Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2000


Wintersemester 2000-2001

Gunther Hellmann
Proseminar (GP4)
Europäische Außenpolitik

Inwieweit Außenpolitik tatsächlich "Außen"politik sei, ist eine Frage, die nicht erst im Zeitalter der Globalisierung aufgekommen ist. Bereits in den 1960er Jahren wurde sie als Grundsatzfrage der politik-wissenschaftlichen Teildisziplin "Internationale Beziehungen" aufgegriffen und (kontrovers) diskutiert. Im westlichen Europa, dem Europa der Europäischen Union, scheinen die Grenzen zwischen "innen" und "außen" in dem Moment wieder Gegenstand politischer Kontroversen zu werden, wie sie immer mehr verschwimmen. Dies betrifft nicht nur "innere" Angelegenheiten der Union (z.B. EURO, Beschäftigungspolitik, Österreich) sondern auch "äußere" Angelegenheiten (Beziehungen zur Türkei, Balkan-Stabilitätspakt, militärische Eingreiftruppe). In den meisten Staaten beschäftigen sich die Außenministerien zwar immer noch auch mit den Partnerstaaten in der Europäischen Union, aber die Probleme, die zu bearbeiten sind, ähneln immer mehr dem, was man früher zumeist als Teil der "Innenpolitik" bezeichnet hat. Parallel zu den (nationalen) Außenministerien werden zunehmend auch im Rahmen der Europäischen Union "außenpolitische" Kompetenzen und Entscheidungsstrukturen angesiedelt, die nationalstaatliche Außenpolitik mittel- oder langfristig ergänzen bzw. ersetzen sollen.

Wie heute in und durch "Europa", d.h. vor allem die "Europäische Union", Außenpolitik gemacht wird, soll im Mittelpunkt dieses Proseminars stehen. Dabei sollen durch gemeinsame Lektüre, Referate und Hausarbeiten mehrere Lernziele verfolgt werden: (1) die Erarbeitung von Grundkenntnissen der theoretisch angeleiteten Außenpolitikanalyse; (2) die Vermittlung von Kenntnissen über Entscheidungsstrukturen und -prozesse nationalstaatlicher Außenpolitik und EU-Außenpolitik; (3) die Anwendung theoretischer Kenntnisse auf die Analyse von Außenpolitik in Europa anhand prominenter Beispiele (z.B. Konflikte auf dem Balkan).

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Gunther Hellmann
Hauptseminar (HP)
Demokratischer Frieden, demokratische Kriege: Theorie und Praxis demokratischer Außenpolitik

Die sogenannte "Theorie des demokratischen Friedens" steht seit mehreren Jahren im Mittepunkt der Fachdiskussion in den "Internationalen Beziehungen". Die zentrale Aussage dieser Theorie besteht darin, dass Demokratien untereinander keine Kriege führen, mögen sie sich auch gegenüber nicht-demokratischen Staaten nicht minder aggressiv zeigen als Nicht-Dekomratien. Im Mittelpunkt dieses Hauptseminars steht die These, dass der sogenannte "demokratische Friede" eine sehr ambivalente Erscheinung ist. Einerseits lassen sich zwar in der Tat beachtliche empirische Belege anführen, dass Demokratie und Friede in einem Zusammenhang stehen, andererseits ist auch nicht zu übersehen, dass Demokratien in bestimmten Situationen vielleicht sogar stärker als Nicht-Demokratien dazu neigen, militärische Gewalt einsetzen. Welche Bedingungen die jeweilige Tendenz befördern oder behindern, soll anhand unterschiedlicher theoretischer wie auch methodischer Herangehensweisen in der Literatur und anhand von Fallbeispielen überprüft werden. Die zweite Hälfte der Veranstaltung wird als Blockseminar abgehalten.

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Gunther Hellmann
Empiriepraktikum (Emp)
Die Berliner Republik und ihre Außenpolitik

Im Oktober 2000 jährt sich die deutsche Vereinigung aus DDR und Bundesrepublik bereits zum zehnten Mal. Deutsche Außenpolitik hat sich in den vergangenen zehn Jahren beträchtlich gewandelt – dies ist zumindest die These, die es in diesem Empiriepraktikum systematisch und vor allem kritisch zu untersuchen gilt. Die Mehrheit der Experten behauptet, dass die Außenpolitik der neuen Bundesrepublik, die manche zum Zweck der deutlicheren Unterscheidung zur alten ("Bonner") Bundesrepublik kurz "Berliner Republik" nennen, weitgehend in der Kontinuität der alten westdeutschen Außenpolitik steht. Die (umstrittene) Ausgangsthese dieser Lehrveranstaltung ist, dass sich bereits heute Elemente des Neuen bzw. der Diskontinuität und Elemente der Kontinuität zumindest die Waage halten und mittel- bzw. langfristig immer stärker durchscheinen werden. Die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg, die in deutlichem Kontrast zur militärischen Abstinenz der Deutschen während des Golfkrieges 1990/91 steht, ist hierfür nur das prominenteste Beispiel.

Ziel dieses Empiriepraktikums ist es, Kontinuität und Wandel deutscher Außenpolitik seit 1990 systematisch zu untersuchen. Im einzelnen läßt sich dieses Ziel in folgende Teillernziele übersetzen:
- insbesondere qualitative Methoden zur empirischen Analyse von Außenpolitik erlernen und anwenden;
- unterschiedliche Arten der Analyse von Außenpolitik kennenlernen;
- kritischen Umgang mit alternativen Beschreibungen von Kontinuität und Wandel im allgemeinen wie auch im besonderen Fall deutscher Außenpolitik erlernen und anwenden;
- deutsche Außenpolitik in einem größeren historischen Zusammenhang, insbesondere nach 1990 besser verstehen lernen;
- Expertise in einem selbstgewählten Teilbereich deutscher Außenpolitik anhand der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit entwickeln.

Zu diesem Zweck werden in einem einführenden Teil sowohl Grundlagen deutscher Außenpolitik wie auch theoretische Texte zur Analyse von Kontinuität und Wandel in der internationalen Politik im allgemeinen und in der Außenpolitik im besonderen gemeinsam erarbeitet. Die Hauptleistung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird darin bestehen, detaillierte Fallstudien zu Teilaspekten deutscher Außenpolitik seit 1990 zu erstellen. Die systematische Planung und Vorbereitung dieser Fallstudien wird im Mittelpunkt des 1. Teils dieses Empiriepraktikums stehen. Zum Ende des Wintersemesters ist eine mehrtägige Exkursion nach Berlin vorgesehen, um den Studierenden unter anderem die Möglichkeit zu geben, bei entsprechenden Regierungsstellen Interviews mit außenpolitischen Entscheidungsträgern zu führen. Die schriftliche Ausarbeitung der Fallstudien ist für die vorlesungsfreie Zeit zwischen Winter- und Sommersemester vorgesehen, die Präsentation und Diskussion der Fallstudien steht im Mittelpunkt des 2. Teils im Sommersemester 2001.

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Sommersemester 2000

Gunther Hellmann
Vorlesung (GP4)
Einführung in die internationalen Beziehungen

Die Vorlesung bietet einen systematischen Überblick über den Gegenstand der internationalen Beziehungen (und damit die politikwissenschaftliche Teildisziplin "Internationale Beziehungen"-IB-), die verschiedenen Zugänge und Instrumente zur Analyse internationaler Beziehungen, sowie zentrale Problembereiche des Faches. Sie wird angeboten als Teil I des Grundkurses "Einführung in die Internationalen Beziehungen", der in diesem Semester als vierstündige Lehrveranstaltung durchgeführt wird. Studierende,
- die einen vierstündigen GP4-Schein erwerben wollen, sind daher verpflichtet, parallel zu dieser Vorlesung an einem von insgesamt drei begleitenden Proseminaren teilzunehmen, die von Rainer Baumann, Wolfgang Wagner und Gunther Hellmann als Teil II des GK angeboten werden;
- die lediglich einen zweistündigen GP4-Schein erwerben wollen, sollten diesen in der Regel in der Vorlesung erwerben -- vor allem dann, wenn sie über keine Grundkenntnisse verfügen;
- in den Grundwissenschaften können bei regelmäßiger Teilnahme an der Vorlesung und bei bestandener Klausur einen GW 2-Schein erwerben.

Beide Teile (d.h. Vorlesung und Proseminare) sind für Studierende konzipiert, die über keine bzw. nur geringe Vorkenntnisse verfügen.

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Rainer Baumann/Gunther Hellmann/Wolfgang Wagner
Proseminar (GP4)
Einführung in die internationalen Beziehungen

Diese drei parallelen Proseminare werden als Teil II des Grundkurses "Einführung in die Internationalen Beziehungen" (d.h. in Verbindung mit der begleitenden Vorlesung von Gunther Hellmann) angeboten. Ziel des Seminars ist es, Grundkenntnisse im Bereich "Internationale Beziehungen" zu vermitteln, auf die dann im weiteren Studienverlauf aufgebaut werden kann. Zu diesem Zweck sollen anhand einschlägiger Texte zentrale Probleme, Kategorien, Theorien und methodische Zugänge der Internationalen Beziehungen gemeinsam erarbeitet werden.

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