EU fördert Forschung zu Kryogesellschaften und Immunsystem

Goethe-Uni wirbt zwei ERC-Advanced Grants ein/ Je 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre

Veröffentlicht am: Montag, 09. April 2018, 16:23 Uhr (09-01)

EU fördert Forschung zu Kryogesellschaften und Immunsystem

Goethe-Uni wirbt zwei ERC-Advanced Grants ein/ Je 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre

FRANKFURT. Zwei ERC-Advanced Investigator Grant des Europäischen Forschungsrats mit je 2,5 Millionen Euro gehen an Forscher der Goethe-Universität Frankfurt. Der Soziologe Prof. Thomas Lemke erforscht die gesellschaftlichen Auswirkungen der Kryobiologie, die sich mit dem Einfrieren und der dauerhaften Konservierung organischen Materials beschäftigt. Der Biochemiker Prof. Robert Tampé will die verschlungenen Pfade des Immunsystems innerhalb der Zelle aufklären.

Projekt „Cryosocieties“ erforscht „suspendiertes Leben“

Die Kryobiologie hat in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Aufschwung erfahren. Immer mehr Arten von Gewebe und zelluläres Material können eingefroren, gelagert und wieder aufgetaut werden, ohne einen nachweisbaren Verlust an Vitalität. Heute stellen kryobiologische Praktiken nicht nur eine wichtige infrastrukturelle Bedingung für viele medizinische Anwendungen und einen wesentlichen Motor biowissenschaftlicher Innovationen dar, sondern sie bilden zentrale Optionen für individuelle Reproduktionsentscheidungen ebenso wie die Erhaltung der globalen Biodiversität.

„Im Projekt Cryosocieties möchte ich die Auswirkungen der Kryokonservierung auf unser Verständnis des Lebens untersuchen. Ich gehe von der These aus, dass kryobiologische Praktiken eine spezifische Form des Lebens hervorbringen, die ich „suspendiertes Leben“ oder im Englischen „suspended life“ nenne. Sie hält vitale Prozesse in einem Schwebezustand zwischen Leben und Tod, in welchem die biologischen Substanzen weder völlig lebendig noch gänzlich tot sind“, erklärt Prof. Thomas Lemke vom Institut für Soziologie. Ziel des Projekts an der Schnittstelle zwischen Biologie, Soziologie und Technik ist es zu untersuchen, wie Kryopraktiken zeitliche und räumliche Beziehungen und Konfigurationen sowie unser Verständnis von Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, (Un-)Fruchtbarkeit und Nachhaltigkeit verändern. Lemke und sein Team werden in drei verschiedenen Kontexten untersuchen, wie „suspendiertes Leben“ in aktuellen Praktiken der Kryokonservierung hervorgebracht wird. Die Teilprojekte befassen sich mit dem Einfrieren von Nabelschnurblut als Vorbereitung auf spätere regenerative Therapien, mit der Kryokonservierung von Eizellen für Reproduktionszwecke sowie mit dem Aufbau von Kryobanken für den Erhalt bedrohter oder bereits ausgestorbener Tierarten.

Informationen:
Prof. Dr. Thomas Lemke, Institut für Soziologie, Fachbereich 3, Campus Westend, Tel.: (069) 798 36664, lemke@em.uni-frankfurt.de

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