Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2006


Wintersemester 2006/2007

Aufgrund eines forschungsfreien Semesters hat Gunther Hellmann in diesem Wintersemester keine Lehrveranstaltungen angeboten.


Benjamin Herborth
Anarchie und Herrschaft in den internationalen Beziehungen. Eine interdisziplinäre Einführung [G1, G2, GP4, W LA1-5]
Proseminar, 2 SWS, Do 16:00 - 18:00, AfE 904

In der politikwissenschaftlichen Teildisziplin der Internationalen Beziehungen ist die Ansicht weit verbreitet, dass legitime politische Herrschaft nur auf nationalstaatlicher Ebene möglich ist. Die Besonderheit der internationalen Politik ergibt sich aus dieser Perspektive gerade daraus, dass eine zentrale übergeordnete Instanz (etwa ein Weltstaat) fehlt. Internationale Beziehungen seien also wesentlich dadurch charakterisiert, dass sie sich unter Bedingungen von Anarchie, d.h. gerade der Abwesenheit von politischer Herrschaft vollziehen. Selbst wenn man dieser Beschreibung zustimmt, bleibt allerdings noch unklar, welche politischen Konsequenzen sich daraus ergeben. Ergibt sich aus der anarchischen Struktur des internationalen Systems notwendig ein andauernder Überlebenskampf zwischen Staaten? (Wie) ist es überhaupt möglich, dauerhafte Kooperationsbeziehungen zu errichten, also gewissermaßen Formen der "regulierten Anarchie" zu etablieren? Gibt es überhaupt die eine Logik der Anarchie, oder müsste man nicht eher von spezifischen, historischen Kulturen der Anarchie sprechen? Das Proseminar wird zunächst anhand dieser Fragen eine problemorientierte Einführung in die Theorien der internationalen Beziehungen geben. In einem zweiten Teil sollen dann Ansätze im Mittelpunkt stehen, die der Annahme der Herrschaftslosigkeit der internationalen Politik eher skeptisch gegenüberstehen. Der europäische Integrationsprozess, die Politik der WTO oder die Entstehung einer internationalen Strafgerichtsbarkeit sind dabei nur die prominentesten Beispiele für die Entstehung politischer Herrschaftsräume jenseits des Nationalstaats. Auch in den Nord-Süd-Beziehungen dominieren aus Sicht vieler Beobachter eher historisch gewachsene Herrschaftsverhältnisse als Strukturen der Anarchie. Bei der Beschreibung solcher Herrschaftsverhältnisse sind die Internationalen Beziehungen allerdings zunehmend auf interdisziplinäre Brückenschläge angewiesen. Dabei rücken rechts- und herrschaftssoziologische Perspektiven ebenso in den Fokus wie Grundzüge des Völkerrechts oder der politischen Theorie.
Spezifische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Allerdings wird die Bereitschaft zur Lektüren auch englischsprachiger Texte erwartet. Bitte tragen Sie sich in die Anmeldeliste (AFE-Turm 1730) ein.

Seminarplan


Gabi Schlag
Security Studies und Europäische Integration: Sicherheit und Identität in/für Europa [HP, W LA1-5]
Seminar, 2 SWS, Do 16:00 - 18:00, NM 113

Seit einigen Jahren erleben wir in der Teildisziplin der Internationalen Beziehungen (IB) eine rege Diskussion über angemessene Konzeptionalisierungen von Begriffen wie Sicherheit und Identität. Im Zuge der "reflektivistischen Wende" haben sich insbesondere poststrukturalistisch inspirierte Arbeiten mit den konstitutiven Beziehungen zwischen "identity", security" und "foreign policy" beschäftigt. In zweierlei Hinsicht sind diese Debatten europäisch geprägt: Zum einen sind die Mehrheit dieser neuen Forschungsansätze an europäischen Universitäten und Instituten entwickelt worden (z.B. die Copehagen-School); zum anderen bieten die diversen Formen der sicherheitspolitischen Kooperation (NATO, OSZE) und Integration (EU) in Europa zahlreiche empirische Anknüpfungspunkte für diese Forschungsansätze. Zentrale Fragen, zu deren Auseinandersetzung das Seminar einladen möchte, werden u.a. sein: Was bedeuten Begriffe wie Sicherheit und Identität? Wie lassen sich diverse Formen der militärischen und zivilen Sicherheitskooperation in Europa aus einer theoretisch reflektierten Perspektive verstehen? Ziel des Seminars ist, neuere Ansätze der security studies zu diskutieren und deren Mehrwert für die Analyse von Sicherheit und Identität in und für Europa auszuloten.
Vorraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar ist die Bereitschaft, (fast ausschließlich) englischsprachige Texte zu lesen. Alle weiteren Bedingungen für den Scheinerwerb werden in der ersten Sitzung geklärt.

Seminarplan



Sommersemester 2006

Gunther Hellmann
Europäische Außenpolitik [GP 4, W LA1-5]
Proseminar; 2 SWS; Mi, 12:00 - 14:00, AfE 904

Inwieweit Außenpolitik tatsächlich "Außen"politik ist, ist eine Frage, die nicht erst im Zeitalter der Globalisierung aufgekommen ist. Bereits in den 1960er Jahren wurde sie als Grundsatzfrage der politikwissenschaftlichen Teildisziplin "Internationale Beziehungen" aufgegriffen und (kontrovers) diskutiert. Im westlichen Europa, dem Europa der Europäischen Union, scheinen die Grenzen zwischen "innen" und "außen" in dem Moment wieder Gegenstand politischer Kontroversen zu werden, wie sie immer mehr verschwimmen. Dies betrifft nicht nur "innere" Angelegenheiten der Union (z.B. EURO, Beschäftigungspolitik, Österreich) sondern auch "äußere" Angelegenheiten (Beziehungen zu den USA oder zur Türkei sowie die Frage militärischer Einsätze). In den meisten Staaten beschäftigen sich die Außenministerien zwar immer noch auch mit den Partnerstaaten in der Europäischen Union, aber die Probleme, die zu bearbeiten sind, ähneln immer mehr dem, was man früher zumeist als Teil der "Innenpolitik" bezeichnet hat. Parallel zu den (nationalen) Außenministerien werden zunehmend auch im Rahmen der Europäischen Union außenpolitische Kompetenzen und Entscheidungsstrukturen angesiedelt, die nationalstaatliche Außenpolitik mittel- oder langfristig ergänzen bzw. ersetzen sollen.
Wie heute in und durch "Europa", d.h. vor allem die "Europäische Union", Außenpolitik gemacht wird, soll im Mittelpunkt dieses Proseminars stehen. Die Studierenden sollen Grundkenntnisse über (a) Rahmenbedingungen, Kompetenzen, Entscheidungsstrukturen und -prozesse nationalstaatlicher Außenpolitik und EU-Außenpolitik sowie (b) Theorien zu deren Analyse erwerben. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre und Diskussion englischsprachiger Texte ist für eine erfolgreiche Teilnahme unabdingbar.

Seminarplan

Workshop "Polen, Deutschland und die Europäische Union im Jahr 2020", 8.-11. Mai 2006


Gunther Hellmann
Theorie und Geschichte der Internationalen Beziehungen. Eine konfliktorientierte Einführung [GP 4, G LA1-5]
Proseminar; 2 SWS; Do, 12:00 - 14:00, AfE 904

Die Geschichte des internationalen Systems der Neuzeit ist vor allem eine Geschichte zwischenstaatlicher Kriege und Konflikte. Ziel dieses Proseminars soll es sein, das Dickicht internationaler Politik (inter­nationaler Konflikte) insofern etwas durchschaubarer zu gestalten, als

  • zentrale Kategorien und Theorien zur Analyse internationaler Konflikte vorgestellt werden;
  • ein Überblick über große und typische Konflikte der internationalen Politik im 20. Jahrhundert gegeben wird -- z.B. Erster und Zweiter Weltkrieg; Ost-West-Konflikt; ausgewählte regionale Konflikte nach 1945; Kuba-Krise; "neue" Konflikte nach 1989 bzw. nach dem 11.9.2001 -- um
Kenntnisse über Grundlinien internationaler Politik zu erwerben, vor allem aber um
die Bedeutung und Notwendigkeit expliziter Theoriebildung zu verdeutlichen und zu diesem Zweck
an konkreten Beispielen das methodische Werkzeug zur Analyse internationaler Konflikte zu erlernen.


Diese Lernziele sollen mit Hilfe folgender Mittel erreicht werden:

  • eingehende Lektüre und Diskussion von Texten;
  • gezielte inhaltliche Vorbereitung von Seminarsitzungen im Rahmen einer AG;
  • strukturierte Plenardiskussion anhand vorbereiteter Informations- und Thesenpapiere der AGs;
  • intensive Nutzung der Online-Plattform WebCT

  • Seminarplan // Seminarplan-Kurzfassung

Gunther Hellmann
Problem(er)findung in den (i)nternationalen Beziehungen: Methodenfragen und Entscheidungen auf dem Weg zu einem Forschungsdesign [HA, HP, W LA1-5]
Seminar; 2 SWS; Do, 16:00 - 18:00, AfE 901.

Wissenschaft ist eine Form des Problemlösens. Wissenschaftliche Probleme fallen jedoch nicht vom Himmel. Sie werden genauso gefunden wie sie erfunden werden. Sie stellen sich und sie werden gestellt, d.h. Probleme sind weder (ohne jeglichen Bezug auf unser Denken/Handeln) einfach gegeben, noch sind sie (ohne jeglichen Bezug auf die Welt) reine Erfindungen. Sie entstehen vielmehr im sprachlich vermittelten Wechselspiel zwischen Denken und Handeln auf der einen Seite und einer widerständigen (keineswegs "nur konstruierten") Welt auf der anderen. Wenn man diese Sichtweise akzeptiert, dann ist Wissenschaft als Problemlösen alles andere als unproblematisch. Vielmehr erscheint es in diesem Fall wichtig, sich Rechenschaft abzulegen, wie wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu jenen Problemen kommen, die wir uns zu lösen aufgeben - bzw. wie die Probleme zu uns kommen.
Diese Grundproblematik steht im Mittelpunkt dieses Seminars. Anhand eines demnächst erscheinenden Methoden-Lehrbuchs, an dem der Veranstalter als Autor beteiligt ist und das an Beispielen aus dem Feld der Internationalen Beziehungen (IB) in grundlegende theoretische und methodische Fragen wissenschaftlicher Problem(er)findung und Problemlösung einführt, soll den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit gegeben werden, selbst gewählte Problemstellungen zu einem durchdachten Forschungsdesign auszuarbeiten. Entsprechend wird sich die Veranstaltung in zwei größere Blöcke einteilen, einen Teil, in dem die gemeinsame Lektüre im Mittelpunkt stehen wird und einen Teil, in dem ausgearbeitete Exposés der Studierenden diskutiert werden. Die Veranstaltung richtet sich daher in erster Linie an fortgeschrittene Studierende im Hauptfach Politikwissenschaft, die bereits den Abschluss ihres Studiums (und hier insbesondere ihre Diplom- oder Magisterarbeit) im Blick haben. Voraussetzung ist im Regelfall, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowohl solide theoretische bzw. methodische Grundkenntnisse aus den Sozialwissenschaften im allgemeinen als auch Kenntnisse aus dem Bereich der (i)nternationalen Beziehungen (d.h. dem Gegenstandsbereich wie auch der politikwissenschaftlichen Teildisziplin) im besonderen mitbringen. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre und Diskussion englischsprachiger Texte ist unabdingbar.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Kolloquium für Examenskandidatinnen- und kandidaten zu ausgewählten Problemen der IB [KO, W LA1-5]
Kolloquium; 2 SWS; Mi, 16:00 - 18:00, Raum n.V.