Der
Vortrag setzt an der Frage an, durch was und wie der Sozialstaat
Vertrauen herstellt. Wie lässt
sich sozialstaatliches Vertrauen theoretisch und empirisch
konzeptualisieren, was sind institutionelle Bedingungen und Instrumente
von Vertrauen, wo und wie wird Vertrauen generiert?
Ausgehend
von Martin Kohlis Überlegungen zu einer sozialstaatlichen
Moralökonomie, welche sich besonders
über das Konzept des Ruhestands und des Generationenvertrags
materialisiert, wird der komplexe und voraussetzungsvolle Prozess
sozialstaatlicher Vertrauens- und damit auch Sicherheitsgenerierung in
den Blick genommen. Hierbei geht es weniger darum, die sozialstaatliche
Architektur zu rekonstruieren, im Zentrum des Vortrages stehen vielmehr
theoretische Überlegungen zur kulturellen und moralischen Bedeutung des
Sozialstaates sowie Fragen nach der Verknüpfung von institutioneller
Struktur und subjektiver Praxis. Hierfür wird
die Rentenreform von 1957 im Rahmen ihres historischen
Entstehungskontextes der deutschen Nachkriegsordnung analysiert und auf
die eingelagerten Verpflichtungs-, Solidaritäts- und
Vertrauenskonstruktionen hin befragt.
Dr. Laura Hanemann
ist seit dem 01.10.2021
wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für
Gesellschaftstheorie und Sozialforschung an der Goethe-Universität
Frankfurt am Main. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Lehrstuhl für Soziale Entwicklungen und Strukturen an der
Ludwig-Maximilians-Universität
München. Laura Hanemann wurde 2014 mit ihrer qualitativen Untersuchung
»Zwischen Zeitsouveränität und Zeitpanik: Zum Lebensrhythmus der
Solo-Selbstständigen« promoviert und forscht nun zum Wandel des
deutschen Sozialstaats. Zu ihren weiteren Arbeits- und
Forschungsschwerpunkten
gehören: die Arbeit der Selbstständigen, ungleichheitssoziologische
Fragestellungen, Soziologie der Generationen sowie Bildungssoziologie.