation (Berg/Luckmann) in dem Roboter und in der Beschreibung des Konstruktionsprozesses. Daher kann die Konstruktion der Interaktivität über die Objektivationen analyisiert werden, die die Konstrukteure selbst machen.

Die Ergebnisse werden schließlich wieder an den ersten Ursprung zurückgeführt. Dabei werden die wesentlichen Theorien (Latour, Suchman, Rammert, Schulz-Schaeffer, Weyer) dahingehend überprüft, ob sie in Bezug auf interaktive Roboter eine umfängliche Aussagekraft haben oder ob sie modifiziert werden müssen.