Internationale Institutionen sind in der Krise. Neben Staaten kommt die Kritik insbesondere von zivilgesellschaftlichen Akteure und Akteurinnen. Gerade die Weltwirtschaftsorganisationen, die seit den 1990er Jahren wiederholt in den Fokus zivilgesellschaftlicher Proteste geraten sind, haben als direkte Reaktion durchgängig Dialogforen entwickelt.
In diesen Dialogforen sollen zivilgesellschaftliche Vertreter und Vertreterinnen die Möglichkeit erhalten, in einen direkten Austausch mit den kritisierten Institutionen zu treten. Dialogforen zielen somit darauf zivilgesellschaftliche Kritik aufzunehmen und die in Frage gestellte Legitimität internationaler Organisationen wiederherzustellen. Zunächst als Zeitenwende im Umgang mit zivilgesellschaftlicher Kritik gefeiert, werden diese Foren mittlerweile stark kritisiert und ihnen Versagen vorgeworfen.
Die Forschung hat sich aber bisher kaum explizit mit den Dialogforen internationaler Institutionen beschäftigt. Das Projekt „Legitimitätspolitik durch Dialogforen?“ stellt deshalb Dialogforen in den Mittelpunkt und geht der Frage nach, ob die Kritik an der Öffnung internationaler Organisationen und der Schaffung von Dialogforen berechtigt ist. Dazu wird die Ausgestaltung und Praxis von Dialogforen verschiedener Institutionen über Zeit und im Vergleich untersucht. Darüber hinaus soll erforscht werden, woran es liegt, wenn Dialogforen die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.Projektleitung: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff
Laufzeit: 2019 - 2022
Obwohl sich der Forschungsstand über den modernen Autoritarismus bzw. hybride Regime fortlaufend ausdifferenziert, gibt es wenige Untersuchungen, die Erkenntnisse liefern, wie diese Regime konkrete Policy-Issues bearbeiten. Das trifft insbesondere auf Russland zu, das einen typical case neuer autoritärer bzw. hybrider Regime repräsentiert. Jüngere Studien belegen, dass der russische Staat regelmäßig auf Ressourcen von Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Akteuren zurückgreift, um konkrete Policy-Probleme zu lösen. Während sich ein wachsender Teil der Literatur der Rolle der russischen Zivilgesellschaft in solchen Governance-Mustern widmet, ist die der Unternehmen weniger gut erforscht. (Para-)staatliche und private Unternehmen sind jedoch von besonderem Interesse, weil sie ressourcenstärker als zivilgesellschaftliche Akteure sind und sich z.T. auf internationalen Märkten bewegen. Sie stehen daher im Mittelpunkt des geplanten Projektes.
Projektleiter*innen: Prof. Dr. Claudius Wagemann, Prof. Dr. Katharina Bluhm, Prof. Dr. Sabine Kropp
Laufzeit: 2018 - 2022
Anschließend an die erste Förderphase des Level-Projekts sollen im
sozialwissenschaftlich-historischen Fächerverbund nunmehr
Verbindungslinien zwischen Lehreraus- und -fortbildung fokussiert
werden, wobei wir uns der folgenden übergeordneten Frage widmen: Wie
können fächerspezifische und ggf. fachübergreifende
Reflexionsfähigkeiten als Bestandteil der professionellen
Unterrichtswahrnehmung (professional vision) von (angehenden)
Lehrkräften in den verschiedenen Phasen der Lehrer(innen)bildung mittels
videobasierter Online-Lehr-Lernformate ausgebildet und gefördert
werden? Bereits erprobte Lerneinheiten sollen mit flexibel einsetzbaren
Designs und Aufgabenformaten weiterentwickelt werden.
Ziel ist es u. a., ausgewählte Digital Educational Resources in ausgearbeitete Blended Learning-Formate von Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen einzubetten.
Projektleitung: Prof. Dr. Tim Engartner, Prof. Dr. Gerhard Henke-Bockschatz, Prof. Dr. Detlef KanwischerIn den vergangenen Jahren haben deutsche Schulen zahlreiche geflohene Kinder und Jugendliche aufgenommen. Schulen haben hierauf unterschiedlich reagiert und gehen nach wie vor unterschiedlich mit dieser pädagogischen, didaktischen und organisatorischen Herausforderung um. Die Heterogenität dieser Umgangsweisen kann zum einen auf voneinander differente Schulkulturen zurückgeführt werden und zum anderen kann angenommen werden, dass Schulen im Zuge der aktuellen Zuwanderungssituation schulische Entwicklungsprozesse forcieren, die den schulischen Erfolg und die Inklusion in die Bildungsorganisation dieser Schüler*innengruppe verbessern sollen. Forschungen zur Frage der schulischen und sozialen Teilhabe von Schüler*innen mit Migrationshintergrund fokussieren zumeist das Lernen und die Entwicklung von Individuen, nicht jedoch auf Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten von Institutionen. Das Projekt SchuWaMi setzt genau hier an: Untersucht werden soll, wie verschiedene Schulen unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen mit dieser veränderten Zusammensetzung der Schülerschaft umgehen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Rolle der Schulkulturen und ihren institutionellen Voraussetzungen. Schulkultur(en) prägen die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung, sind jedoch nicht statisch und können sich insofern auch umgekehrt durch die Aufnahme der Kinder wandeln. SchuWaMi arbeitet interdisziplinär, längsschnittlich und mit einem Mixed-Methods Design.
Projektleitung: Prof. Dr. Birgit Becker
Projektlaufzeit: 2018-2022
Wie können Wasserressourcen angesichts von nur unsicher quantifizierbarem Klimawandel und steigendem Nutzungsdruck von verschiedenen Akteuren nachhaltig für Gesellschaft und Ökosystem gemanagt werden?
Ziel des Gesamtprojektes ist es, (1) in partizipativer Art und Weise geeignete Managementstrategien zu entwickeln, um die Wasserressourcen im Biosphärenreservat Rhön, insbesondere seinem hessischen Teil, angesichts des Klimawandels nachhaltig für Gesellschaft und Ökosystem nutzen zu können. Dafür müssen (2) Methoden für eine interdisziplinäre (sozialwissenschaftlich und naturwissenschaftlich) und transdisziplinäre (mit Wissenschaftler/innen und Praxispartner/innen) Wissensintegration entwickelt werden. Praxispartner (d.h. institutionelle Stakeholder) sind ausgewählte, relevante hessische Akteure im Problemfeld, wie der Verwaltungsstelle des hessischen Biosphärenreservats Rhön, (Wasser-)Behörden, zivilgesellschaftliche Organisationen, Unternehmen und andere Interessensvertreter.
Die Problemwahrnehmung und Anpassungsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger wird empirisch durch die Projektpartnerinnen erhoben und so in den Partizipativen Prozess eingebracht, sodass Bürgerinnen und Bürger selbst nicht direkt am Prozess teilnehmen. Der genaue Fokus innerhalb des Problemfeldes (beispielsweise Trinkwasserversorgung, Erhaltung des Hochmoores, Wasserüberleitung nach Fulda) wird von den Projektpartnerinnen partizipativ mit den Stakeholdern während des partizipativen Prozesses entwickelt werden. Dieser genaue Fokus wird beispielsweise von der Zusammensetzung der Stakeholder abhängig sein, von deren Problemperspektiven sowie deren speziellen Interessensschwerpunkten.
Projektleitung: Prof. Dr. Blättel-MinkThe Institutions of Contemporary Capitalism: Bridging the Gap between Comparative and International Perspectives
In den letzten vier Jahrzehnten hat sich der heutige Kapitalismus massiv verändert: von der Liberalisierung in den 1980er-Jahren über die globale Finanzkrise 2008 bis zur Gegenbewegung eines nicht-liberalen Kapitalismus heute. Die grundlegenden Theorien der Politischen Ökonomie über kapitalistische Institutionen spiegeln jedoch diese grundlegenden Veränderungen nicht wider. Der überholte Charakter dieser Theorien in der Politischen Ökonomie ist bedauerlich, da diese ein eigentlich sehr wichtiges Instrument sind, um die Entwicklungen im zeitgenössischen Kapitalismus als Ergänzung zu rational-individuellen, konstruktivistischen oder marxistisch-holistischen Ansätzen zu verstehen. Es ist eine Kernannahme des Buchprojektes, dass der Mangel an adäquaten institutionellen Theorien des zeitgenössischen Kapitalismus hauptsächlich auf die zunehmende Trennung der Vergleichenden und Internationalen Politischen Ökonomie zurückzuführen ist. Das Zusammenspiel zwischen nationalen und internationalen Wirtschaftsinstitutionen, diese "Doppelbewegung" nach Polanyi, wird vernachlässigt. Um diese Schwäche zu überwinden, verfolgt das Buchprojekt zwei Ansätze: eine "Top-down"-Perspektive, die analysiert, wie internationale Institutionen auf einheimische Wirtschaftsinstitutionen einwirken, und eine "Bottom-up"-Perspektive, die untersucht, wie einheimische Wirtschaftsinstitutionen (mächtiger Staaten) internationale Institutionen beeinflussen. Jede der beiden Perspektiven wird illustriert, indem sie auf die drei wichtigsten Wirtschaftsräume - die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und die großen Schwellenländer (insbesondere China) - angewandt wird.
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Nölke
Laufzeit: 2021 - 2022