Juana de O. Lorena

E-Mail: lorena@em.uni-frankfurt.de
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Promotionsprojekt:
Zur Konstruktion von Feindbildern: Populismus und Autoritarismus bei Ernesto Laclau, Chantal Mouffe und in der Frankfurter Schule

Die politische und gesellschaftliche Entwicklung vieler westlicher Demokratien der letzten Jahre hat zunehmende Spaltungstendenzen offenbart. Konflikte sind evidenter geworden und haben sich teilweise offen entladen, wie die Erstürmung des US Kapitols am 06. Januar 2021 eindrücklich gezeigt hat. Solche Ereignisse führen vor Augen, dass die liberale Demokratie mit ihren Institutionen und Normen durch autoritäre Tendenzen gefährdet wird.

Die diskursive Konstruktion von antagonistischen Fronten und Feindbildern, die als Grundlage für den Aufstieg von autoritären Tendenzen dient, hat lebendige Diskussionen entfacht. Insbesondere im Zusammenhang mit der neuen Welle des (Rechts-)Populismus hat sich auch die Politische Theorie, das Feld, in dem das entstehende Promotionsprojekt angesiedelt ist, der Erforschung dieser Thematik zugewendet.

Das Dissertationsprojekt zielt darauf ab, über die Konstruktion von Gegnerschaft und insbesondere von Feindbildern in der Politischen Theorie zu diskutieren, um ihr Verhältnis zum Aufstieg des Autoritarismus zu erfassen. In den nächsten Jahren sollen solche Konstruktionen einerseits vor dem Hintergrund der Populismustheorie von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, und andererseits auf Basis der Autoritarismustheorie nach der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule erarbeitet werden. Um einen Dialog zwischen beiden Ansätzen zu ermöglichen, geht das Forschungsprojekt von der Anwendung der Psychoanalyse in beiden Theorien aus und sieht diese als fruchtbaren Ausgangspunkt zur Diskussion über die Herstellung von konträren Polen – und dementsprechend von Feindbildern. Dafür muss zunächst verstanden werden, welche Funktion die Psychoanalyse überhaupt in den genannten Ansätzen hat. Daher wird das Promotionsprojekt durch folgende Frage geleitet: Welche Rolle spielt die Psychoanalyse für die Erklärung vom Aufstieg des Autoritarismus in Laclaus und Mouffes critical studies und in der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule?

Methodologisch wird in der Arbeit ein systematischer Vergleich zwischen beiden Ansätzen gezogen, um Berührungs- sowie Unterschiedspunkte zu identifizieren. Im Anschluss daran sollen Ergänzungsbedarf in beiden Theorien identifiziert werden, um sie dann in einen produktiven Dialog miteinander zu bringen. Mit Impulsen von verwandten Disziplinen soll zur Klärung der möglichen Folgen von diskursiv erzeugten Freund-Feind-Dynamiken in der Politischen Theorie aus einer kritischen Perspektive beigetragen werden.
Stand: November 2021

Das Promotionsprojekt wird aus einer interdisziplinären Perspektive geführt und von Prof Dr. Rainer Forst (Erstbetreuung) und von Prof Dr. Ferdinand Sutterlüty (Zweitbetreuung) begleitet.