Curriculum Vitae von Linda Wallbott, M.A.

Linda Wallbott arbeitet seit Oktober 2009 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin der Professur "Internationale Beziehungen und Theorien globaler Ordnungen" im Rahmen des Exzellenzclusters "Herausbildung normativer Ordnungen" an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zuvor war sie seit Juni 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Cluster-Projekt "Transnationale Gerechtigkeit und Demokratie" an der Technischen Universität Darmstadt.

Linda Wallbott studierte Politikwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt und in Karlstad, Schweden (2002-8) und war studentische Hilfskraft im DFG-geförderten Forschungsprojekt "Unternehmen als Normunternehmer?" am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen (2005-8). Darüber hinaus arbeitete sie im Programmbereich III der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung "Demokratisierung und der innergesellschaftliche Frieden" zur Rolle von Unternehmen in Konfliktzonen (2005).
Neben der akademischen Ausbildung sammelte sie praktische Erfahrungen unter anderem in der Unternehmenseinheit "Corporate Sustainability & Citizenship" der Deutschen Telekom AG (2007-8), wo sie zur Umsetzung der Global Compact-Prinzipien der Vereinten Nationen arbeitete.

Zwischen 2009 und 2011 war Linda Wallbott Mitarbeitersprecherin des Forschungsfeldes 3, sowie von 2009 bis 2010 stellvertrende Sprecherin der Mitarbeiter aller Forschungsfelder des Exzellenzclusters "Normative Ordnungen". Sie ist Gründerin des internationalen und interdisziplinären Doktoranden-Netzwerks "REDD-Y for Research" zu transnationaler Waldpolitik.

Ihre Dissertation trägt den Arbeitstitel "Die Dynamik normativer Ordnungen: Konstruktion und Effektivität von Gerechtigkeitsprinzipien in internationalen Klima- und Biodiversitäts-Verhandlungen".
 
 
 

Forschungsschwerpunkte


  • Normen in der inter- und transnationalen Politik
  • Internationale Verhandlungen
  • Global Environmental Governance

 


Aktuelle Forschungsprojekte


Dissertation: „Die Dynamik normativer Ordnungen: Konstruktion und Effektivität von Gerechtigkeitsprinzipien in internationalen Klima- und Biodiversitäts-Verhandlungen“

Wissenschaftliche Arbeiten, die unterschiedlichen theoretischen Strömungen innerhalb der Disziplin 'Internationale Beziehungen' zuzurechnen sind, haben in der Vergangenheit vor allem (widersprüchliche) Antworten auf die Fragen gefunden, warum Normen von Staaten formell anerkannt werden und warum sie (nicht) befolgt werden. Weniger Beachtung wurde hingegen der Phase der Verhandlung über solche Normen und der Analyse ihres Bedeutungsgehalts geschenkt. Forderungen nach Gerechtigkeit und Fairness gehören hierbei sicherlich zu den stärksten normativen Ansprüchen, die Akteure aneinander stellen können. Gleichwohl hat sich die Forschung zu internationalen Verhandlungen bisher kaum mit der Frage beschäftigt, welche Rolle diesen Gerechtigkeits-/ Fairness-Ansprüchen in der Weiterentwicklung internationaler Regime zukommt, wie sie den Verhandlungsverlauf beeinflussen, welche Rolle institutionelle Interaktion hierbei spielt und wie sich diese Prozesse auf die beteiligten Akteure auswirken. Vor diesem Hintergrund befasse ich mich in meiner Dissertation mit den Dynamiken normativer Ordnungen in bereits institutionalisierten Regelungszusammenhängen und frage, wie divergierende Gerechtigkeits-/ Fairness-Prinzipien diskursiv und in überlappenden institutionellen Kontexten geformt werden, wie sie den Verhandlungsverlauf beeinflussen und welche Faktoren über ihren (Miss-)Erfolg entscheiden. Fragen der Bedeutungszuschreibung und Spannung zwischen Beständigkeit und Wandel des normativen Kerns globaler Umweltpolitik werden auch unter Berücksichtigung von Mehr-Ebenen-Prozessen in den Blick genommen.

Die Arbeit schließt an jüngere Entwicklungen innerhalb des konstruktivistisch und diskursanalytisch orientierten Neo-Institutionalismus an, die die Umstrittenheit und nicht-statische Qualität von Normen fokussieren, und bringt normative Theorie mit empirischer Analyse zusammen. Ich analysiere normative Entwicklungen innerhalb der Klimarahmenkonvention und der Biodiversitäts-Konvention der Vereinten Nationen. Erstere hat im Zusammenhang mit der Vereinbarung des Instruments zur Reduktion von Emissionen, die aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern entstehen (REDD+), im Jahr 2010 die Rechte indigener Bevölkerungsgruppen erstmalig anerkannt. Letztere wurde, ebenfalls 2010, durch das Nagoya Protokoll ergänzt. Im Zuge der Verhandlungen dieses Abkommens forderten Länder des Südens eine Beteiligung an den finanziellen Gewinnen, die sich aus der Nutzung solcher genetischer Ressourcen ergeben, die in Zeiten des Kolonialismus vereinnahmt wurden. Beide Fälle sind Beispiele für traditionell als 'schwach' bezeichnete Akteure, die (wenngleich mit unterschiedlichem Erfolg) die bestehende normative Ordnung angefochten haben. Darüber hinaus müssen beide Fälle mit Blick auf (normative) Entwicklungen in anderen Politikfeldern wie Handel und Menschenrechte analysiert werden.

 

Die Allianz kleiner Inselstaaten (AOSIS) in den Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen

Im Rahmen meines Beitrags zum Forschungsprojekt der Professur 'The Quest for a 'New Deal': Opposition und globale politische Ordnung' befasse ich mich mit der Rolle der Allianz kleiner Inselstaaten (AOSIS) in den Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen. Als Zusammenschluss besonders bedrohter und gleichzeitig wirtschaftlich meist schwacher Staaten konnte AOSIS in den 1990er Jahren die Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll, dem bis heute einzigen rechtlich verbindlichen aber Ende 2012 auslaufenden Abkommen der UN-Klimarahmenkonvention, entscheidend beeinflussen. Dieser Erfolg setzt sich in den Aushandlungsprozessen zum Kyoto-Nachfolgeabkommen, in deren Rahmen sich AOSIS für sehr ambitionierte Emissionsreduktionsziele einsetzt, allerdings nicht fort. Vor diesem Hintergrund werden die (Veränderungen der) Verhandlungsstrategien und Erfolgsbedingungen und Entwicklungstrends von AOSIS untersucht.

 

Frauen in internationalen Klimaverhandlungen: Diplomaten und Lobbyisten inter pares?

Dieses Vorhaben, gefördert durch die Mittel der Kleinen Genderprojekte des Gleichstellungsbüros der Goethe-Universität Frankfurt, widmet sich der Frage, ob Stereotypisierung von Frauen in internationalen Verhandlungen auftritt und wenn ja, mit welchen Konsequenzen.

Verhandlungen im Kontext der Vereinten Nationen sind durch formale Gleichheit ihrer Mitglieder gekennzeichnet. Allerdings sind gerade Delegationen weniger entwickelter Länder benachteiligt durch geringere Ausstattung mit materiellen aber auch Personen-bezogenen Ressourcen (man power). Zum anderen sind innerhalb der Delegationen unterschiedliche soziale Gruppen ungleich vertreten. Frauen sind in der Regel in der Minderheit. Die nicht-materiellen Faktoren von Ungleichheit ebenso wie sozial-psychologische Aspekte wurden bei der Analyse internationaler Verhandlungsprozesse bisher allerdings weitestgehend vernachlässigt.

Die Beschäftigung mit dem Themenkomplex Gender/Klima(politik) wiederum weißt bisher zwei Schwerpunkte auf: Entweder sie untersucht welche Schwierigkeiten sich für Frauen in ihren konkreten Lebensumfeldern durch die Folgen des Klimawandels ergeben. Oder sie fokussiert auf die Widerspiegelung von Gender-Aspekten in Verhandlungsergebnissen und betrachtet dies als Ergebnis von Aushandlungsprozessen zwischengleichen Verhandlungspartnern.

Das Forschungsvorhaben unterscheidet sich von beiden Perspektiven: Zwar fokussiert es auf die Stellung von Frauen und die Durchsetzungsfähigkeit von Gender-Normen in klimapolitischen Prozessen. Dies geschieht aber, ohne einem formalistischen Egalitarismus anheim zu fallen. Vielmehr geht um die empirische und explorative Erfassung und Rekonstruktion von (informellen) Partizipations- und Stereotypisierungs-Erfahrungen von Frauen in männlich dominierten Verfahren. Insofern greift das geplante Vorhaben nicht nur eine zentrale theoretische Kategorie von Gender-Analysen - die der Anerkennung - auf und nutzt sie zur empirischen und dynamischen Untersuchung internationaler Verhandlungsprozesse. Ebenso leistet die Arbeit einen Beitrag zur empirischen Erfassung (der Grenzen) von Verständigungsprozessen und der Relativierung eines immer noch idealtypisch gefärbten Diplomatieverständnisses.

 


 Abgeschlossene Forschungsprojekte


Transnationale Gerechtigkeit und Demokratie

Die Kongruenz von Räumen, innerhalb derer politische und soziale Probleme existieren und entsprechend allgemeinverbindliche Lösungen durchgesetzt werden können, ist heute – anders als in den Blütezeiten des westphälischen Staatensystems –  nicht mehr gegeben. Vermittels spezifischer Governance-Strukturen werden zunehmend sektorspezifische Sachfragen verregelt bzw. deliberativ thematisiert.
Da normative Grundbegriffe des Politischen – wie Gerechtigkeit und demokratische Legitimität –  traditionell durch ihren Bezug auf innerstaatliche Ordnungen definiert werden, führen diese Entwicklungen zu begrifflichen wie empirischen Spannungen zwischen neu entstehenden institutionellen Strukturen und entsprechenden Rechtfertigungsnarrativen.
Die Projektinitiative „Transnationale Gerechtigkeit und Demokratie“ beschäftigt sich vor diesem Hintergrund mit überstaatlichen Regelungsarrangements, die Teil eines globalen Ordnungspluralismus sind. Bereits identifiziert und entsprechend konzeptionalisiert wurden hier die vier Typen der Pluralisierung normativer Ordnungen, nämlich (i) Fragmentierung von Ordnungen; (ii) Überlappen von Ordnungen; (iii) Konkurrenz über Organisationsprinzipien innerhalb einer Ordnung und (iv) Asymmetrie von Ordnungen.
Neben der Analyse dieser empirischen Idealtypen globaler Ordnungsbildung ist die Untersuchung der Transferierbarkeit der oben genannten normativen Grundbegriffe auf eben jene Kategorien ein weiteres Forschungsdesiderat.

Weitere Informationen finden Sie hier.

 

Unternehmen als politische Akteure

Privatwirtschaftliche Unternehmen werden zunehmend als politisch relevante Akteure verstanden, ausgestattet mit Kompetenzen zur Durchsetzung von Menschenrechten, Umwelt- und Sozialstandards. Besonders auf internationaler Ebene scheinen Steuerungsbeiträge transnationaler Unternehmen als wichtige Ergänzung zu nicht-hierarchisch durchzusetzenden zwischenstaatlichen Vereinbarungen.
Unter dem mittlerweile beinahe ‚klassischen’ Label Corporate Social Responsibility (CSR) sind in den vergangenen Jahren denn auch eine Vielzahl sektorspezifischer aber auch branchenübergreifender Selbstregulierungsinitiativen entstanden (sehr prominent: der Global Compact der Vereinten Nationen). Die jüngere politische und wissenschaftliche Debatte um Corporate Security Responsibility beschäftigt sich darüber hinaus dezidiert mit dem möglichen Beitrag von Unternehmen zu Krisenprävention und Konfliktlösung.
Zwei Forschungsprojekte, angesiedelt an der Technischen Universität Darmstadt und er Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, beschäftigten sich angesichts dieser Entwicklungen mit der Frage, unter welchen Bedingungen privatwirtschaftliche Akteure bereit sind, sich mit Blick auf die Erbringung von CSR-Beiträgen bzw. Beiträgen zu Frieden und Sicherheit in Konfliktzonen zu engagieren.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Uni Darmstadt und der HSFK