Forschung Frankfurt I Beitrag zum Jubiläum 100 Jahre Soziologie an der Goethe Universität

Ausgabe 01-2019

Veröffentlicht am: Freitag, 28. Juni 2019, 12:01 Uhr (28-02)

»Konsequent wäre ein Institut für Sozialwissenschaften«

Blicke auf 100 Jahre Soziologie an der Frankfurter Universität
Rolf Wiggershaus

Die Soziologie war ein Latecomer an den Universitäten. Entsprechend schwierig war es, ihr einen angemessenen Platz unter den Hochschuldisziplinen und ein eigenes Profil zu  verschaffen. Ein illustres Beispiel  dafür bietet die Geschichte der Soziologie in Frankfurt am Main.

Mit der im Oktober 1914 eröffneten Universität entstand die Bühne, auf der mit dem Auftritt der Soziologie zu rechnen war. Die Stiftung sozial und kulturell engagierter und zu wesentlichen Teilen jüdischer Bürger verzichtete auf eine Theologische Fakultät, neu hinzugefügt wurden der Juristischen, der Philosophischen und der Medizinischen Fakultät hingegen eine Naturwissenschaftliche und eine Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät.

Die erste von drei »Frankfurter Schulen« »Man hatte ja von Anfang an vor, an der WiSo-Fakultät eine Soziologieprofessur einzurichten, nur fehlte zunächst das Geld, und dann kam der Erste Weltkrieg«, schildert Prof. Klaus Lichtblau die Ausgangssituation. Lichtblau war lange Jahre Soziologie-Professor an der Goethe-Universität und hat wohl den besten Überblick über die Entwicklung der Soziologie an der Frankfurter Uni. »Wenn von ›Frankfurter Schule‹ die Rede ist, würde ich sagen: es gibt mindestens drei. Da ist der Kreis um Franz Oppenheimer – in der Frankfurter Wahrnehmung, aber auch fachgeschichtlich sträflich vernachlässigt. Da ist zweitens der Kreis um Karl Mannheim, auch sträflich vernachlässigt. Und dann die dritte ›Frankfurter Schule‹, die unter diesem Namen weltberühmt geworden ist.«

Was aber soll man sich unter der ersten »Frankfurter Schule« vorstellen? Franz Oppenheimer (1864  – 1943), der 1919 den Ruf auf den ersten deutschen Lehrstuhl für Soziologie erhielt, war ein typischer Vertreter jener Wissenschaftler, die – aus verschiedenen Lehr-, Forschungs- und Berufsfeldern kommend – an der Herausbildung der Soziologie zu einer akademischen Disziplin beteiligt waren. Nach dem Studium der Medizin war er Arzt in einem Berliner Armenviertel, engagierte sich für Projekte der Genossenschaftsbewegung und wurde schließlich nach einem zweiten Studium in Berlin ein erfolgreicher Privatdozent für Nationalökonomie. Da Soziologie noch nicht etabliert und wenig prestigeträchtig war, bestand er auf einem Lehrstuhl für Soziologie und Theoretische Nationalökonomie. ...

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