Soziologie als Wissenschaft

Ausstellung/Vorträge zu 100 Jahre Soziologie und 50. Todestag von Theodor W. Adorno

Veröffentlicht am: Montag, 25. November 2019, 10:16 Uhr (25-01)

 
 
 

Eröffnung der Ausstellung am Dienstag, 26. November 2019 um 19.30 Uhr in der Dantestraße 9

Eröffnungsvortrag von Stefan Müller-Doohm 

»Bangemachen gilt nicht« Adornos öffentliche Soziologie als demokratische Aufklärung

Stefan Müller-Doohm, aus Frankfurt stammender Soziologe mit Professur in Oldenburg (emeritiert), wurde zum Biograph seiner akademischen Lehrer Adorno und Habermas. 

Im Entree von Dante 9 hören wir die 1955-69 vom Hessischen Rundfunk aufgezeichneten Fragen von Theodor W. Adorno zur Aufarbeitung der Vergangenheit, die er selbst beantwortet: Mit Aspekte des neuen Rechtsradikalismus, in Adornos 50. Todesjahr ein Bestseller, ist eine Wand tapeziert.  

Im Saal verrät uns Siegfried Krakauer die Herkunft unseres Ausstellungstitels und dessen Fraktur-Schriftzugs auf der Einladungskarte durch die Anfänge der drei Kapitel seines gleichnamigen Buchs von 1922. Zudem zeigt sich seine soziologische Arbeit in der Frankfurter Zeitung: in Schreiben über Soziologie und in soziologischem Journalismus.  

Dessen letztes Stück, über den ausgebrannten Reichstag, erscheint am 2. März 1933, dem Tag der Ankunft Kracauers in Paris, womit wir zum Exil des Instituts für Sozialforschung überleiten (dem Kracauer nie angehörte):   Mit den Studien über Autorität und Familie, dem Antisemitismus-Projekt und den Studies in Prejudice beginnt das Institut mit der Sammlung und Auswertung von Daten, die zur Erklärung des Faschismus in Echtzeit beitragen werden. Historische Skizzen dazu zeigen die programmatische Orientierung des Unternehmens.  

Lange blieb eine parallele Studie apokryph, Totalitäre Propaganda von Kracauer, durch Adorno an das Institut vermittelt und dort von Adorno selbst mit einem vernichtenden Gutachten belegt. Wir zeigen das Manuskript des Exposees aus Kracauers Nachlaß.  

Die Rückkehr des Instituts nach Frankfurt wird in einem Fotoalbum zur Einweihung des Instituts für Sozialforschung im Haus an der Senckenberganlage, 14. November 1951, und zur Übernahme des Rektorats der Johann Wolfgang Goethe-Universität durch Max Horkheimer am 20. November 1951 abgebildet.  

Die erste Bilanz des Neubeginns in Frankfurt ziehen Theodor W. Adorno und Walter Dirks 1955 mit Sociologica. Aufsätze, Max Horkheimer zum sechzigsten Geburtstag gewidmet. Wir zeigen die redigierten ersten Seiten der Manuskripte.  

1957 wenden Jürgen Habermas, Ludwig von Friedeburg, Christoph Oehler und Friedrich Weltz die Erhebungstechnik des freien Interviews am Corpus der Frankfurter Studierenden an, 1961 erscheint die Studie Student und Politik. Im Archiv des IfS sind die Entwicklungsschritte der Fragebögen mit Adornos Vorschlägen erhalten.  

Alles mündet in den Winter of Love, in den uns der Film von Alexander Kluge mit Aufnahmen aus der Johann Wolfgang Goethe-Universität aus dem Wintersemester 1968/69 bereits während unserer Premiere zur Buchmesse 2018 führte (in den Hauptrollen: Adorno, Habermas, die Studenten). Der Film kehrt als Dauerinstallation in der Ausstellung nach Frankfurt zurück.  

Leise geht es im Biedermeier-Salon zu: Gemmen aus der Beziehung von Adorno und Kracauer werden durch Alexander Kluges filmische Inszenierung von zwei Kompositionen Adornos begleitet.  

Diese Strecke umrahmt das zentrale Objekt:   Etwa 200 Titel von soziologischen Vorlesungen und Seminaren aus den Jahren 1919 bis 1969 werden zu einem Mosaik montiert, das in der Originaltypographie und Papierstruktur der Vorlesungsverzeichnisse die Entwicklung von Wissenschafts-, Geistes- und Zeitgeschichte wiedergibt. 


weitere Informationen:

Dr. h. c. Wolfgang Schopf Literaturarchiv der Goethe-Universität   Universitätsarchiv Frankfurt Post: Senckenberganlage 31-33   60325 Frankfurt am Main Büro: Zeppelinallee 13   60325 Frankfurt am Main Telefon:  +49 (0)69-798- 22717   Mobil: 0173-4702612 w.schopf@lingua.uni-frankfurt   www.archiv.uni-frankfurt.de