Philipp Erbentraut erhält John F. Kennedy Memorial Fellowship an der Harvard University

Der Parteienforscher beschäftigt sich dort mit den Debatten um die Krise der Parteiendemokratie

Veröffentlicht am: Dienstag, 14. August 2018, 09:40 Uhr (14-01)

Philipp Erbentraut hat für das akademische Jahr 2018/19 ein John F. Kennedy Memorial Fellowship an der Harvard University eingeworben und wird von September 2018 bis Juni 2019 für zehn Monate am renommierten Minda de Gunzburg Center for European Studies zur Krise der Parteiendemokratie forschen. Das Stipendium in Höhe von 60.000 US-Dollar wird auf amerikanischer Seite direkt von der Harvard University finanziert. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat auf deutscher Seite die Vorauswahl der Kandidaten getroffen und übernimmt die Reisekosten und einige andere Leistungen.

Ziel des Programms ist laut DAAD „die wissenschaftliche Weiterqualifikation von promovierten deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Center for European Studies (CES) der Harvard University in den Fachgebieten Politische Wissenschaft, Zeitgeschichte, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Politische Ökonomie, Anthropologie und Public Policy“. Das Minda de Gunzburg Center for European Studies wurde 1969 gegründet und gilt als interdisziplinäre Begegnungsstätte für Forscher aus aller Welt. Aus Deutschland können pro Jahr maximal drei Bewerber mit einem der begehrten Kennedy-Fellowships gefördert werden. Zu den früheren Stipendiatinnen zählt unter anderem die heutige Präsidentin der Goethe-Universität Birgitta Wolf.

Als Teil seines Habilitationsprojekts wird Philipp Erbentraut am CES den Spuren des russischen Politikwissenschaftlers und späteren Duma-Abgeordneten Moisei Ostrogorski (1854-1921) folgen. Ostrogorski verglich als Erster die Parteiensysteme der USA und Großbritanniens miteinander. Er kritisierte die undemokratischen Tendenzen der Parteiorganisationen im Zeitalter der Massendemokratie und forderte die generelle Abschaffung aller permanenten Parteien und ihre Ersetzung durch spontane ad hoc-Bündnisse („Nieder mit den Parteien, hoch die Ligen.“). Besonders die beginnende deutsche Parteiensoziologie um Max Weber und Robert Michels wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts maßgeblich von Ostrogorskis Werk geprägt.

Über die ideengeschichtliche Rekonstruktion hinaus geht es in Philipp Erbentrauts Projekt jedoch vor allem um die Frage, welche Anregungspotenziale Ostrogorski für unsere gegenwärtigen Debatten um die Krise der Parteiendemokratie bereithält.

Philipp Erbentraut ist seit Herbst 2015 als Akademischer Rat an der Professur für Politische Soziologie und Staatstheorie tätig (Professur Jens Borchert) und wird nach seinem Forschungsaufenthalt in den USA zum Wintersemester 2019/20 an die Goethe-Universität zurückkehren.


Informationen:

Dr. Philipp Erbentraut (Link zur Webseite)

Fachbereich 03 - Gesellschaftswissenschaften
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