Die Entwicklung der politischen Krise im größten und einflussreichsten Land Lateinamerikas hat die Aufmerksamkeit auf die Zukunft der Demokratie in Brasilien gerichtet. Der ‚parlamentarische Putsch’ gegen die demokratische gewählte Präsidentin Dilma Rousseff ist zum Auslöser tiefer struktureller Veränderungen in der brasilianischen Politik geworden: Die Eroberung der Macht durch traditionelle und neokonservative politische Eliten ermöglicht nun Verfassungsänderungen, deren Folgen zu einem massiven Rückschritt der Demokratie beitragen. Mittels einer Finanzreform, die das öffentliche Budget beschränken soll, bringt eine Verfassungsänderung die bereits gesichert geglaubten sozialen und politischen Rechte in Gefahr. Gleichzeitig tragen die Deinstitutionalisierung des Konfliktes und die Entpolitisierung der eigentlichen politischen Arena insgesamt dazu bei, dass politische und soziale Konflikte paradoxerweise gleichzeitig verschärft und verdrängt werden.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Zeit und Ort:

Mittwoch, 15. Februar 2017, 18 Uhr c.t., Seminarhaus, SH 0.109

Referenten:

Pedro Henrique Ribeiro (Moderation und Einführung)

Zur Person: Pedro Henrique Ribeiro studierte Sozialwissenschaften an der Universität zu Sao Paulo (USP) und Rechtswissenschaften an der Katholischen Universität Sao Paulos (PUC-SP). Er ist DAAD-Fellow und promoviert am Institut für Öffentliches Recht der Goethe-Universität (Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Recht und Theorie der Medien).

Prof. Dr. Marcelo Neves

Zur Person: Professor für Öffentliches Recht und Rechtstheorie an der Universität von Brasilia. Gegenwärtig ist Marcelo Neves Gastwissenschaftler am Max Planck Institut für Europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt.

Titel des Vortrags: „Verfassungskrise und Systemkorruption: Zwischen Justizialisierung der Politik und Politisierung der Gerichtsbarkeit“

Prof. Dr. Jens Borchert

Zur Person: Professor für Politische Soziologie und Staatstheorie am Institut für Politikwissenschaft der Universität Frankfurt.

Titel des Vortrags: „Das Versagen der politischen Eliten in Brasilien und die Zukunft der brasilianischen Demokratie“