Vortrag von Marc Torka: Intellektuelle Krisenbearbeitung

Sozialisation und Betreuung von Promovierenden als eine professionelle Praxis

Veröffentlicht am: Dienstag, 24. November 2015, 13:30 Uhr (20151124)

MONTAG, 07. DEZEMBER 2015
19 UHR c.t.
VERANSTALTUNGSORT
INSTITUT FÜR SOZIALFORSCHUNG
SENCKENBERGANLAGE 26
60325 FRANKFURT AM MAIN
RAUM I

Im öffentlichen und akademischen Diskurs über die Sozialisation des wissenschaftlichen Nachwuchses
ist aus dem Blick geraten, dass es sich hierbei um eine strukturell krisenanfällige professionelle
Praxis handelt. In allen Hochschulsystemen und Disziplinen hat sich deshalb ein professionelles
Arbeitsbündnis besonderer Art herausgebildet, das man als »Betreuung« oder »Supervision
« von Promovierenden bezeichnet. Gegen ein solches Verständnis richten sich mindestens
zwei Einwände, die auf eine Deprofessionalisierung hinauslaufen: Zum einen kritisiert die Wissenschaftspolitik
die geringe Berechenbarkeit der bisherigen professionellen Praxis und schlägt mit dem
Aufbau von formalen Organisationen eine andere Problemlösung vor. Zum anderen erscheint es
angesichts vielfältiger Disziplinen unwahrscheinlich, von einer einheitlichen professionellen Praxis
auszugehen. Vor diesem Hintergrund arbeitet der Vortrag auf der Basis einer Untersuchung der
Promotions- und Betreuungspraxis in unterschiedlichen disziplinären und organisatorischen Kontexten
übergreifende Strukturmerkmale dieses wissenschaftlichen Arbeitsbündnisses heraus. In ihm
bilden wechselseitige Freiwilligkeit und Abhängigkeit, Autonomiebehauptung und -verlust, Lösung
und Erzeugung intellektueller Krisen sowie wechselseitige Leistungsbeziehungen eine in sich paradoxe
Einheit. Diesbezüglich weist sie Gemeinsamkeiten und charakteristische Unterschiede zu
anderen professionellen Arbeitsbündnissen auf. Insgesamt wird argumentiert, dass man trotz disziplinärer
Differenzierung und institutioneller Restrukturierung Elemente einer gemeinsamen professionellen
Praxis in der Innenwelt der Wissenschaft findet. Folglich bilden disziplinäre Differenzierung,
neue Governanceformen und Professionalisierung keinen Gegensatz und sollten in ihrem Verhältnis
zueinander analysiert werden.

Weitere Informationen finden Sie auf dem Flyer.