„Menschen müssen ihre Toleranz dort unter Beweis stellen, wo sie sich provoziert fühlen“

Rainer Forst, Professor für Politische Theorie und Philosophie, zu den Anschlägen in Paris

Veröffentlicht am: Dienstag, 03. Februar 2015, 10:18 Uhr (03-05)

FRANKFURT Der Sprecher des Exzellenzclusters „Herausbildung normativer Ordnungen“ und Professor für Politische Theorie und Philosophie, Prof. Dr. Rainer Forst, beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Themen Toleranz und Gerechtigkeit: „ In einer freiheitlichen Gesellschaft haben alle Religionen, Weltanschauungen und Atheismen ihren Platz, die Menschenrechte und Demokratie akzeptieren, und sie müssen ihre Toleranz dort unter Beweis stellen, wo sie sich provoziert fühlen – ob durch religiöse Praktiken und Symbole oder durch Schmähkarikaturen.“ Dies – so Forst – sei ein Lernprozess, der Mehrheiten und Minderheiten betreffe. Der Philosophie-Professor weiter: „Intoleranz finden wir auf beiden Seiten, wobei sich Fanatismus, der zur Gewalt bereit ist, kaum allein aus religiösen Motiven speist.“ Wichtig sei es, in der Reaktion auf diese Mordtaten die Reproduktion von Pauschalverurteilungen des Islam, wie etwa „Pegida“ sie betreibe, zu vermeiden.

Forst setzt sich auch mit der Aussage von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Tag des Anschlags auseinander: „Wir haben mit der übergroßen Mehrheit der Muslime ein sehr gutes Verhältnis.“ Dazu Forst: „Nahezu unbemerkt schleicht sich in diese wohlmeinende Aussage ein Gegensatz zwischen ‚wir‘ und ‚die‘ ein, den es zu überwinden gilt. Die alltägliche Arbeit an der Toleranz und der Integration geht weiter.“ (www.uni-frankfurt.de/53665804)"

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