Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2010


Wintersemester 2010/2011

Aufgrund eines forschungsfreien Semesters hat Gunther Hellmann in diesem Wintersemester keine Lehrveranstaltungen angeboten.


Christian Weber

Normative Grundlagen deutscher Außenpolitik (WLA1-5, L-POWI-VP2, PW-MA-5, PW-MA-7, PT-MA-4, IS-MA-2, IS-MA-3)

Thema und Ziele des Seminars:
Politikwissenschaftler und Publizisten beurteilen die bundesdeutsche Außenpolitik zwischen 1949 und 1990 im Rückblick nahezu einhellig als Erfolgsgeschichte. Mit einer multilateral ausgerichteten Politik der Selbstbeschränkung und militärischen Zurückhaltung habe die Bundesrepublik sich das Vertrauen ihrer Nachbarländer erarbeitet und auf dieser Grundlage auch die volle Souveränität im Jahr 1990 wiedererlangt. Die darauf folgende außenpolitische Neuorientierung der Berliner Republik wird dagegen äußerst kontrovers diskutiert. Während manche Beobachter die Teilnahme der Bundeswehr an zahlreichen internationalen Militäroperationen als notwendige Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen begrüßen, erblicken andere darin eine Remilitarisierung deutscher Außenpolitik. Ähnlich unterschiedlich sind die Reaktionen auf den gesteigerten Anspruch, globale Politik an entscheidender Stelle mitzugestalten. Während einige diese Entwicklung als überfällige "Rückkehr Deutschlands auf die Weltbühne" loben, warnen Kritiker vor den Folgen eines "neuen Zwangs zur großen Politik". Solche Äußerungen beschreiben und erklären deutsche Außenpolitik nicht nur; sie urteilen jeweils auch darüber, wie sie sein sollte. In diesem Seminar werden wir herausarbeiten, welche normativen Vorstellungen diesen Werturteilen zu Grunde liegen. Die gemeinsame Lektüre der einschlägigen politikwissenschaftlichen und zeitgeschichtlichen Debatten wird dabei als Basis dienen, um die oft implizit vorausgesetzten Maßstäbe zur Beurteilung deutscher Außenpolitik schrittweise zu rekonstruieren und kritisch vergleichend zu diskutieren. Unter Rückgriff auf theoretische Texte, die sich auf einer grundsätzlicheren Ebene mit der Praxis der Außenpolitik auseinandersetzen, werden wir prüfen, unter welchen Bedingungen gängige Vorstellungen und Maßstäbe aus der Debatte um die deutsche Außenpolitik Geltung beanspruchen können und welche weiteren Implikationen mit ihnen verbunden sind. Dies soll nicht zuletzt auch eine Diskussion darüber ermöglichen, mit welchen Gründen Außenpolitik als Praxis überhaupt normativ gerechtfertigt werden kann.

Empfohlene Lektüre:

  • Helga Haftendorn, Deutsche Außenpolitik zwischen Selbstbeschränkung und Selbstbehauptung, 1945-2000, Stuttgart/München 2001.
  • Gunther Hellmann, Rekonstruktion der Hegemonie des "Machtstaates Deutschland unter modernen Bedingungen"? Zwischenbilanzen nach zehn Jahren neuer deutscher Außenpolitik, Beitrag zum 21. Kongress der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft in Halle/Saale, 1.-5. Oktober 2000, hier verfügbar.
  • Siegmar Schmidt, Gunther Hellmann und Reinhard Wolf (Hrsg.), Handbuch zur deutschen Außenpolitik, Wiesbaden 2007.

  • Scheinvoraussetzungen:
    Regelmäßige Teilnahme, Referat und Hausarbeit.


Sommersemester 2010

Gunther Hellmann

Europäische Außenpolitik (GP4, W LA1-5, L-POWI-P2, PW-BA-P2, PW-BA-SP)

Inwieweit Außenpolitik tatsächlich "Außen"politik ist, ist eine Frage, die nicht erst im Zeitalter der Globalisierung aufgekommen ist. Bereits in den 1960er Jahren wurde sie als Grundsatzfrage der politikwissenschaftlichen Teildisziplin "Internationale Beziehungen" aufgegriffen und kontrovers diskutiert. Im westlichen Europa, dem Europa der „Europäischen Union", scheinen die Grenzen zwischen "innen" und "außen" ausgerechnet in dem Moment wieder Gegenstand politischer Kontroversen zu werden, in dem sie immer mehr verschwimmen. Dies betrifft nicht nur "innere" Angelegenheiten der Union (z.B. die Frage einer "Verfassung" bzw. einer "sozialen Dimension"), sondern auch "äußere" Angelegenheiten (Beziehungen zu Russland, zu den USA oder zur Türkei sowie die Frage militärischer Einsätze wie etwa im Libanon). In den meisten Staaten beschäftigen sich die Außenministerien zwar noch immer (auch) mit den Partnerstaaten in der Europäischen Union, aber die Probleme, die zu bearbeiten sind, ähneln immer mehr dem, was man früher als Teil der "Innenpolitik" bezeichnet hat. Parallel zu den (nationalen) Außenministerien werden zunehmend auch im Rahmen der Europäischen Union (zuletzt im sogenannten "Reformvertrag") außenpolitische Kompetenzen und Entscheidungsstrukturen angesiedelt, die nationalstaatliche Außenpolitik mittel- oder langfristig ergänzen bzw. ersetzen sollen.

Wie heute in und durch "Europa", d.h. vor allem die "Europäische Union", Außenpolitik gemacht wird, soll im Mittelpunkt dieses Proseminars stehen. Die Studierenden sollen Grundkenntnisse über (a) Rahmenbedingungen, Kompetenzen, Entscheidungsstrukturen und -prozesse nationalstaatlicher Außenpolitik und, vor allem, EU-Außenpolitik sowie (b) Theorien zu deren Analyse erwerben. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Lektüre englischsprachiger Texte ist unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss. Zur ersten Orientierung dient der Seminarplan.


"Machtpolitische Resozialisierung" oder "Kontinuität der Zivilmacht Bundesrepublik" Studien zur Außenpolitik der Berliner Republik, Teil II (EMP, W LA 1-5, PW-MA-6, IS-MA-4EMP, W LA 1-5, PW-MA-6, IS-MA-4)

Ob bzw. wie sich die Außenpolitik der Bundesrepublik nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 verändert hat, ist in der Fachdiskussion strittig. Eine Mehrheit an Beobachtern neigt nach wie vor der Auffassung zu, dass im Vergleich zwischen „alter" und „neuer" Bundesrepublik (oder zwischen „Bonner" und „Berliner Republik") Kontinuität überwiegt. Eine Minderheit vertritt demgegenüber die Auffassung, dass Elemente des Wandels deutlich überwiegen. Die im Titel angedeutete Zuspitzung markiert zwei Konkretisierungen dieser Kontroverse. Der Veranstalter dieses Empiriepraktikums hat sich vergleichsweise deutlich positioniert - im Blick auf die im Titel angedeutete Alternative zugunsten der ersten Position. Das heißt allerdings nicht, dass die Auflösung des im Titel ebenfalls enthaltenen Fragezeichens für diese Lehrveranstaltung damit schon vorgezeichnet wäre. Im Gegenteil: gerade weil der Veranstalter mit einer Position in Verbindung gebracht werden dürfte ist es sowohl unter wissenschaftsethischen wie auch forschungspraktischen Gesichtspunkten umso wichtiger, kritisch mit dieser Position umzugehen. Die Kritik sämtlicher Forschungsarbeiten zur Kontinuität/Veränderung deutscher Außenpolitik nach 1990 wird daher im Mittelpunkt dieser zweisemestrigen Veranstaltung stehen. Durch eigenständige und originäre Forschungsarbeiten sollen die Studierenden mit dem Analyseinstrumentarium der Internationalen Beziehungen und der Außenpolitikanalyse einen Beitrag zur Auflösung gegenwärtiger Forschungskontroversen liefern. Grundlegende Kenntnisse (a) der (Theorien der) „Internationalen Beziehungen" (IB) wie auch (b) gängiger Methoden der Sozialwissenschaften werden vorausgesetzt, Kenntnisse der deutschen Außenpolitik sind erwünscht.
Ein Seminareinstieg im Sommersemester ist NICHT möglich.


Kolloquium für Examenskandidatinnen- und kandidaten zu ausgewählten Problemen der IB (KO, W LA 1-5, PW-MA-9, IS-MA-8)


Lektürekurs mit abschließendem Workshop zusammen mit Daniel Deudney: "Bounding Power, Republican Security Theory from the Polis to the Global Village" (HP, W LA1-5, L-POWI-VP2, PW-BA-SP, PW-MA-5, PW-MA-7, PT-MA-4, IS-MA-1)

Daniel Deudney hat 2006 in einem viel beachteten Buch eine „republikanische Sicherheitstheorie" formuliert. Darin knüpft er an frühere Traditionslinien republikanischer politischer Theorie an, insbesondere die These, dass Sicherheit (im „nationalen" wie „internationalen" Rahmen) am besten dadurch herzustellen sei, dass die beiden Extreme politischer Herrschaft, nämlich Hierarchie und Anarchie, vermieden werden. Zwei dominante Theorien der IB, Realismus und Liberalismus, stellen nach Deudney's detaillierter Rekonstruktion der republikanischen Tradition verkürzte Sichtweisen auf dieses grundlegende Problem dar. Sein sowohl theoretisch wie auch historisch weit ausgreifender Zugang zeigt in origineller Weise auf, warum eine republikanische Sicherheitstheorie sowohl ein angemesseneres Verständnis historischer wie zeitgenössischer Sicherheitsprobleme vermittelt wie auch normative Ansatzpunkte für eine Kritik unzureichender globaler Regulierung von Massenvernichtungswaffen liefert.

Im Mittelpunkt dieses Seminars wird die gemeinsame Lektüre von Deudney's Buch stehen (Das einleitende Überblickskapitel ist online verfügbar unter http://press.princeton.edu/titles/8304.html). Zudem wird Anfang Juli ein abschließender Workshop stattfinden, in dem die Studierenden ihre Hausarbeiten zur Diskussion stellen. Deudney, der von Ende Juni bis Mitte Juli 2010 im Rahmen einer Gastprofessur des Exzellenzclusters „Herausbildung normativer Ordnungen" in Frankfurt sein wird, wird an diesem Workshop teilnehmen und die studentischen Arbeiten kommentieren.

Um eine optimale Vorbereitung des Workshops zu ermöglichen, sollten Hausarbeitsthemen frühzeitig mit mir abgesprochen werden. Eine erste Möglichkeit besteht im Rahmen einer Vorbesprechung, die voraussichtlich am 4. Februar 2010, 15h stattfinden wird. Weitere Details finden Sie im Seminarplan.


Gabi Schlag

Let's read! Waltz' "Theory of International Politics" and Wendt's "Social Theory of International Politics" (HP, W LA1-5, L-POWI-VP2, PW-BA-SP, PW-MA-5, PW-MA-7, PT-MA-4, PT-MA-5c, IS-MA-2, IS-MA-1)

In recent years, the discipline of International Relations (IR) has mainly oscillated between two major "paradigms": neo-realism and social constructivism. Waltz' "Theory of International Politics" and Wendt's "Social Theory of International Politics" have become classics in IR. What are the central arguments of neo-realism and social constructivism? What is it all about? Let's read!

This course aims at discussing the epistemological, ontological and methodological positions of neo-realism and social constructivism. Reading Waltz" "Theory of International Politics" published in 1979 and Wendt's "Social Theory of International Politics" published 19 years later, students will become familiar with two central authors and "paradigms" of IR. While IR exemplifies a rapidly growing and expanding discipline a central goal of the course is slowing down in order to thoughtfully read, critically discuss and better understand what theorizing is all about.

Literatur:

  • Waltz, Kenneth (1979) Theory of International Politics, New York: McGrew-Hill
  • Wendt, Alexander (1998) Social Theory of International Politics, Cambridge: Cambridge University Press
    Seminarplan