Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
Institut für Soziologie
Campus Westend PEG
Theodor-W.-Adorno-Platz 6
60629 Frankfurt am Main
E-Mail: lutz@soz.uni-frankfurt.de
Professorin Lutz ist seit dem 01.10.2021 in Rente. Sie nimmt daher keine Bachelor- und Magisterarbeiten an, auch keine Prüfungen mehr.
How do migrants make settlement plans and do these plans change when implemented? How do migrants change decisions, when faced with certain formal and informal social protection structures? The project proposes the multiple case-studies research on Russian-speaking Koreans, or koryo-saram as transnational migrants in South Korea and their settlement decisions in the context of inequalities they face. The main question of the project is how the plans and adaptation strategies of people change as they face the inequalities in their search for employment, accommodation, social security and other settlement practices. The project particularly investigates how the assemblages of formal (based on legal acts, state welfare policies) and informal (kinship and friendship based social network) social protection, as well as agency characteristics (prone to change, agile goal setting, entrepreneurial abilities and independence in decision-making) and the role of gender-specific responsibilities in the life-course affect the settlement practices of the migrants.
Using multi-sited research technique, transnational approach, grounded theory and the multiple case-studies as the main research strategy I will try to find out the systemic outcomes of certain settlement decision-making schemes. The interviews will be respectively conducted transnationally in Korea and home-countries of the migrants (Uzbekistan, Kazakhstan, Russia/Ukraine). The data collection will be carried out in two rounds of interviews. The first round will be done among potential migrants in home-countries and will aim at theoretical sampling of the koryo-saram migrants, namely, to find out general intentions of executing the process of migration. The second round of interviews will aim at comparing and analyzing the intentions and real behavior of migrants in South Korea in the process of settlement after coming to South Korea.
The main question of the proposed project is how and to which extent both formal and informal social protection contribute to the social incorporation of koryo-saram migrants in South Korea, and especially, how the individual positions of migrants and their agency is influenced by their age, gender, education, transnational life-course trajectory. The novelty of this case study is in applying transnational social protection lens on one of the East Asian contexts, therefore changing the euro-centrism of the transnational studies on migration and welfare that exist by far.
Key words and concepts: Koryo-saram diaspora in South Korea, economic migration, social inequalities, social protection arrangement, life chances, heterogeneities of migrants, transnationality, transnational social spaces, social remittances, migration-development nexus, diaspora migration, institutional change.
Zusammenfassung
Die zunehmende Privatisierung
und Ökonomisierung öffentlicher Aufgaben hat in den westlichen
Wohlfahrtsstaaten zu einer Expansion des Dienstleistungsmarktes geführt,
zu dem insbesondere die Pflege und medizinische Versorgung gehören. Ein
Charakteristikum dieser Entwicklung ist die Ausbildung transnationaler
Care Spaces, bei der Agenturen grenzüberschreitender Pflege- und
Betreuungsleistungen eine Schlüsselrolle zukommt. Die Untersuchung der
Rolle von Vermittlungs-agenturen im Bereich der 24-Stunden-Betreuung
pflegebedürftiger Personen in deutschen Privathaushalten ist Ziel dieses
Dissertationsvorhabens. Da jene in den Forschungen zu transnational
erbrachter Care Work bislang meist nur eine Randstellung einnehmen, soll
so ein Beitrag zur Behebung dieser Forschungslücke geleistet und auf
die wachsende Relevanz dieser Akteursgruppe als Bindeglied zwischen
Angebots- und Nachfrageseite aufmerksam gemacht werden. These ist, dass
sich mit dem Eintritt der Agenturen in den Markt auf der
organisationalen Ebene zwar sukzessive eine Formalisierung vollzieht,
zentrale Charakteristika der zuvor informell erbrachten Arbeit jedoch
erhalten bleiben und Ungleichheitsverhältnisse somit perpetuiert werden.
Verfolgt wird eine systematische Betrachtung der Makro- und Mesoebene
in ihrem Zusammenspiel. Dementsprechend richten sich die
Forschungsfragen einerseits auf die institutionelle Einbettung der
Vermittlungsagenturen sowie andererseits auf deren organisationale
(Handlungs-)Strukturen und die ihrem unternehmerischen Handeln zugrunde
liegenden Normen und Legitimationsmuster. Unter Zugrundelegung einer
intersektionalen und transnationalen Perspektive werden dafür
verschiedene theoretische Ansätze trianguliert, wobei dem Regime-Ansatz
und den Ansätzen der Institutional Logics bzw. des Französischen
Pragmatismus besondere Bedeutung zukommt. Um eine angemessene Erfassung
der beiden zu untersuchenden Ebenen zu gewährleisten, wird ein
Mixed-Methods-Design gewählt: Die Erschließung Makroebene erfolgt anhand
einer erfolgt anhand einer Literatur- und Dokumentenanalyse, die
Mesoebene vornehmlich mittels empirischer Zugänge: Zunächst werden alle
deutschsprachigen Anbieterwebsites, die eine Vermittlung in die global
city Frankfurt am Main anbieten, erhoben, deskriptiv-quantitative
Ausprägungen erfasst und interpretiert; dem folgt eine qualitative
Analyse einer Fallauswahl von Websites sowie teilstrukturierter
Expert_Innengespräche mit Agenturvertreter_innen. Eine systematische
Zusammenführung der Analyseschritte im Kontext transnationaler
Gerechtigkeit bildet den abschließenden Teil der Arbeit.
Im Zentrum des Dissertationsprojektes steht die empirisch verankerte Erarbeitung einer feministischen, empirisch begründeten Theorie von Liebesbeziehungen als Orte der Herstellung, Verhandlung und Aufhebung von Identitäten, Zugehörigkeiten und Differenzen. Dabei werden vor allem intersektionelle Herstellungsprozesse von Gender und jüdischer und/oder deutschen Identitäts- und Differenzkonstruktionen in den Blick genommen.
Die Dissertation hat zwei Ausgangspunkte. Der erste ist, sich Liebe als eigenständigem Forschungsgegenstand feministischer Analyse zuzuwenden. In Liebesbeziehungen werden Geschlechterverhältnisse und andere Ungleichverhältnisse und damit zusammenhängenden Gefühlsarbeiten (re)produziert, verändert, aufgehoben oder legitimiert. Der zweite Ausgangspunkt ist die Feststellung von Kurt Grünberg in seiner Studie „Liebe nach Auschwitz“ (2000), dass Liebesbeziehungen den wohl intimsten Kontakt zwischen Nachkommen von Überlebenden der Shoah und Nachkommen von Täter*innen, Mitläufer*innen und Nazi-Sympathisant*innen in Deutschland bilden. Vor dem Hintergrund einer postnationalsozialistischen Gesellschaft stellt sich die Frage, wie vergangene und gegenwärtige gesellschaftliche Dominanzverhältnisse intime Beziehungen und Liebesbeziehungen prägen – oder ob und wie sie davon unberührt bleiben. Die beiden Ausgangspunkte sollen in einer biographieanalytischen Studie miteinander verknüpft werden, in der biographisch-narrative Interviews mit Menschen, die sich jüdisch identifizieren, durchgeführt werden.
Außerdem sollen forschungsethische Überlegungen in Hinblick auf Theoriebildungsprozesse, Methodenentwicklung und Ergebnisdarstellung im Kontext der „negativen deutsch-jüdischen Symbiose“ (Diner 1986) einerseits und einer feministischen Epistemologie des „situierten Wissens“ (Haraway 1988) andererseits entwickelt werden, da die individuelle, familiäre und soziale Verstrickung mit dem Nationalsozialismus keine Position der Unbeteiligtheit zulässt und eine reflektierte und selbstkritische Positionierung von mir als nicht-jüdischer Forscherin verlangt.
Dissertationsprojekt
Männer, Männlichkeit und Flucht: Geschlechtskonstruktionen in Lebensgeschichten aus Eritrea geflüchteter Männer
In der Männer- und Fluchtforschung wird Flucht meist als Problem für die männliche Identität betrachtet, da Identitätskonstruktionen über die Erwerbsarbeit, die Rolle als Familienernährer und eine autonome Lebensplanung wegfallen. Unberücksichtigt bleiben Männer, für die diese Konstruktionen bereits im Herkunftskontext eingeschränkt realisierbar sind.
In diesem Forschungsprojekt wird gefragt, wie diese Männer in der Erzählung ihrer Lebensgeschichten Identität konstruieren und welche Rolle dabei Geschlecht, Nation, Ethnie und Klasse spielen. Als Fluchtkontext wird Eritrea betrachtet, da dort die Hauptursache für Flucht nicht Krieg, sondern staatliche Marginalisierung im Militär- und Nationaldienst ist. Auf theoretischer wie methodischer Ebene wird eine intersektionale und postkoloniale Perspektive eingenommen, durch die reduktionistische Betrachtungen von geflüchteten Männern als ‚kulturell anders‘ abgebremst, kontextualisiert und verkompliziert werden. Zur Erhebung werden in Deutschland fünfzehn aus Eritrea geflohene Männer biographisch-narrativ interviewt. Die Analyse erfolgt mit einer biographischen Fallrekonstruktion nach Rosenthal. Mit ihr kann gezeigt werden, welche Identitätskategorien für geflüchtete Männer aus Eritrea von Relevanz sind, wie diese ausgestaltet werden und wie gesellschaftliche Diskurse und soziale Strukturen in den erzählten Lebensgeschichten verhandelt werden.
Das Dissertationsprojekt liefert somit einen wichtigen Impuls zur wissenschaftlichen Betrachtung des komplexen Verhältnisses von Männern, Männlichkeit und Flucht.
Dr. Flaminia Bartolini
Strained Intimacies. Experiences, struggles and negotiations of migrant women living in illegality
Dr. des. Celine Camus
The Glass ceiling at the university: from under-representation to gender contestations
Dr. des. Marija Grujic
Belonging in unhomely homelands _ Intersections between internal displacement and gendered nationalism among Kosovo Serbs
Dr. Katrin Huxel
Männlichkeit, Ethnizität und Jugend. Präsentationen von Zugehörigkeit im Feld Schule, Wiesbaden 2014, 280 S.
http://www.springer.com/springer+vs/soziologie/migration/book/978-3-658-06095-4
Dr. Juliane Karakayali
Transnational Haushalten: Biographische Interviews mit "care workers" aus Osteuropa, Wiesbaden 2010, 336 S.
http://www.springer.com/springer+vs/soziologie/familiensoziologie/book/978-3-531-17018-3
Dr. des. Eliane Kurz
Zwischen Theorie und Praxis: Konzeptualisierung von Differenz: Intersektionalität in feministischer Praxis
Dr. Veronika Ott
Soziale Arbeit - Sexarbeit - Menschenhandel: Ambivalenzen im Feld der Fachberatungsstellen, Hamburg 2017, 432 S.
http://www.marta-press.de/cms/verlagsprogramm-sachbuch/ott-sexarbeit
Dr. Ewa Palenga-Möllenbeck
Pendelmigration aus Oberschlesien Lebensgeschichten in einer transnationalen Region Europas, Bielefeld 2014, 406 S.
http://www.transcript-verlag.de/ts2133/ts2133.php
Dr. Elise Pape
Transmissions intergénérationnelles dans des familles d'origine marocaine en France et en Allemagne
TRANSMISSIONS
INTERGÉNÉRATIONNELLES DANS DES FAMILLES D'ORIGINE MAROCAINE EN FRANCE
ET EN ALLEMAGNE - "La fierté d'être soi", Elise Pape - livre, ebook,
epub (editions-harmattan.fr)
Dr. Catharina Peeck
Sicherheit, Geschlecht und Minderheitenpolitik-Kritische Perspektiven auf die britische Antiterrorstrategie
http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3977-3/sicherheit-geschlecht-und-minderheitenpolitik
Dr. Petra Rostock
Jenseits von >Identität<
Zu den Un/Möglichkeiten nicht-identitärer Strategien politischen Handelns
PhD. Anna Safuta
Between familialism and formalization: domestic services provided informally by migrant workers in two diverging policy contexts
https://dial.uclouvain.be/pr/boreal/object/boreal:186207
Dr. Tina Spies
Migration und Männlichkeit. Biographien junger Straffälliger im Diskurs, Bielefeld 2010, 438 S.
http://www.transcript-verlag.de/ts1519/ts1519.php
Dr. Katrin Springsgut
Zwischen Zugehörigkeit und Missachtung. Empirische Rekonstruktionen zu studentischen Diskriminierungserfahrungen
Zwischen
Zugehörigkeit und Missachtung - Empirische Rekonstruktionen zu
studentischen Diskriminierungserfahrungen - Katrin Springsgut | BELTZ
Dr. Linda Supik
Statistik und Rassismus. Das Dilemma der Erfassung von Ethnizität, Frankfurt 2014, 411 S.
http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/soziologie/statistik_und_rassismus-8583.html
Dr. des. Rafaela Werny
Geplegte Männlichkeit -
Eine biographische Perspektive auf Männlichkeitskonstruktionen
hochaltrigen Männer im Rahmen institutioneller Pflege
Dr. Eugenie Wirz
Care-Arbeit und Familie Transnational: Rekonstruktion sozialer Netzwerke ukrainischer Arbeitsmigrantinnen
https://www.springer.com/in/book/9783658333485
How do migrants make settlement plans and do these plans change when implemented? How do migrants change decisions, when faced with certain formal and informal social protection structures? The project proposes the multiple case-studies research on Russian-speaking Koreans, or koryo-saram as transnational migrants in South Korea and their settlement decisions in the context of inequalities they face. The main question of the project is how the plans and adaptation strategies of people change as they face the inequalities in their search for employment, accommodation, social security and other settlement practices. The project particularly investigates how the assemblages of formal (based on legal acts, state welfare policies) and informal (kinship and friendship based social network) social protection, as well as agency characteristics (prone to change, agile goal setting, entrepreneurial abilities and independence in decision-making) and the role of gender-specific responsibilities in the life-course affect the settlement practices of the migrants.
Using multi-sited research technique, transnational approach, grounded theory and the multiple case-studies as the main research strategy I will try to find out the systemic outcomes of certain settlement decision-making schemes. The interviews will be respectively conducted transnationally in Korea and home-countries of the migrants (Uzbekistan, Kazakhstan, Russia/Ukraine). The data collection will be carried out in two rounds of interviews. The first round will be done among potential migrants in home-countries and will aim at theoretical sampling of the koryo-saram migrants, namely, to find out general intentions of executing the process of migration. The second round of interviews will aim at comparing and analyzing the intentions and real behavior of migrants in South Korea in the process of settlement after coming to South Korea.
The main question of the proposed project is how and to which extent both formal and informal social protection contribute to the social incorporation of koryo-saram migrants in South Korea, and especially, how the individual positions of migrants and their agency is influenced by their age, gender, education, transnational life-course trajectory. The novelty of this case study is in applying transnational social protection lens on one of the East Asian contexts, therefore changing the euro-centrism of the transnational studies on migration and welfare that exist by far.
Key words and concepts: Koryo-saram diaspora in South Korea, economic migration, social inequalities, social protection arrangement, life chances, heterogeneities of migrants, transnationality, transnational social spaces, social remittances, migration-development nexus, diaspora migration, institutional change.
Zusammenfassung
Die zunehmende Privatisierung
und Ökonomisierung öffentlicher Aufgaben hat in den westlichen
Wohlfahrtsstaaten zu einer Expansion des Dienstleistungsmarktes geführt,
zu dem insbesondere die Pflege und medizinische Versorgung gehören. Ein
Charakteristikum dieser Entwicklung ist die Ausbildung transnationaler
Care Spaces, bei der Agenturen grenzüberschreitender Pflege- und
Betreuungsleistungen eine Schlüsselrolle zukommt. Die Untersuchung der
Rolle von Vermittlungs-agenturen im Bereich der 24-Stunden-Betreuung
pflegebedürftiger Personen in deutschen Privathaushalten ist Ziel dieses
Dissertationsvorhabens. Da jene in den Forschungen zu transnational
erbrachter Care Work bislang meist nur eine Randstellung einnehmen, soll
so ein Beitrag zur Behebung dieser Forschungslücke geleistet und auf
die wachsende Relevanz dieser Akteursgruppe als Bindeglied zwischen
Angebots- und Nachfrageseite aufmerksam gemacht werden. These ist, dass
sich mit dem Eintritt der Agenturen in den Markt auf der
organisationalen Ebene zwar sukzessive eine Formalisierung vollzieht,
zentrale Charakteristika der zuvor informell erbrachten Arbeit jedoch
erhalten bleiben und Ungleichheitsverhältnisse somit perpetuiert werden.
Verfolgt wird eine systematische Betrachtung der Makro- und Mesoebene
in ihrem Zusammenspiel. Dementsprechend richten sich die
Forschungsfragen einerseits auf die institutionelle Einbettung der
Vermittlungsagenturen sowie andererseits auf deren organisationale
(Handlungs-)Strukturen und die ihrem unternehmerischen Handeln zugrunde
liegenden Normen und Legitimationsmuster. Unter Zugrundelegung einer
intersektionalen und transnationalen Perspektive werden dafür
verschiedene theoretische Ansätze trianguliert, wobei dem Regime-Ansatz
und den Ansätzen der Institutional Logics bzw. des Französischen
Pragmatismus besondere Bedeutung zukommt. Um eine angemessene Erfassung
der beiden zu untersuchenden Ebenen zu gewährleisten, wird ein
Mixed-Methods-Design gewählt: Die Erschließung Makroebene erfolgt anhand
einer erfolgt anhand einer Literatur- und Dokumentenanalyse, die
Mesoebene vornehmlich mittels empirischer Zugänge: Zunächst werden alle
deutschsprachigen Anbieterwebsites, die eine Vermittlung in die global
city Frankfurt am Main anbieten, erhoben, deskriptiv-quantitative
Ausprägungen erfasst und interpretiert; dem folgt eine qualitative
Analyse einer Fallauswahl von Websites sowie teilstrukturierter
Expert_Innengespräche mit Agenturvertreter_innen. Eine systematische
Zusammenführung der Analyseschritte im Kontext transnationaler
Gerechtigkeit bildet den abschließenden Teil der Arbeit.
Im Zentrum des Dissertationsprojektes steht die empirisch verankerte Erarbeitung einer feministischen, empirisch begründeten Theorie von Liebesbeziehungen als Orte der Herstellung, Verhandlung und Aufhebung von Identitäten, Zugehörigkeiten und Differenzen. Dabei werden vor allem intersektionelle Herstellungsprozesse von Gender und jüdischer und/oder deutschen Identitäts- und Differenzkonstruktionen in den Blick genommen.
Die Dissertation hat zwei Ausgangspunkte. Der erste ist, sich Liebe als eigenständigem Forschungsgegenstand feministischer Analyse zuzuwenden. In Liebesbeziehungen werden Geschlechterverhältnisse und andere Ungleichverhältnisse und damit zusammenhängenden Gefühlsarbeiten (re)produziert, verändert, aufgehoben oder legitimiert. Der zweite Ausgangspunkt ist die Feststellung von Kurt Grünberg in seiner Studie „Liebe nach Auschwitz“ (2000), dass Liebesbeziehungen den wohl intimsten Kontakt zwischen Nachkommen von Überlebenden der Shoah und Nachkommen von Täter*innen, Mitläufer*innen und Nazi-Sympathisant*innen in Deutschland bilden. Vor dem Hintergrund einer postnationalsozialistischen Gesellschaft stellt sich die Frage, wie vergangene und gegenwärtige gesellschaftliche Dominanzverhältnisse intime Beziehungen und Liebesbeziehungen prägen – oder ob und wie sie davon unberührt bleiben. Die beiden Ausgangspunkte sollen in einer biographieanalytischen Studie miteinander verknüpft werden, in der biographisch-narrative Interviews mit Menschen, die sich jüdisch identifizieren, durchgeführt werden.
Außerdem sollen forschungsethische Überlegungen in Hinblick auf Theoriebildungsprozesse, Methodenentwicklung und Ergebnisdarstellung im Kontext der „negativen deutsch-jüdischen Symbiose“ (Diner 1986) einerseits und einer feministischen Epistemologie des „situierten Wissens“ (Haraway 1988) andererseits entwickelt werden, da die individuelle, familiäre und soziale Verstrickung mit dem Nationalsozialismus keine Position der Unbeteiligtheit zulässt und eine reflektierte und selbstkritische Positionierung von mir als nicht-jüdischer Forscherin verlangt.
Dissertationsprojekt
Männer, Männlichkeit und Flucht: Geschlechtskonstruktionen in Lebensgeschichten aus Eritrea geflüchteter Männer
In der Männer- und Fluchtforschung wird Flucht meist als Problem für die männliche Identität betrachtet, da Identitätskonstruktionen über die Erwerbsarbeit, die Rolle als Familienernährer und eine autonome Lebensplanung wegfallen. Unberücksichtigt bleiben Männer, für die diese Konstruktionen bereits im Herkunftskontext eingeschränkt realisierbar sind.
In diesem Forschungsprojekt wird gefragt, wie diese Männer in der Erzählung ihrer Lebensgeschichten Identität konstruieren und welche Rolle dabei Geschlecht, Nation, Ethnie und Klasse spielen. Als Fluchtkontext wird Eritrea betrachtet, da dort die Hauptursache für Flucht nicht Krieg, sondern staatliche Marginalisierung im Militär- und Nationaldienst ist. Auf theoretischer wie methodischer Ebene wird eine intersektionale und postkoloniale Perspektive eingenommen, durch die reduktionistische Betrachtungen von geflüchteten Männern als ‚kulturell anders‘ abgebremst, kontextualisiert und verkompliziert werden. Zur Erhebung werden in Deutschland fünfzehn aus Eritrea geflohene Männer biographisch-narrativ interviewt. Die Analyse erfolgt mit einer biographischen Fallrekonstruktion nach Rosenthal. Mit ihr kann gezeigt werden, welche Identitätskategorien für geflüchtete Männer aus Eritrea von Relevanz sind, wie diese ausgestaltet werden und wie gesellschaftliche Diskurse und soziale Strukturen in den erzählten Lebensgeschichten verhandelt werden.
Das Dissertationsprojekt liefert somit einen wichtigen Impuls zur wissenschaftlichen Betrachtung des komplexen Verhältnisses von Männern, Männlichkeit und Flucht.
Dr. Flaminia Bartolini
Strained Intimacies. Experiences, struggles and negotiations of migrant women living in illegality
Dr. des. Celine Camus
The Glass ceiling at the university: from under-representation to gender contestations
Dr. des. Marija Grujic
Belonging in unhomely homelands _ Intersections between internal displacement and gendered nationalism among Kosovo Serbs
Dr. Katrin Huxel
Männlichkeit, Ethnizität und Jugend. Präsentationen von Zugehörigkeit im Feld Schule, Wiesbaden 2014, 280 S.
http://www.springer.com/springer+vs/soziologie/migration/book/978-3-658-06095-4
Dr. Juliane Karakayali
Transnational Haushalten: Biographische Interviews mit "care workers" aus Osteuropa, Wiesbaden 2010, 336 S.
http://www.springer.com/springer+vs/soziologie/familiensoziologie/book/978-3-531-17018-3
Dr. des. Eliane Kurz
Zwischen Theorie und Praxis: Konzeptualisierung von Differenz: Intersektionalität in feministischer Praxis
Dr. Veronika Ott
Soziale Arbeit - Sexarbeit - Menschenhandel: Ambivalenzen im Feld der Fachberatungsstellen, Hamburg 2017, 432 S.
http://www.marta-press.de/cms/verlagsprogramm-sachbuch/ott-sexarbeit
Dr. Ewa Palenga-Möllenbeck
Pendelmigration aus Oberschlesien Lebensgeschichten in einer transnationalen Region Europas, Bielefeld 2014, 406 S.
http://www.transcript-verlag.de/ts2133/ts2133.php
Dr. Elise Pape
Transmissions intergénérationnelles dans des familles d'origine marocaine en France et en Allemagne
TRANSMISSIONS
INTERGÉNÉRATIONNELLES DANS DES FAMILLES D'ORIGINE MAROCAINE EN FRANCE
ET EN ALLEMAGNE - "La fierté d'être soi", Elise Pape - livre, ebook,
epub (editions-harmattan.fr)
Dr. Catharina Peeck
Sicherheit, Geschlecht und Minderheitenpolitik-Kritische Perspektiven auf die britische Antiterrorstrategie
http://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3977-3/sicherheit-geschlecht-und-minderheitenpolitik
Dr. Petra Rostock
Jenseits von >Identität<
Zu den Un/Möglichkeiten nicht-identitärer Strategien politischen Handelns
PhD. Anna Safuta
Between familialism and formalization: domestic services provided informally by migrant workers in two diverging policy contexts
https://dial.uclouvain.be/pr/boreal/object/boreal:186207
Dr. Tina Spies
Migration und Männlichkeit. Biographien junger Straffälliger im Diskurs, Bielefeld 2010, 438 S.
http://www.transcript-verlag.de/ts1519/ts1519.php
Dr. Katrin Springsgut
Zwischen Zugehörigkeit und Missachtung. Empirische Rekonstruktionen zu studentischen Diskriminierungserfahrungen
Zwischen
Zugehörigkeit und Missachtung - Empirische Rekonstruktionen zu
studentischen Diskriminierungserfahrungen - Katrin Springsgut | BELTZ
Dr. Linda Supik
Statistik und Rassismus. Das Dilemma der Erfassung von Ethnizität, Frankfurt 2014, 411 S.
http://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/soziologie/statistik_und_rassismus-8583.html
Dr. des. Rafaela Werny
Geplegte Männlichkeit -
Eine biographische Perspektive auf Männlichkeitskonstruktionen
hochaltrigen Männer im Rahmen institutioneller Pflege
Dr. Eugenie Wirz
Care-Arbeit und Familie Transnational: Rekonstruktion sozialer Netzwerke ukrainischer Arbeitsmigrantinnen
https://www.springer.com/in/book/9783658333485