Workshop: Populism, Prejudices, and Perspectives. Italy and Germany in Today's Europe

11.11.2016 und 12.11.2016 I Seminarhaus SH 4.106 I Campus Westend I Goethe Universität

Veröffentlicht am: Dienstag, 01. November 2016, 16:30 Uhr (2016-12)

In öffentlichen Diskursen zu europäischer Politik ist oftmals von wachsenden populistischen Strömungen die Rede, insbesondere wenn die derzeitige Krise der Europäischen Union hinsichtlich des wieder auflebenden Nord-Süd-Gefälles thematisiert wird. Diese Tendenz zeigte sich nicht nur im Rahmen der vergangenen Europawahlen (2014), sondern spiegelt sich auch im allgemeinen Wahlverhalten auf Nationalstaatsebene oder diversen Protestbewegungen wider. Über eine genaue Definition des Begriffs Populismus besteht in den Sozialwissenschaften zwar weiterhin Uneinigkeit, fest steht aber, dass Stereotypen und Vorurteile gegenüber „anderen“ in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle spielen. Das ehrwürdigste Ziel der EU ist aber seit jeher die Integration verschiedener europäischer Länder, Kulturen und Identitäten. Allerdings muss eingestanden werden, dass sich dieser Prozess als länger und steiniger herausgestellt hat, als es so manche politische Vordenker der Vergangenheit vorhergesagt haben. Es scheint sogar eher, dass sich aktuell gegenteilige Entwicklungen beobachten lassen: Ereignisse wie die Eurokrise, mit ihren vielschichtigen Auswirkungen auf nationale Sparprogramme, scheinen eine Neubelebung von gegenseitigen Vorurteilen innerhalb der EU und damit eine immer größere Spaltung zwischen einzelnen Mitgliedsstaaten hervorgebracht zu haben. Die jüngsten Diskussionen zu der Verteilung von Flüchtlingen in Europa, Fragen zum europäischen Grenzschutz oder der Zuweisung von Finanzmitteln scheinen diese bedauerlichen Entwicklungen noch zu verstärken.

Die Folgen dieser akuten Krisenherde lassen sich unserer Ansicht nach wie folgt beschreiben: Erstens besteht, auf supranationaler Ebene, die Gefahr einer wachsenden Ablehnung des europäischen Projekts (nicht nur bezogen auf eine rein institutionelle Integration der EU, sondern auch auf den europäischen Austausch in politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und technologischen Bereichen). Zweitens stellen, auf binationaler Ebene, Stereotypen und Vorurteile bis dahin bewährte Kontakte, Verhandlungsmuster und Wahrnehmungen zwischen Nationalstaaten in Frage.

Wir untersuchen diese Phänomene in erster Linie hinsichtlich der deutsch-italienischen Beziehungen, berücksichtigen aber auch andere europäische Länder wie Griechenland, Portugal oder Spanien.

Das Programm des Workshops finden Sie hier

Finanzierung: Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)

Prof. Dr. Claudius Wagemann (Goethe Universität Frankfurt am Main)
Prof. Dr. Simona Piattoni (Universität Trento)
Prof. Dr. Luca Verzichelli (Universität Siena)