Who's afraid of gender? Wer hat Angst vor Gender?

Cornelia Goethe Colloquien (Sommersemester 2017)

Veröffentlicht am: Donnerstag, 30. März 2017, 10:12 Uhr (2017033001)

Lange Zeit als exotisches ‚kleines Fach‘ geführt, haben sich Gender Studies im Verlauf der
vergangenen dreißig Jahre international, aber auch an deutschen Hochschulen etabliert und
im universitären Kanon verankert. Kritik daran gab es immer, jedoch nie zuvor in einer
solchen Lautstärke wie heute. Selten hat der Begriff Gender in der großen Politik eine solche
Rolle gespielt wie anno 2017. Nicht nur an den Rändern, sondern immer mehr auch in der
Mitte des politischen Spektrums wird neben dem Neoliberalismus und der Globalisierung auch
Gender für die gesellschaftlichen Krisen der Gegenwart verantwortlich gemacht. So mehren
sich in Parteiprogrammen Forderungen nach einer Abschaffung des „Gendermainstreaming“,
der Gender-Diskurse und der Gender Studies.

Wie konnte es dazu kommen? Wie konnten ein theoretisches Konzept und sein interdisziplinäres
Forschungsfeld in diesem Maß zum Fokus und Kristallisationspunkt gesellschaftlicher Ängste und
an diese appellierender politischer Rhetorik werden?

Die Vorlesungsreihe „Wer hat Angst vor Gender?“ geht diesen Fragen nach und nimmt die Ängste
der Menschen insofern ernst, als sie die Positionen und Politiken des Anti-Genderismus in einer
interdisziplinären Perspektive offen und kritisch rekonstruiert. Das Spektrum reicht dabei von der
neuesten medizinischen Forschung, die zeigt, dass Geschlecht keineswegs als so fixiert zu verstehen
ist, wie dies Anti-Genderist*innen aus der Biologie suggerieren, über die Soziologie, die Publizistik
und die Medienforschung bis zur katholischen Theologie.
Ziel der Reihe ist es, den Anti-Genderismus in ein reflektiertes Verhältnis zu den Positionen der
Genderforschung zu setzen und eine Kartographie der gegenseitigen Beunruhigungen zu entwerfen,
aus der ersichtlich wird, wer genau, weshalb und mit welcher Berechtigung Angst vor Gender hat.

alle Vorträge:
jeweils mittwochs, 18:00 - 20:00 Uhr c.t.
Goethe-Universität, Campus Westend, PEG-Gebäude, R. 1.G 191 und Festsaal Casino (Raum 823)

 

26.04.2017
Nadine Hornig (Universität Kiel)
Understanding Gender – vom Einfluss von Genen und Hormonen auf unser physisches und psychisches Geschlecht
10.05.2017
Regina Ammicht Quinn (Universität Tübingen)
Hat Religion ein Geschlecht? Eine umstrittene Analysekategorie und ihre Auswirkungen
17.05.2017
Ilse Lenz (Bochum/Frankfurt)
Gender als Skandal? Zum neuen Antigenderismus: Diskurse und Akteure
14.06.2017
Stefan Timmermanns
(Frankfurt University of Applied Sciences)
Sexualpädagogik im Kreuzfeuer einer reaktionären Medienkampagne
28.06.2017
Kathrin Peters (Universität der Künste Berlin)
Gender und Medien: Zum Zwischenstand einer Debatte
05.07.2017
Carolin Emcke
(Berlin)
Gegen den Hass oder: Die Ordnung der Reinheit

Das Programmheft finden Sie hier.