Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2001


Wintersemester 2001/2002

Gunther Hellmann Vorlesung (GP4)
Deutsche Außenpolitik

Seit der Herausbildung des deutschen Nationalstaates in der Mitte Europas im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts stellte die Außenpolitik dieses Staates eine Herausforderung für die Deutschen und ihre Nachbarn dar. Zur Bilanz deutscher Außenpolitik gehören dabei unter anderem zwei Weltkriege, in neuerer Zeit aber auch wichtige Beiträge zur "Entspannung" zwischen "Ost" und "West" (wie in den 1970er und und 1980er Jahren) und zur Neuordnung Europas nach dem Umbruch 1989/90. Ziel dieser Vorlesung ist es, Grundlinien und zentrale Probleme deutscher Außenpolitik anhand gängiger Theorien und Analyseinstrumentarien der Außenpolitikforschung vorzustellen und somit einen problemorientierten Überblick zu vermitteln. Dabei werden historische Makroprozesse ("deutsche Frage" als Problem der europäischen Ordnung) genauso thematisiert wie die institutionelle Kompetenzverteilung, Prozesse außenpolitischer Entscheidungsfindung, die Rolle von Individuen und kollektiven Lernprozessen oder die Rückkoppelung zwischen öffentlicher Meinung und Außenpolitik.

Vorlesungsplan

Bibliographie zur deutschen Außenpolitik (74 Seiten)

Gastvortrag von Botschafter a.D. Dietrich von Kyaw, "Außenpolitische Praxis aus der Perspektive eines deutschen Diplomaten", 30. Januar 2002.


Gunther Hellmann
Proseminar (GP4/GP1)
Außenpolitikanalyse am Beispiel deutscher Außenpolitik (begleitendes Proseminar zur Vorlesung)

Dieses Proseminar wird in Verbindung mit der Vorlesung angeboten und dient dazu, deren Themen zu vertiefen. Dies erfolgt: (1) durch die Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte zur deutschen Außenpolitik sowie zu Theorie und Methode der Außenpolitikanalyse (Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Fachliteratur ist dabei unabdingbar); (2) durch die Erstellung kürzerer Arbeitspapiere (Textzusammenfassungen, Kurzrezensionen etc.); (3) durch eine längere schriftliche Ausarbeitung bzw. alternativ durch eine Klausur.

Seminarplan


Wolfgang Wagner
Hauptseminar
Institutionen und Institutionalismen im Prozess der europäischen Integration und Integrationsforschung

Der Prozess der europäischen Integration hat nicht nur zu einer weltweit einmaligen Dichte regionaler Kooperation geführt. Er hat darüber hinaus ein einmaliges institutionelles System hervorgebracht, das zwar Parallelen zu denen anderer internationaler Organisationen wie zu denen nationalstaatlicher westlicher Demokratien aufweist, sich aber von beiden deutlich unterscheidet. Nicht nur für die EU-Forschung, sondern für alle an Institutionen interessierten Forschungsrichtungen stellt das institutionelle System der EU daher eine besondere Herausforderung dar.
In einem ersten Teil des Seminars geht es darum, sich mit den Kompetenzen, Funktionen und Arbeitsweisen von Rat, Kommission, Europäischem Parlament und Europäischem Gerichtshof vertraut zu machen, die Besonderheiten des institutionellen Systems der EU herauszuarbeiten und einen Katalog von Fragen zu entwickeln, die sich daraus für die Forschung ergeben. Im Hauptteil des Seminars werden dann eine Reihe von theoretischen Ansätzen vorgestellt, die sich in besonderer Weise mit der Entstehung, der Entwicklung und den Wirkungsweisen von Institutionen beschäftigen. Hierzu gehören der Neofunktionalismus, die rationalistische Kooperationstheorie und Theorie institutioneller Wahl (institutional choice), der (sozial-)Konstruktivismus und der historische Institutionalismus. Die 'Tauglichkeit' dieser Ansätze wird an dem eingangs entwickelten Katalog von Forschungsfragen gemessen werden.
In einem kürzeren, dritten Teil soll kurz auf die aktuelle Reformdiskussion in der Europäischen Union eingegangen werden. Verschiedene Reformvorschläge sollen dabei auf ihre (impliziten) theoretischen Grundlagen befragt und beurteilt werden.

Seminarplan


 

Sommersemester 2001

Rainer Baumann
Hauptseminar (HP)
Probleme der Außenpolitikanalyse am Beispiel der Sicherheitspolitik des vereinten Deutschland

Die deutsche Vereinigung und das Ende des Ost-West-Konfliktes haben einige, keineswegs jedoch alle Grundlagen der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik verändert. In der Fachliteratur herrscht inzwischen, nicht zuletzt auch für den sicherheitspolitischen Bereich, der Befund einer weitgehenden Kontinuität der deutschen Außenpolitik über die Vereinigung hinweg vor. Diese Kontinuitätsthese soll kritisch geprüft werden. Das Seminar gliedert sich in zwei Hauptteile (zuzüglich einer kurzen Einführung und einer Schlußsitzung). Nach einer Einführung in die Thematik werden wir uns verschiedenen theoretischen Zugängen zur Analyse von (deutscher) Außenpolitik zuwenden. Danach wollen wir, aufbauend auf diesen theoretischen Grundlagen, verschiedene Bereiche der deutschen Sicherheitspolitik eingehender untersuchen. Insgesamt soll in dem Seminar sowohl ein Überblick über einige neuere Forschungsansätze der Außenpolitikanalyse als auch ein besseres Verständnis konkreter Probleme der Sicherheitspolitik des vereinten Deutschland gewonnen werden. Grundkenntnisse von Theorien der Internationalen Beziehungen sowie von deutscher Außenpolitik werden vorausgesetzt.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Proseminar (GM2)
Methoden der Außenpolitikanalyse am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland

Dieses Seminar wird als zweisemestrige Lehrveranstaltung angeboten. Im Mittelpunkt stehen diverse Methoden der Außenpolitikanalyse, wie sie zumeist in der theorieorientierten Außenpolitikforschung zum Einsatz kommen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen mit einem breiten Spektrum an qualitativen und quantitativen Methoden vertraut gemacht werden, so dass sie in die Lage versetzt werden, solche Methoden selbständig anzuwenden. Dieser forschungspraktischen Zielsetzung gemäß wird der Schwerpunkt der Veranstaltung darauf gerichtet sein, (1) die Auseinandersetzung mit bestimmten Methoden anhand einschlägiger Arbeiten zu führen; (2) ausgewählte Methoden auf konkrete Gegenstände deutscher Außenpolitik anzuwenden.
Da ein großer Teil der einschlägigen Literatur in englischer Sprache verfaßt wurde, ist die Fähigkeit und Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit derartigen Texten unabdingbar.

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Gunther Hellmann
Hauptseminar (HA)
Ursprünge, neuere Erscheinungsformen und Kritik des Paradigmatismus in den Internationalen Beziehungen

Die Theoriediskussion in den Internationalen Beziehungen ist im Grunde seit den Anfängen der IB als politikwissenschaftlicher Teildisziplin in der Form konkurrierender "Paradigmen" geführt worden. Die sogenannten "großen Debatten" um solche Paradigmen, Denkschulen oder "Großtheorien" strukturierten (und strukturieren) die fachinterne Diskussion, wie dies in kaum einem anderen Fach der Fall ist. Dieses Seminar will dieses Spezifikum genauer unter die Lupe nehmen. Nach einer einführenden Klärung des Phänomens soll untersucht werden, aus welchen Gründen die Disziplin diesen Weg eingeschlagen hat, wie sich die Disziplin entlang paradigmatischer Fronten entwickelt hat, wie paradigmatische Auseinandersetzungen "entschieden" wurden und inwiefern die Disziplin als Ganze von diesen Auseinandersetzungen profitiert bzw. unter ihnen gelitten hat.

Im Seminar sollen die wissenschafts- und erkenntnistheoretischen Grundlagen der Internationalen Beziehungen untersucht werden. Welche Aspekte dabei im Mittelpunkt stehen, hängt wesentlich von den Interessen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab. In diesem Sinne ähnelt das Seminar auch stärker einem Forschungsseminar als einem "normalen" Hauptseminar, in dem bestimmte vorgegebene Inhalte erarbeitet werden sollen. Die Teilnehmer/innen sind aus diesem Grund auch in stärkerem Maße gefordert, ihre Interessen zu identifizieren und einzubringen.

Seminarplan


Wolfgang Wagner
Hauptseminar (HP/HA)
Die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU in theoretischer Perspektive

Seit Anfang der 1970er Jahre bemühen sich die Mitgliedstaaten der EU um eine Abstimmung ihrer Außenpolitiken bzw. um gemeinsame außenpolitische Positionen und Aktionen. Bis in die jüngste Zeit gehören Vorschläge zur Stärkung der außenpolitischen Zusammenarbeit zu den umstrittensten Themen in den Verhandlungen zur Reform der EU. Im Verlauf der letzten dreißig Jahre hat sich dabei zum einen ein äußerst komplexes Gebilde von beteiligten Akteuren, Verfahren und Instrumenten, zum anderen eine sehr gemischte Bilanz von Erfolgen und Fehlschlägen herausgebildet.

In einem ersten Teil beschäftigt sich das Seminar mit der Funktionsweise und den Ergebnissen der außenpolitischen Zusammenarbeit. Am Ende des ersten Teils soll nicht nur ein guter Überblick darüber stehen, was die europäische Außenpolitik auszeichnet, sondern auch ein Katalog von Fragen erarbeitet worden sein, dessen Beantwortung im zweiten Teil des Seminars unter Bezugnahme auf verschiedene Theorieangebote versucht werden soll, beispielsweise , wie die Entwicklung der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP), ihre institutionelle Verfaßtheit sowie ihre Erfolge und Misserfolge erklärt werden können. Im zweiten Teil des Seminars wird auf verschiedene Theorien der Internationalen Beziehungen und der Integrationsforschung zurückgegriffen. Diese ermöglichen es, nach den Anreizen zu außenpolitischer Zusammenarbeit, nach der Bedeutung von mitgliedstaatlichen Souveränitätsvorbehalten und nach der Rolle von gemeinsamen Werten und von Lernprozessen zu fragen. Darüber hinaus werden unterschiedliche Möglichkeiten diskutiert, wie die außenpolitische Zusammenarbeit konzeptualisiert werden kann, das heißt ob man angesichts der GASP von der Europäischen Union als einem außenpolitischen Akteur sprechen kann oder ob die GASP besser als Fortführung traditioneller Bündnisdiplomatie oder als ein internationales Regime zu verstehen ist.

Seminarplan