Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2011


Wintersemester 2011/2012

Christian Weber

Konkurrierende Perspektiven auf "den Westen" in der internationalen Politik (HP, PW-BA-SP, PW-MA-2, PW-MA-5, PW-MA-9, PT-MA-4, IS-MA-2, IS-MA-6, IS-MA-7a, SOZ-MA-1, SOZ-MA-6, L-GW-D-1, L-GW-D-3, L-POWI-VP2, G LA1-5)

Inhalt:
Der Westen ist nach wie vor ein zentraler rhetorischer Bezugspunkt internationaler politischer Auseinandersetzungen. Anhänger einer sowohl geographisch als auch normativ definierten Wertegemeinschaft schreiben "dem Westen" zu, Demokratie und Menschenrechte verwirklicht zu haben und aus diesem Grund für deren Verteidigung oder gar für deren weltweite Verbreitung eine besondere Verantwortung zu tragen. Demgegenüber wenden sich Kritiker globaler ökonomischer und politischer Abhängigkeitsverhältnisse gegen derartige Herrschaftsansprüche und stellen die Legitimität einer privilegierten Position "des Westens" in Frage. Der Begriff wird also sowohl affirmativ zur Rechtfertigung von Außenpolitik und zur Hierarchisierung internationaler Akteure verwendet, zugleich aber auch als Kampfbegriff zur Kritik hegemonialer Strukturen eingesetzt. Wir werden im Seminar zunächst die Entstehungsgeschichte dieses Begriffs rekonstruieren und damit auch die Bedeutungsgehalte, die bis heute mit ihm verbunden sind. Die Unterscheidung zwischen Orient und Okzident etwa, sowie europäische Vorstellungen des 19. Jahrhunderts von Zivilisation und Moderne, bildeten die Grundlage für die Idee des "Abendlandes" bzw. einer spezifisch "westlichen Zivilisation", wie sie sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausgebreitet hat. Ausgehend von einer solchen Rekonstruktion werden wir die prominentesten - sowohl affirmativen als auch kritischen - Perspektiven auf "den Westen" aus dem Bereich der Sozial- und Kulturwissenschaften vergleichend diskutieren. Ziel des Seminars ist es, typische Verwendungsweisen dieses Begriffs voneinander zu unterscheiden und die jeweils mit ihnen einhergehenden Denkmuster und Handlungsempfehlungen kritisch zu beurteilen.

Empfohlene Lektüre:

  • Jacinta O'Hagan: Conceptualizing the West in International Relations: From Spengler to Said, Basingstoke 2002.


Christian Weber

Politischer Realismus in den Internationalen Beziehungen (G1, G2, GP4, PW-BA-PT, PW-BA-T, SOZ-BA-T, PW-BA-P2, L-GW-G2-P, L-POWI-T, L-POWI-P2, G LA1-5)

Inhalt:
Das Seminar soll eine kritische Einführung in die Theorietradition des politischen Realismus bieten, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Abgrenzung zu vermeintlich naiven idealistischen Weltordnungsphantasien entstanden ist. Realistische Autoren betonen, dass es in den Beziehungen zwischen Staaten unausweichlich zu Konflikten kommt, die nicht einfach voluntaristisch überwunden werden können. Um Ursachen und Dynamiken solcher Konflikte angemessen erklären zu können, müssten vielmehr die Machtverhältnisse in den Blick genommen werden, die ihnen zu Grunde liegen. Jenseits von dieser gemeinsamen Grundausrichtung gibt es mindestens vier verschiedene Varianten des Realismus in den Internationalen Beziehungen, deren Annahmen über zentrale Antriebskräfte und Mechanismen erheblich voneinander abweichen und dementsprechend zu ganz unterschiedlichen Analysen internationaler politischer Prozesse führen. Diese Vielfalt wird allerdings nur selten zur Kenntnis genommen, so dass oftmals eine holzschnittartige Karikatur des Realismus gezeichnet und pauschal für überholt erklärt wird. In den deutschen IB werden zudem neuere theoretische Beiträge und aktuelle Debatten zum Realismus kaum rezipiert. Diesem unbefriedigenden Zustand soll das Seminar entgegenwirken, indem es Studierende mit verschiedenen Theorien des Realismus vertraut machen und zu einer ernsthaften kritischen Auseinandersetzung mit ihnen anregen will. Auf Grundlage der Lektüre von Originaltexten werden wir die innere Logik einflussreicher realistischer Theorieentwürfe rekonstruieren und sie unter Einbeziehung der teils vehementen Kritik, die sie jeweils auf sich gezogen haben, diskutieren. Am Ende des Seminars sollen Einblicke in den aktuellen Stand der Diskussion über die Relevanz realistischer Theorien und deren Anschlussfähigkeit an andere Theorietraditionen gegeben werden. Da der überwiegende Teil der Literatur in englischer Sprache verfasst ist, müssen dementsprechende Grundkenntnisse vorausgesetzt werden sowie die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte vorhanden sein.

Empfohlene Lektüre:
  • Stefano Guzzini, Realism in international relations and international political economy: the continuing story of a death foretold, London 1998




Sommersemester 2011

Gunther Hellmann

"Klassiker" der internationalen Beziehungen (GP4, W LA1-5, PW-BA-P2, PW-BA-SP)
Jede wissenschaftliche Disziplin entwickelt über Zeit einen (sich verändernden) Kernbestand an wissenschaftlichen Texten, die für die Disziplin als Ganzes prägend werden. Dies gilt auch für die "Internationalen Beziehungen" (IB) als politikwissenschaftliche Teildisziplin. In diesem Seminar soll die Teildisziplin IB anhand ausgewählter Texte (Aufsätze bzw. Auszüge aus Monographien) solcher Fachvertreter vorgestellt werden, die gemeinhin als besonders einflussreich gelten. Da es sich hierbei insbesondere um englischsprachige Texte handelt und die Struktur der Veranstaltung im Wesentlichen aus gemeinsamer Lektüre bestehen wird, ist die Bereitschaft und Fähigkeit zur Lektüre solcher Texte eine unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Abschluss.

Der in diesem Seminar gewählte Zugriff unterscheidet sich von einer typischen „Einführung" in die IB wie sie sich etwa in gängigen Lehrbüchern findet und ist kein Ersatz für eine solche „Einführung" (zwei besonders gelungene deutschsprachige „Einführungen", die das Fach über seine Theorien bzw. seine Gegenstände vorstellen, sind von Gert Krell, einem früheren Frankfurter Kollegen (mit-) verfasst worden, vgl. Gert Krell, Weltbilder und Weltordnung. Einführung in die Theorie der Internationalen Beziehungen Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2004 sowie Manfred Knapp, Gert Krell (Hrsg.), Einführung in die Internationale Politik, München: Oldenbourg 2003). Eine Einführung durch ausgewählte Originaltexte im Kontrast zu einer Einführung im Sinne eines Überblicks lässt sich vielleicht am besten durch eine Analogie mit zwei Arten des Erlernens des Schwimmens vergleichen: man kann „einfach ins Wasser springen" (d.h. gleich bei den schwierige(re)n Originaltexten anfangen) oder zunächst einen Schwimmkurs (Einführungskurs) belegen. Aber selbst wenn Sie sich für den „Sprung ins Wasser" als 1. Schritt entscheiden, heißt das nicht, dass Sie nicht durch einen anschließend absolvierten Schwimmkurs weitere wichtige Dinge lernen.

Gunther Hellmann

Deutsche Außen- und Sicherheitspolitik - mit Exkursion nach Berlin (GP4, G LA1-5, L-POWI-P2, L-GW-G2-P, PW-BA-P2, PW-BA-SP)

Seit sich im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts der deutsche Nationalstaat inmitten des europäischen Kontinents herausgebildet hatte, stellte die Gestaltung seiner Außen- und Sicherheitspolitik eine Herausforderung für die Deutschen und ihre Nachbarn dar. Zur Bilanz deutscher Außenpolitik gehören dabei vor allem zwei verheerende Weltkriege, aber auch wichtige Beiträge zur "Entspannung" zwischen "Ost" und "West" (wie in den 1970er und 1980er Jahren) und zur Neuordnung Europas nach dem Umbruch 1989/90.

Diese Veranstaltung ist als Einführung in die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik konzipiert. Ihr Ziel besteht darin, Grundlinien und zentrale Probleme anhand gängiger Theorien und Analyseinstrumentarien der Außenpolitikforschung vorzustellen und so einen problemorientierten Überblick zu vermitteln. Da ein wesentlicher Teil dieses Seminars aus einer einwöchigen Exkursion nach Berlin vom 27. Juni bis 1. Juli 2011 besteht, die in Kooperation mit der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation in Straussberg durchgeführt wird, ist die Zahl der Teilnehmer auf  maximal 30 begrenzt. Anmeldungen können bereits vor Beginn des Sommersemesters im Sekretariat von Irene Opaterny, AfE-Turm, 18. Stock eingereicht werden.

Gunther Hellmann

Liberal International Theory (in engl. Sprache) (HP, W LA1-5, L-POWI-VP2, PW-BA-SP, PW-MA-5, PW-MA-7, PT-MA-4, IS-MA-1, IS-MA-6)

This course will consist in a joint reading of major classical as well as topical works in a (broadly conceived) 'liberal' tradition of International Relations (IR) theory. Since the key monograph of the most prominent realist scholar, Kenneth Waltz´s 'Theory of International Politics', remains the central reference for almost all IR scholars in the modern liberal tradition and since Waltz has (rightly) complained that his often cited book has not always been as carefully read, we will start this seminar after an initial kick-off session outlining some of the key tenets of IR liberalism in overview fashion by reading major portions of Waltz´s seminal work. The rest of the seminar will focus on selected works which - for one reason or another - belong to the broad tradition of liberalism. In selecting these key works to be read jointly modern classics (such as Keohane/Nye and Wendt) figure as prominently as will more recent topical works which approach the fundamental question of global order from different liberal angles. Students ought to be willing and able to discuss sophisticated theoretical works in English.

Gunther Hellmann

Kolloquium für Examenskandidatinnen- und kandidaten zu ausgewählten Problemen der IB (KO, W LA 1-5, PW-MA-9, IS-MA-8)