Aranka Vanessa Benazha

Bringing the Market Home. Zur Rolle transnational agierender Vermittlungsagenturen in der 24-Stunden-Betreuung

Zusammenfassung
Die zunehmende Privatisierung und Ökonomisierung öffentlicher Aufgaben hat in den westlichen Wohlfahrtsstaaten zu einer Expansion des Dienstleistungsmarktes geführt, zu dem insbesondere die Pflege und medizinische Versorgung gehören. Ein Charakteristikum dieser Entwicklung ist die Ausbildung transnationaler Care Spaces, bei der Agenturen grenzüberschreitender Pflege- und Betreuungsleistungen eine Schlüsselrolle zukommt. Die Untersuchung der Rolle von Vermittlungs-agenturen im Bereich der 24-Stunden-Betreuung pflegebedürftiger Personen in deutschen Privathaushalten ist Ziel dieses Dissertationsvorhabens. Da jene in den Forschungen zu transnational erbrachter Care Work bislang meist nur eine Randstellung einnehmen, soll so ein Beitrag zur Behebung dieser Forschungslücke geleistet und auf die wachsende Relevanz dieser Akteursgruppe als Bindeglied zwischen Angebots- und Nachfrageseite aufmerksam gemacht werden. These ist, dass sich mit dem Eintritt der Agenturen in den Markt auf der organisationalen Ebene zwar sukzessive eine Formalisierung vollzieht, zentrale Charakteristika der zuvor informell erbrachten Arbeit jedoch erhalten bleiben und Ungleichheitsverhältnisse somit perpetuiert werden. Verfolgt wird eine systematische Betrachtung der Makro- und Mesoebene in ihrem Zusammenspiel. Dementsprechend richten sich die Forschungsfragen einerseits auf die institutionelle Einbettung der Vermittlungsagenturen sowie andererseits auf deren organisationale (Handlungs-)Strukturen und die ihrem unternehmerischen Handeln zugrunde liegenden Normen und Legitimationsmuster. Unter Zugrundelegung einer intersektionalen und transnationalen Perspektive werden dafür verschiedene theoretische Ansätze trianguliert, wobei dem Regime-Ansatz und den Ansätzen der Institutional Logics bzw. des Französischen Pragmatismus besondere Bedeutung zukommt. Um eine angemessene Erfassung der beiden zu untersuchenden Ebenen zu gewährleisten, wird ein Mixed-Methods-Design gewählt: Die Erschließung Makroebene erfolgt anhand einer erfolgt anhand einer Literatur- und Dokumentenanalyse, die Mesoebene vornehmlich mittels empirischer Zugänge: Zunächst werden alle deutschsprachigen Anbieterwebsites, die eine Vermittlung in die global city Frankfurt am Main anbieten, erhoben, deskriptiv-quantitative Ausprägungen erfasst und interpretiert; dem folgt eine qualitative Analyse einer Fallauswahl von Websites sowie teilstrukturierter Expert_Innengespräche mit Agenturvertreter_innen. Eine systematische Zusammenführung der Analyseschritte im Kontext transnationaler Gerechtigkeit bildet den abschließenden Teil der Arbeit.