Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2009


Wintersemester 2009/2010

Gunther Hellmann

"Klassiker" der internationalen Beziehungen (GP4, W LA1-5, PW-BA-P2, PW-BA-SP)
Jede wissenschaftliche Disziplin entwickelt über Zeit einen (sich verändernden) Kernbestand an wissenschaftlichen Texten, die für die Disziplin als Ganzes prägend werden. Dies gilt auch für die "Internationalen Beziehungen" (IB) als politikwissenschaftliche Teildisziplin. In diesem Seminar soll die Teildisziplin IB anhand ausgewählter Texte (Aufsätze bzw. Auszüge aus Monographien) solcher Fachvertreter vorgestellt werden, die gemeinhin als besonders einflussreich gelten. Da es sich hierbei insbesondere um englischsprachige Texte handelt und die Struktur der Veranstaltung im Wesentlichen aus gemeinsamer Lektüre bestehen wird, ist die Bereitschaft und Fähigkeit zur Lektüre solcher Texte eine unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss.

Der in diesem Seminar gewählte Zugriff unterscheidet sich von einer typischen „Einführung" in die IB wie sie sich etwa in gängigen Lehrbüchern findet und ist kein Ersatz für eine solche „Einführung" (zwei besonders gelungene deutschsprachige „Einführungen", die das Fach über seine Theorien bzw. seine Gegenstände vorstellen, sind von Gert Krell, einem früheren Frankfurter Kollegen (mit-) verfasst worden, vgl. Gert Krell, Weltbilder und Weltordnung. Einführung in die Theorie der Internationalen Beziehungen Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2004 sowie Manfred Knapp, Gert Krell (Hrsg.), Einführung in die Internationale Politik, München: Oldenbourg 2003). Eine Einführung durch ausgewählte Originaltexte im Kontrast zu einer Einführung im Sinne eines Überblicks lässt sich vielleicht am besten durch eine Analogie mit zwei Arten des Erlernens des Schwimmens vergleichen: man kann „einfach ins Wasser springen" (d.h. gleich bei den schwierige(re)n Originaltexten anfangen) oder zunächst einen Schwimmkurs (Einführungskurs) belegen. Aber selbst wenn Sie sich für den „Sprung ins Wasser" als 1. Schritt entscheiden, heißt das nicht, dass Sie nicht durch einen anschließend absolvierten Schwimmkurs weitere wichtige Dinge lernen.


"Machtpolitische Resozialisierung" oder "Kontinuität der Zivilmacht Bundesrepublik" Studien zur Außenpolitik der Berliner Republik, Teil I (EMP, W LA 1-5, PW-MA-6, IS-MA-4EMP, W LA 1-5, PW-MA-6, IS-MA-4)

Ob bzw. wie sich die Außenpolitik der Bundesrepublik nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 verändert hat, ist in der Fachdiskussion strittig. Eine Mehrheit an Beobachtern neigt nach wie vor der Auffassung zu, dass im Vergleich zwischen „alter" und „neuer" Bundesrepublik (oder zwischen „Bonner" und „Berliner Republik") Kontinuität überwiegt. Eine Minderheit vertritt demgegenüber die Auffassung, dass Elemente des Wandels deutlich überwiegen. Die im Titel angedeutete Zuspitzung markiert zwei Konkretisierungen dieser Kontroverse. Der Veranstalter dieses Empiriepraktikums hat sich vergleichsweise deutlich positioniert - im Blick auf die im Titel angedeutete Alternative zugunsten der ersten Position. Das heißt allerdings nicht, dass die Auflösung des im Titel ebenfalls enthaltenen Fragezeichens für diese Lehrveranstaltung damit schon vorgezeichnet wäre. Im Gegenteil: gerade weil der Veranstalter mit einer Position in Verbindung gebracht werden dürfte ist es sowohl unter wissenschaftsethischen wie auch forschungspraktischen Gesichtspunkten umso wichtiger, kritisch mit dieser Position umzugehen. Die Kritik sämtlicher Forschungsarbeiten zur Kontinuität/Veränderung deutscher Außenpolitik nach 1990 wird daher im Mittelpunkt dieser zweisemestrigen Veranstaltung stehen. Durch eigenständige und originäre Forschungsarbeiten sollen die Studierenden mit dem Analyseinstrumentarium der Internationalen Beziehungen und der Außenpolitikanalyse einen Beitrag zur Auflösung gegenwärtiger Forschungskontroversen liefern. Grundlegende Kenntnisse (a) der (Theorien der) „Internationalen Beziehungen" (IB) wie auch (b) gängiger Methoden der Sozialwissenschaften werden vorausgesetzt, Kenntnisse der deutschen Außenpolitik sind erwünscht.


Deutsche Außenpolitik (GP4, G LA1-5, L-POWI-P2, L-GW-G2-P, PW-BA-P2, PW-BA-SP)

Seit sich im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts der deutsche Nationalstaat inmitten des europäischen Kontinents herausgebildet hatte, stellte die Gestaltung seiner Außenpolitik eine Herausforderung für die Deutschen und ihre Nachbarn dar. Zur Bilanz deutscher Außenpolitik gehören dabei vor allem zwei verheerende Weltkriege, aber auch wichtige Beiträge zur "Entspannung" zwischen "Ost" und "West" (wie in den 1970er und 1980er Jahren) und zur Neuordnung Europas nach dem Umbruch 1989/90.
Diese Veranstaltung ist als Einführung in die deutsche Außenpolitik konzipiert. Ihr Ziel besteht darin, Grundlinien und zentrale Probleme deutscher Außenpolitik anhand gängiger Theorien und Analyseinstrumentarien der Außenpolitikforschung vorzustellen und so einen problemorientierten Überblick zu vermitteln. Dabei werden historische Makroprozesse (wie die "deutsche Frage" als Problem der europäischen Ordnung) genauso thematisiert wie die institutionelle Kompetenzverteilung, Prozesse außenpolitischer Entscheidungsfindung, die Rolle von Individuen und kollektiven Lernprozessen oder die Rückkoppelung zwischen öffentlicher Meinung und Außenpolitik. Diese Themen werden durch Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte zur deutschen Außenpolitik sowie zu Theorie und Methode der Außenpolitikanalyse erarbeitet. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Lektüre englischsprachiger Fachliteratur ist unabdingbar.
Das Seminar richtet sich sowohl an (1) BA-, Magister- und Diplomstudierende mit Hauptfach Politik, Nebenfachstudierende und Lehramtskandidaten mit dem Hauptfach Politik (kurz: "Haupt- und Nebenfachstudierende") wie auch (2) an Lehramtsstudierende, die einen Schein im Rahmen der Grundwissenschaften (kurz: "Grundwissenschaftsstudierende") erwerben wollen. Für beide Gruppen werden zielgruppenspezifische Leistungsanforderungen formuliert.


Kolloquium für Examenskandidatinnen- und kandidaten zu ausgewählten Problemen der IB (KO, W LA 1-5, PW-MA-9, IS-MA-8)



Sommersemester 2009

Aufgrund einer Gastprofessur am Bologna Center der Paul H. Nitze School of Advanced International Studies (SAIS) der Johns Hopkins University konnte Gunther Hellmann in diesem Semester in Frankfurt keine Lehrveranstaltungen anbieten.

Gabi Schlag
Theorien Internationaler Politik - Neuere Debatten und Ansätze (GP2, GP4, W LA 1-5, L-POWI-P1, L-POWI-P2, PW-BA-P2, PW-BA-PT)
Proseminar, Di 16:00 - 18:00 Uhr, Neue Mensa 114
Internationale Beziehungen - sowohl als Bezeichnung einer Teildisziplin wie auch als Beschreibung eines Gegenstandsbereichs - zeichnen sich durch einen hohen Grand an Dynamik, Heterogenität und Komplexität aus. Multipolarität, soft power, good governance und nicht-staatliche Akteure sind nur einige Stichworte einer sich verändernden Welt - und damit einhergehend sich wandelnden Teildisziplin.
Anschließend an die großen Debatten der Disziplin Internationale Beziehungen (Idealismus/Realismus, Traditionalismus/Szientismus, Rationalismus/Konstruktivismus) werden wir in diesem Seminar uns mit neueren Debatten und Ansätzen beschäftigen, die sich mit Phänomenen internationaler Politik befassen. Ziel des Seminars ist eine vertiefende Auseinandersetzung und kritische Reflektion neuerer Entwicklungen im Bereich der Internationalen Beziehungen. Gleichsam wird dadurch auch die Festschreibung großer (und kleiner) Debatten als identitätsstiftendes Merkmal einer Wissenschaftsdisziplin hinterfragt und der Versuch unternommen, Brücken zu Nachbardisziplinen wie der Politischen Theorie, Geschichts- und Kulturwissenschaft und Soziologie zu schlagen.
Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Lektüre englischsprachiger Texte ist abdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme. Bereits vorhandene Kenntnisse im Bereich der Internationalen Beziehungen sind von Vorteil, jedoch keine notwendige Bedingung, um dieses Seminar zu besuchen.