Comparative Capitalism, Gerechtigkeit und Legitimität, Konkurrierende internationale Ordnungspolitiken und Vergleichende Demokratieforschung

Vier Forschungsschwerpunkte am Institut für Politikwissenschaft stellen sich vor

Veröffentlicht am: Dienstag, 04. August 2015, 10:39 Uhr (04-01)

Vier Forschungsschwerpunkte am Institut für Politikwissenschaft stellen sich vor:

Der Forschungsschwerpunkt Comparative Capitalism (CompCap) befasst sich mit der vergleichenden institutionellen Analyse kapitalistischer Marktwirtschaften. Im Kontext gegenwärtiger Prozesse der Globalisierung und der regionalen Integration kommen dabei neben der nationalstaatlichen Ebene auch regionale, sowie inter- und transnationale Aspekte der Governance von Märkten, Branchen, Unternehmen und Politikfeldern zum Tragen. Neben Veränderungen in fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern des atlantischen Raums werden vor allem die Entwicklungsprozesse in den BRIC-Schwellenländern sowie in Ostasien betrachtet. Dabei stehen Politikfelder wie Wirtschafts- und Finanzpolitik, Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik, Migrationspolitik, Umwelt- und Energiepolitik, sowie Industrie-, Technologie- und Entrepreneurship-Politik im Vordergrund. Auf dieser Grundlage verbindet der Forschungsschwerpunkt am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften verankerte Lehr- und Forschungsprofile der internationalen und vergleichenden Politischen Ökonomie und der Wirtschaftssoziologie. Mit Blick auf diese Themenfelder werden zudem Fragen der didaktisch-methodischen Umsetzung politisch-ökonomischer Bildung untersucht.

Der Forschungsschwerpunkt Gerechtigkeit und Legitimität in transnationaler Perspektive fragt danach, welche Gerechtigkeitsauffassungen für soziale und politische Beziehungen jenseits des Nationalstaats gelten und was dies für Perspektiven demokratischer Selbstbestimmung bedeutet. Die Wissenschaftler_innen dieses Forschungsschwerpunkts beschäftigten sich daher mit dem Verhältnis von Gerechtigkeit, Demokratie, Menschenrechten und Legitimität – normative Begriffe, die für transnationale Beziehungen Geltung beanspruchen. Dabei versuchen sie zu klären, ob die Ansprüche, welche in der Verwendungsweise dieser Begriffe impliziert sind, womöglich miteinander im Konflikt liegen, und wie damit begrifflich umzugehen ist. Die zeitgenössische Debatte um transnationale Gerechtigkeit behandelt dabei auf einer primär begrifflichen bzw. theoretischen Ebene folgende Fragen: Welche Art von transnationalen sozialen und politischen Beziehungen können überhaupt nach Gerechtigkeitsstandards beurteilt werden? Welche prozeduralen und substantiellen Gerechtigkeitsgrundsätze gelten für welche Art von transnationalen Beziehungen? Die Debatte um die Zukunft der Demokratie und demokratischer (Staats-)Bürgerschaft adressiert das Problem, wie Grenzen des demos unter diesen Bedingungen bestimmt werden sollen und welche die institutionellen und kulturellen Grundlagen demokratischer Selbstbestimmung sind.

Die drei Professuren des Forschungsschwerpunkts  Konkurrierende internationale Ordnungspolitiken arbeiten unter anderem zu Fragen globaler Ordnungspolitik mit je unterschiedlichen (regionalen, historischen  bzw. sachbereichsorientierten) Akzentsetzungen. Auch wenn die zunehmende Bedeutung nicht-staatlicher Akteure in globalen Prozessen schwerlich geleugnet werden kann, bleibt staatliche Außenpolitik eine zentrale Bezugsgröße politischen Handelns. Klassische „Großmächte“ (wie etwa die USA), „aufsteigende“ Mächte (wie China) oder sich selbst als „Gestaltungsmächte“ beschreibende Staaten (wie Deutschland) zeichnen sich hinsichtlich ihrer regionalen bzw. globalen Ordnungsvorstellungen durch unterschiedliche Machtportfolios, geschichtliche Erfahrungen sowie politisch-kulturelle Prägungen und Ambitionen aus. Wie sich solche Profile in zwischenstaatlichen Interaktionen artikulieren und letztlich auch in institutionellen Lösungen verdichten, wird in unterschiedlichen Kontexten sowohl gegenstandsbezogen wie auch theoretisch untersucht. Im Mittelpunkt stehen dabei u.a. grundlegende Fragen der Genese von Außenpolitik, die Ausprägung kontextspezifischer außen- und sicherheitspolitischer Praktiken, Statusambitionen und -konflikte sowie Kontinuität und Wandel hegemonialer Ordnungen.

Der Forschungsschwerpunkte Vergleichende Demokratieforschung fragt: Wie ist Demokratie organisiert? Wie unterscheidet sich Demokratie von Autokratie? Was sind die sozialen und ökonomischen Bedingungen von Demokratie? Was ist die Zukunft der Demokratie? In diesem Schwerpunkt stehen die Grundlagen, Strukturen und Entwicklungslinien der demokratischen Regierungsweise im Mittelpunkt des Interesses. Konkrete Forschungsinteressen richten sich auf die systematische Analyse der verschiedenen Formen von Demokratie auch im Vergleich zu autokratischen Herrschaftsformen, auf den institutionellen Wandel von Demokratie durch Demokratische Innovationen und Reformpolitik, auf Strukturen und Prozesse politischer Repräsentation, auf die Rekrutierung, Karrieren und Einstellungen politischer Eliten in der Demokratie, auf die Wechselbeziehung zwischen Religion und Demokratie, auf die Entwicklung von Wählerverhalten und politischen Einstellungen sowie auf die Wirkung medientechnischen Wandels auf Demokratie.


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