Forschung - Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann

Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über unsere derzeitigen Forschungsinteressen und aktuelle und abgeschlossene Projekte. Informationen zu abgeschlossenen Forschungsarbeiten lassen sich zusätzlich unserer Publikationsliste entnehmen.


Aktuelle Projekte und Forschungsinteressen:

Internationale Organisationen und Norm(um)setzung zum Schutz von Geflüchteten (Teilprojekt in DFG Forschergruppe) 

Internationale Organisationen (IOs) spielen eine zentrale Rolle für den Schutz Geflüchteter. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und dem Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) zu. Die Mandate und Entwicklung der beiden IOs stehen stellvertretend für das Spannungsverhältnis zwischen einerseits staatlichen Interessen und andererseits Rechten von Geflüchteten im Politikfeld (Flucht-)Migration. Gleichzeitig arbeiten beide IOs aber zusammen, sowohl auf programmatischer Ebene als auch im Feld. Das Teilprojekt untersucht die Interpretation internationaler Normen durch die beiden IOs. Es fragt danach, ob und inwiefern die IOs internationale Normen eher im Interesse von Staaten interpretieren oder im Interesse Geflüchteter und ob und inwiefern es dabei zu Unterschieden oder Angleichungen zwischen und innerhalb der IOs kommt. Hierzu wird die Aneignung und Implementierung von Gendernormen und Disability-Normen, verstanden als Institutionalisierungsprozesse, innerhalb der beiden IOs analysiert.

Principal Investigator: Dr. Nele Kortendiek

MitarbeiterInnen: Melina Tretmans

Laufzeit: 2024-2025

Weitere Informationen unter: https://for5183.uni-siegen.de/ 

Offene oder geschlossene internationale Organisationen: Bedingungen für Politikwandel durch Kontestation (DFG-Sachbeihilfe)

Internationale Organisationen (IO) sind heute zentral an der Entwicklung, Interpretation und Überwachung der Einhaltung internationaler Regeln beteiligt. Mögliche Ineffizienzen in ihrer Arbeit erklärten Forscher*innen lange zum einen mit spezifischen Prinzipal-Agenten-Konstellationen, zum anderen mit der fortschreitenden Bürokratisierung solcher Organisationen. 

Diese Analyse scheint inzwischen überholt. Ein weltweiter Trend zu New Public Management, also zu Flexibilisierung, zu mehr Konkurrenz zwischen internationalen Organisationen sowie zu Kurzzeitbeschäftigung und Beraterverträgen hat Spuren hinterlassen. Inwiefern transnationale professionelle Netzwerke zu einer Verflüssigung und Informalisierung von internationalen Organisationen beitragen, soll in diesem Projekt untersucht werden. Außerdem wird der Frage nachgegangen, unter welchen Bedingungen internationale Organisationen ihre Politik als Reaktion auf Kontestation durch Betroffene, die von internationalen Normen und Regeln, die IOs verbreiten, eigentlich geschützt werden sollen, wandeln. Empirisch untersucht das Projekt die Organisationen WHO, ILO, UNODC und UNICEF in den Politikfeldern Kinderarbeit, Drogenkonsum und -handel, weibliche Genitalverstümmelung/-beschneidung und Menschenhandel.

Principal Investigator: Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann

MitarbeiterInnen: Dr. Nele KortendiekLily Young

Laufzeit: 2019 - 2024

FARRIO – The Effects of Far-right Challenges on International Organizations

Rechtsextreme Gruppen haben im gesamten politischen Spektrum Europas und in internationalen Gremien an Einfluss gewonnen, wobei ihre Mitglieder häufig internationale Organisationen und deren Politik in Frage stellen. So haben sie beispielsweise die Verhandlungen über den Global Compact for Migration in den Vereinten Nationen grundlegend verändert. Demgegenüber ist es den rechtsradikalen Parteien im Europäischen Parlament nicht gelungen, tiefgreifende politische Veränderungen herbeizuführen. Das EU-finanzierte Projekt FARRIO wird untersuchen, warum die transnationale rechtsradikale Opposition unterschiedliche Auswirkungen auf internationale Organisationen hat. Dabei sollen insbesondere die Auswirkungen rechtsextremer Bestrebungen in der EU, den Vereinten Nationen und ihren Sonderorganisationen/Verträgen in vier zentralen Politikbereichen (Migration, Frauenrechte, Klimawandel und öffentliche Gesundheit) verglichen werden. cordis.europa.eu

Principal Investigator: Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann 

MitarbeiterInnen:  Dr. Alexandros Tokhi, Franziska Höhne, Maximilian Kutzner

Laufzeit: 2022-2027

Weitere Infos zum ERC: Homepage FARRIO

Projekt im Rahmen von TraCe: Research Center Transformations of Political Violence

Der Bereich der friedlichen Konfliktbeilegung hat in den letzten 25 Jahren einen wahren Schub der Internationalisierung und Institutionalisierung erlebt. Peacekeeping-Missionen erhalten immer umfangreichere Mandate und brauchen größere Truppenunterstützung. Sogenannte Peacebuilding-Aktivitäten nehmen inzwischen einen Großteil der Portfolios zahlreicher internationaler Organisationen und auch vieler nationaler Entwicklungshilfeorganisationen ein. Ebenfalls wird eine Vielzahl neuartiger Institutionen erprobt (vom Internationalen Strafgerichtshof bis zu hybriden Investigationskommissionen in Nachkriegsländern). 

Zugleich haben komplexe Konflikte wie im Irak, in Syrien oder Afghanistan eine gewisse Interventionsmüdigkeit bei vielen Staaten hervorgerufen. Das frühere Ziel der nachhaltigen Friedensschaffung durch die Etablierung demokratischer Institutionen wird abgelöst durch ein neues Interesse an lokalen Lösungen, also zum Beispiel indigener Rechtsprechung oder traditional justice, und an mehr „Ownership“ durch Regierungen in Konfliktgebieten. Die Umsetzungen und Auswirkungen dieses Dilemmas zwischen immer weiterer Internationalisierung bei gleichzeitiger Suche nach lokalen Lösungen ist der Fokus der Forschung zu internationalen Institutionen und Wandel politischer Gewalt.

PI: Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann im Rahmen des Verbunds TraCe

MitarbeiterIn: Lina Schneider

Laufzeit: 2022-2026
weitere Informationen unter TraCe: Startseite (trace-center.de)

Spezialisierung in der multilateralen Diplomatie

Außerdem wandelt sich die Art, wie Staaten in multilateralen Entscheidungsgremien innerhalb von internationalen Organisationen Politik betreiben. In vielen Bereichen beobachten wir einen Trend zur Spezialisierung – also weg von der Beschickung durch Karrierediplomaten hin zur Entsendung von ExpertInnen aus Fachministerien. In der bestehenden IB-Forschung wird das als effiziente, entpolitisierende Strategie beschrieben. Diese Spezialisierung scheint jedoch ungeplante Nebenwirkungen zu entfalten, wie in einem zweiten Projekt untersucht werden soll.

Aktuell in der Ausarbeitung

Abgeschlossene Projekte: 2015 - 2018

Internationale Normen im Streit: Kontestation und Normrobustheit (DFG-Sachbeihilfe)

Die zunehmende Umstrittenheit von Normen und Regimen der multilateralen Weltordnung liegt im Zentrum dieses Forschungsprojekts. Zum einen beobachten wir die Infragestellung vieler internationaler Normen und Regelwerke, die lange Zeit als unantastbar galten – auch durch Staaten, die entscheidend an ihrer Entwicklung beteiligt waren. Aktuelle Beispiele sind das internationale Folterverbot, der Atomwaffensperrvertrag oder die Klimarahmenkonvention. 

Zum anderen finden zentrale Machtverschiebungen im internationalen System statt. Die Dominanz des „liberalen“ Wertekonsens, getragen von einer westlichen Koalition im internationalen System seit den 1990er Jahren, scheint zu bröckeln. Zudem übernehmen „nicht-westliche“ Staaten und Regionen immer wichtigere Rollen im internationalen System. Führt dies zu einem Verfall existierender internationaler Normen – oder zu einer erneuten Stärkung? Inwiefern werden die Bedeutungen internationaler Regeln in unterschiedlichen Kontexten lokalisiert und verändert, zum Beispiel die Internationale Schutzverantwortung in China oder Brasilien? Wann haben solche Lokalisierungen Rückwirkungen auf einen globalen Konsens über bestehende internationale Normen und Regime? 

PI: Prof. Dr. Nicole DeitelhoffProf. Dr. Lisbeth Zimmermann

MitarbeiterInnen: Dr. Max Lesch, Antonio Arcudi

Laufzeit: 2015-2018

Kontakt

Prof. Dr. Lisbeth Zimmermann

Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Institutionen und Friedensprozesse

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften
Institut für Politikwissenschaft
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Sekretariat

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Sprechstunden

Die Sprechstunden bei Frau Prof. Dr. Zimmermann finden Dienstags von 10 - 12 Uhr statt.

Bitte melden Sie sich bei Melina Bräutigam (m.braeutigam@soz.uni-frankfurt.de)