Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2004


Wintersemester 2004/05

Christian Büger, Benjamin Herborth
Sicherheit, Bedrohungen und Versicherheitlichung: Jüngere Theorien und Ansätze der Security Studies (HP)
Blockseminar
Vorbesprechung: Mittwoch, 27.10.2004, 18-20 Uhr, FLAT 004

Während der Begriff Sicherheit - verstanden als die Abwesenheit materieller Bedrohungen - von traditionellen Ansätzen als unproblematisch vorausgesetzt wurde, hat sich seit den späten 1980er Jahren eine Reihe theoretisch innovativer Forschungsprogramme ausdifferenziert, die sich um die begriffliche Klärung des Gegenstands der Security Studies bemühen. Anstatt die Security Studies als letzte Domäne des Realismus zu begreifen, wie dies in weiten Teilen der US-amerikanischen Forschung der Fall ist, bemühen sich diese jüngeren Ansätze darum, jenseits der paradigmatischen Grabenkämpfe zwischen den Großtheorien der Internationalen Beziehungen dem Ideal theoriegeleiteter Forschung eine Praxis "forschungsgeleiteter Theoriebildung" zur Seite zu stellen. Das Seminar verfolgt die Zielsetzung, die jüngeren Debatten um diese Forschungsprogramme detailliert aufzuarbeiten. Nach einem kurzen Überblick über die Entwicklung der Security Studies werden die ontologischen und epistemologischen Grundlagen etwa der Kopenhagener Schule, der Critical Security Studies und des Human Security-Programms aufgearbeitet und diskutiert. Auf dieser Grundlage werden im Seminar einige ausgewählte Kontroversen zwischen den Forschungsprogrammen rekonstruiert und Ansatzpunkte für zukünftige Forschung auch im Rahmen von studentischen (Diplom-) Projekten erarbeitet. Von den Teilnehmern wird erwartet, sich intensiv mit mindestens einem Forschungsprogramm auseinanderzusetzen und eine Hausarbeit zu einem entsprechenden Thema anzufertigen. Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit englischsprachiger Literatur ist unabdingbar. Die Veranstaltung ist als Blockseminar geplant und wird Ende Januar im Kleinwalsertal stattfinden. Die Vorbesprechung findet am Mittwoch, den 27. Oktober von 18-20 Uhr in Raum FLAT 004 statt.


Gunther Hellmann
Das neue außenpolitische Vokabular der Berliner Republik: Untersuchungen zur Veränderung deutscher Außenpolitik Empiriepraktikum (EMP), Teil 1: Donnerstag, 12-14 Uhr, Raum 904

Die Außenpolitik Deutschlands hat sich seit 1990 merklich verändert. Diese Einschätzung ist zwar nach wie vor strittig, die Zahl derjenigen, die sich dieser Auffassung in den letzten beiden Jahren angeschlossen haben, ist im Vergleich zu den Anhängern der These, dass zwischen alter ("Bonner") und neuer ("Berliner") Außenpolitik nach wie vor Kontinuität überwiege, allerdings deutlich angewachsen. Wie sich deutsche Außenpolitik verändert hat und woran man diese Veränderungen erkennen und festmachen kann, steht im Mittelpunkt dieses als gemeinsames Forschungsprojekt angelegten Empiriepraktikums. Die zugrunde liegende Prämisse besagt, dass man sowohl zurückliegende Veränderungen besser erklären wie auch gegenwärtige und zukünftige Trends besser verstehen kann, wenn man die Sprache der Außenpolitik in den Mittelpunkt rückt. Aus diesem Grund wird es im wesentlichen darum gehen, unterschiedliche Arten von Texten zur deutschen Außenpolitik systematisch auszuwerten. Dazu zählen sowohl Texte von außenpolitischen "Praktikern" (also etwa "Regierungserklärungen", Reden außenpolitischer Entscheidungsträger oder Parteiprogramme u. ä.) wie auch Texte von anderen außenpolitischen Experten (Politikberater, Wissenschaftler etc.). Diese Texte werden unter Rückgriff auf ältere wie auch neuere diskurstheoretische Arbeiten analysiert. Ziel ist es, in detaillierten Einzelstudien Veränderungen des Sprachgebrauchs (und damit auch der Praxis deutscher Außenpolitik) nachzuspüren. Eine Exkursion nach Berlin ist für das Ende des 2. Teils im Sommersemester 2005 vorgesehen. Ziel dieser Exkursion wird es sein, die Ergebnisse der eigenen Forschung mit Wissenschaftlern und Praktikern zu diskutieren. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende mit einem ausgeprägten Forschungsinteresse - insbesondere Studierende in Diplom- bzw. Magisterstudiengängen sowie L3 Lehramtskandidaten. Studierende anderer Studiengänge sind willkommen, sofern die Kapazitäten ausreichen und die Anforderungen erfüllt werden (s. u.). Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte ist trotz des empirischen Fokus auf deutsche Außenpolitik unabdingbar. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 30 Studierende begrenzt. Sollten mehr als 30 Studierende teilnehmen wollen, entscheiden zwei Faktoren (in der angegebenen Reihenfolge) über die Aufnahme: (a) Qualifikation, d. h. Vorkenntnisse in den Bereichen deutsche Außenpolitik / internationale Beziehungen und/oder einschlägige theoretische bzw. methodische Kenntnisse (z. B. Diskurstheorie, Dokumenten- bzw. Textanalyse u. ä.); (b) Zeitpunkt der Eintragung in die Anmeldeliste (Anmeldung ist ab dem 12.7.2004 im Sekretariat (Zi. 1826) möglich). Alle Interessenten reichen bis spätestens Montag, den 25. Oktober 2004 ein ca. einseitiges Motivpapier im Sekretariat ein, in dem sie darlegen, inwiefern ihr Interesse an einer Teilnahme durch die o. a. Kriterien unterstützt wird. Die Entscheidung über die Aufnahme fällt bis zur 2. Sitzung im Wintersemester.


Gunther Hellmann
Kolloquium (C)
Kolloquium für Fortgeschrittene, Examenskandidatinnen und -kandidaten sowie Doktorandinnen und Doktoranden zu ausgewählten Problemen der (i)nternationalen Beziehungen

Anmeldung in der Sprechstunde ist erforderlich.




Sommersemester 2004

Heike Brabandt
Hauptseminar (HP)
Constructivism in International Relations

Mittwoch 14-16 Uhr, Raum: NM 131

There has been a hype about constructivism in International Relations since the mid-1990s. Meanwhile, constructivism occupies a central place in the discipline. However, the term often means different things to its practitioners. Despite these differences, constructivists share a basic ontological position which stresses intersubjectivity and the mutual constitution of agents and structures. In this seminar, we will explore constructivism's core assumptions and concepts. In particular, we will analyse the meaning of intersubjectivity, structures, agents, institutions, language, identity and social power to constructivist research. We will do so by discussing empirical work in different issues areas such as security, environment, human rights and women's rights. This seminar will be taught in English and participants will need to appear regularly.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Proseminar (GP1, GP4, E LA1-5)
Außenpolitikanalyse am Beispiel deutscher Außenpolitik

Mittwoch 12-14 Uhr, Raum: AfE 904

Seit sich im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts der deutsche Nationalstaat inmitten des europäischen Kontinents herausgebildet hatte, stellte die Gestaltung seiner Außenpolitik eine große Herausforderung für die Deutschen und ihre Nachbarn dar. Zur Bilanz deutscher Au-ßenpolitik gehören dabei vor allem zwei verheerende Weltkriege, aber auch wichtige Beiträge zur "Entspannung" zwischen "Ost" und "West" (wie in den 1970er und 1980er Jahren) und zur Neuordnung Europas nach dem Umbruch 1989/90. Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 hat die Bedeutung Deutschlands in der Welt im allgemeinen sowie innerhalb Europas im Besonderen weiter zugenommen.

Diese Veranstaltung ist als Einführung in die deutsche Außenpolitik für Lehramtsstudierende (LA 1-5) konzipiert. Nur für diese Gruppe möchte ich daher auch eine ausdrückliche Empfehlung zur Teilnahme aussprechen. Eine Veranstaltung mit ähnlichen Texten wird in regelmäßigen Abständen auch für Haupt- und Nebenfachstudierende der Politikwissenschaft angeboten. Die Leistungsanforderungen, Aufgabenstellungen und die Diskussionsstrukturierung unterscheiden sich allerdings grundlegend, so dass es für diese Haupt- und Nebenfachstudierende zwar prinzipiell möglich, aber nicht empfehlenswert ist, diese Veranstaltung in diesem Semester zu belegen.

Die Veranstaltung beruht auf dem Text eines Lehrbuchs, das ich zusammen mit Rainer Baumann und Wolfgang Wagner verfasst habe und das in der zweiten Hälfte dieses Jahres erscheinen soll. In ihm werden Grundlinien und zentrale Probleme deutscher Außenpolitik anhand gängiger Theorien und Analyseinstrumentarien der Außenpolitikforschung vorgestellt und illustriert.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Hauptseminar(HA, HP, W LA 1-5)
Problem(er)findung in den (i)nternationalen Beziehungen: Methodenfragen und Entscheidungen auf dem Weg zu einem Forschungsdesign

Donnerstag 12-14 Uhr, Raum AfE 904

Wissenschaft ist eine Form des Problemlösens. Wissenschaftliche Probleme fallen jedoch nicht vom Himmel. Sie werden genauso gefunden wie sie erfunden werden. Sie stellen sich und sie werden gestellt, d.h. Probleme sind weder (ohne jeglichen Bezug auf unser Denken/Handeln) einfach gegeben, noch sind sie (ohne jeglichen Bezug auf die Welt) reine Erfindungen. Sie entstehen vielmehr im sprachlich vermittelten Wechselspiel zwischen Denken und Handeln auf der einen Seite und einer widerständigen (keineswegs "nur konstruierten") Welt auf der anderen. Wenn man diese Sichtweise akzeptiert, dann ist Wissenschaft als Problemlösen alles andere als unproblematisch. Vielmehr erscheint es in diesem Fall wichtig, sich Rechenschaft abzulegen, wie wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu jenen Problemen kommen, die wir uns zu lösen aufgeben - bzw. wie die Probleme zu uns kommen.

Diese Grundproblematik steht im Mittelpunkt dieses Seminars. Anhand eines demnächst erscheinenden Methoden-Lehrbuchs, an dem der Veranstalter als Autor beteiligt ist und das an Beispielen aus dem Feld der Internationalen Beziehungen (IB) in grundlegende theoretische und methodische Fragen wissenschaftlicher Problem(er)findung und Problemlösung einführt, soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit gegeben werden, selbst gewählte Problemstellungen zu einem durchdachten Forschungsdesign auszuarbeiten. Entsprechend wird sich die Veranstaltung in zwei größere Blöcke einteilen, einen Teil, in dem die gemeinsame Lektüre im Mittelpunkt stehen wird und einen Teil, in dem ausgearbeitete Exposés der Studierenden diskutiert werden. Die Veranstaltung richtet sich daher in erster Linie an fortgeschrittene Studierende, die bereits den Abschluss ihres Studiums (und hier insbesondere ihre Diplom- oder Magisterarbeit) im Blick haben. Voraussetzung ist im Regelfall, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowohl solide theoretische bzw. methodische Grundkenntnisse aus den Sozialwissenschaften im allgemeinen als auch Kenntnisse aus dem Bereich der (i)nternationalen Beziehungen (d.h. dem Gegenstandsbereich wie auch der politikwissenschaftlichen Teildisziplin) im besonderen mitbringen.

Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre und Diskussion englischsprachiger Texte ist unabdingbar. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 30 Studierende begrenzt.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Kolloquium (C)
Kolloquium für Fortgeschrittene, Examenskandidatinnen und -kandidaten sowie Doktorandinnen und Doktoranden zu ausgewählten Problemen der (i)nternationalen Beziehungen

Anmeldung in der Sprechstunde ist erforderlich.


Benjamin Herborth
Hauptseminar (HP, W LA 1-5)
Forschungspraktische Implikationen der "soziologischen Wende" in den Internationalen Beziehungen

Dienstag, 14-16 Uhr

Normen und Ideen eine zentrale Rolle in Erklärungsversuchen internationaler und weltpolitischer Ereignisse zuzuschreiben, gehört mittlerweile beinahe zum guten Ton der politikwissenschaftlichen Teildisziplin Internationale Beziehungen (IB). Was als "soziologische" - oder m.E. mißverständlich: konstruktivistische - Wende aktuelle Theoriedebatten bestimmt, hat sich bislang jedoch kaum methodologisch auf die Forschungspraxis der IB ausgewirkt. Es lässt sich vielmehr eine Tendenz beobachten, Handlungsregeln, Normen und Ideen in positivistische Forschungsdesigns zu integrieren und damit "paradigmatisch" zu normalisieren. Das Ziel dieser Veranstaltung ist es, gesellschaftstheoretisch besonders reflektierte Arbeiten hinsichtlich ihrer theoretischen Prämissen und ihrer methodischen Vorgehensweise zu untersuchen. Im Sinne eines Forschungsseminars wird es also vor allem darum gehen, innovative Forschungsdesigns nachzuvollziehen und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit, gerade auch in studentischen Projekten, zu überprüfen.

Seminarplan