Lehre

Vergangene Lehrveranstaltungen 2003


Wintersemester 2003/2004

Rainer Baumann
Hauptseminar (HP)
Transatlantische Beziehungen

Mittwoch 14-16 Uhr, Raum: NM 120

Spätestens seit den Differenzen, die zwischen den USA und einigen europäischen Staaten im Irak-Konflikt auftraten, sprechen viele von einer tiefen Krise der transatlantischen Beziehungen. Neben die seit längerem zu beobachtende ökonomische Konkurrenz treten zunehmend auch unterschiedliche (Welt)Ordnungskonzeptionen. Gleichzeitig herrscht nach wie vor weitgehend Einigkeit darüber, dass eine tragfähige Kooperation zwischen den Demokratien Nordamerikas und Europas auch in Zukunft notwendig bleibt. Die Frage der Entwicklung der transatlantischen Beziehungen ist jedoch nicht nur politisch bedeutsam, sondern auch politikwissenschaftlich interessant: Haben wir es in erster Linie mit einer Allianz zu tun, mit einer demokratischen Friedens- und Kooperationszone oder gar mit einer Wertegemeinschaft? Überwiegen in der Frage der Werte inzwischen die Wertekonflikte? Nach einem einführenden Problemaufriss wollen wir solch unterschiedliche Perspektiven und ihre jeweiligen Implikationen für die Zukunft der transatlantischen Beziehungen kritisch beleuchten. Weitere Schwerpunkte bilden ausgewählte Einzelprobleme der transatlantischen Beziehungen und politische Konzeptionen zu ihrer zukünftigen Ausgestaltung. Im letzten Teil des Seminars werden, auf der Basis von Exposés für Hausarbeiten, die Projekte der Teilnehmer(innen) vorgestellt und diskutiert.

Das Seminar ist für Studierende der Politikwissenschaft im Hauptstudium geeignet. Einschlägige Vorkenntnisse werden vorausgesetzt. Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie sich zuverlässig auf die Sitzungen vorbereiten und aktiv in ihnen mitwirken. Scheinanforderungen sind darüber hinaus Referat, Exposé, Kurzvorstellung des Exposés einer Kommilitonin/eines Kommilitonen und die Ausarbeitung des eigenen Projekts in einer Hausarbeit. Bitte beachten Sie, dass an dem Seminar nur teilnehmen kann, wer in der ersten Sitzung anwesend ist. Sollten Sie verhindert sein, dann kontaktieren Sie mich bitte rechtzeitig. Ab der zweiten Sitzung wird niemand mehr neu aufgenommen.

Empfohlene Literatur: Robert Kagan, Macht und Schwäche. Was die Vereinigten Staaten und Europa auseinandertreibt, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 47: 10 (2002), 1194-1206 und die darauffolgende Diskussion: Gulliver vs. Liliput. Robert Kagans "Macht und Schwäche" in der Debatte, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 47: 11 (2002), 1345-1364.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Proseminar (GP4)
Theorie und Geschichte der Internationalen Beziehungen. Eine konfliktorientierte Einführung

Mittwoch 12-14 Uhr, Raum: NM 120

Die Geschichte des internationalen Systems der Neuzeit ist vor allem eine Geschichte zwischenstaatlicher Kriege und Konflikte - auch wenn sich die Art der Konflikte (wie in der Folge der Terroranschläge des 11. September 2001 beobachtbar) deutlich verändert hat. Ziel dieses Proseminars ist es, das Dickicht internationaler Politik / internationaler Konflikte insofern etwas durchschaubarer zu gestalten, als (1) zentrale Kategorien und Theorien zur Analyse internationaler Konflikte vorgestellt werden und (2) ein Überblick über große und typische Konflikte der internationalen Politik im 20. Jahrhundert gegeben wird (u.a. Erster und Zweiter Weltkrieg; Ost-West-Konflikt; ausgewählte regionale Konflikte nach 1945; Kuba-Krise; "neue" Konflikte nach 1989 bzw. nach dem 11.9.2001). Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen anhand dieser Gegenstände (a) Kenntnisse über Grundlinien internationaler Politik erwerben, (b) die Bedeutung (und Tücken) expliziter Theoriebildung verstehen lernen und zu diesem Zweck (c) an konkreten Beispielen das methodische Werkzeug zur Analyse internationaler Konflikte erlernen.

Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte ist unabdingbar. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 60 Studierende begrenzt. Die Anmeldung ist ab dem 14.7.2003 im Sekretariat (Zi. 1826) möglich.

Empfohlene Literatur: Nye, Joseph S. 2000(3): Understanding International Conflicts. An Introduction to Theory and History, New York.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Hauptseminar (HP/HA)
Wissenschaft und Praxis der Internationalen Beziehungen

Donnerstag 12-14 Uhr, Raum: NM 112

Die neuere Wissenschaftsforschung postuliert einen grundlegenden Wandel im Verhältnis zwischen den Wissenschaften auf der einen Seite und der Gesellschaft sowie der Politik auf der anderen Seite. In den naturwissenschaftlich-technischen Disziplinen, die lange Zeit als "harte" Wissenschaften mit belastbarem ("wahrem") Kausalwissen galten, hat sich vor dem Hintergrund konkurrierender, häufig widersprüchlicher Expertisen über die Gefährdungspotenziale der "Risikogesellschaft" (z.B. Kernenergie oder Genforschung) die Rede von einer "Krise des Wissens" fast schon zum Gemeinplatz entwickelt. In der Politikwissenschaft im allgemeinen und ihrer Teildisziplin Internationale Beziehungen im besonderen ist von einer Krise des Wissens bislang bestenfalls am Rande die Rede. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Geltungsansprüche über die Wissenschaftlichkeit politikwissenschaftlichen Wissens immer schon "weicher" waren. Trotzdem sieht sich auch die Politikwissenschaft unter dem Zugriff der Wissensgesellschaft zunehmend mit der Herausforderung konfrontiert, sich ihrer Wissenschaftlichkeit neu zu versichern.

Im Mittelpunkt des Hauptseminars steht die Frage, ob bzw. wie sich eine ihrer Teildisziplinen, die Internationalen Beziehungen, dieser Herausforderung stellt: Wie definieren sich die Internationalen Beziehungen als Wissenschaft? Wie praktizieren sie diese Wissenschaft? Wie definieren sie ihr Verhältnis zur Praxis der internationalen Beziehungen - und wie praktizieren sie es? Fragen wie diese werden anhand gemeinsamer Lektüre und Referate diskutiert.

Der Erwerb eines Scheins ist durch zwei Leistungen möglich: (a) Vorstellung von Texten zu einer Sitzung sowie (b) Erstellung einer Hausarbeit. Sämtliche Hausarbeiten werden im Semester fertig gestellt und im Rahmen einer Blockveranstaltung Anfang Februar 2004 im Seminar diskutiert. Die Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre und Diskussion englischsprachiger Texte ist unabdingbar. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist auf 30 Studierende begrenzt, eine Anmeldung ab dem 14.7.2003 im Sekretariat (Zi. 1826) möglich.

Empfohlene Literatur: Schmidt, Brian C. 2002: On the History and Historiography of International Relations, in: Walter Carlsnaes, Thomas Risse, Beth A. Simmons (eds.), Handbook of International Relations, London, S. 3-22; Wallace, William 1996: Truth and Power, Monks and Technocrats: Theory and Practice in International Relations, in: Review of International Studies 22, 301-321; Weingart, Peter 2001: Die Stunde der Wahrheit? Zum Verhältnis der Wissenschaft zu Politik, Wirtschaft und Medien in der Wissensgesellschaft, Weilerswist; Wight, Colin 2002: Philosophy of Social Sciene and International Relations, in: Walter Carlsnaes, Thomas Risse, Beth A. Simmons (eds.), Handbook of International Relations, London, S. 23-51.

Seminarplan



Gunther Hellmann
Kolloquium für Examenskandidatinnen und -kandidaten zu ausgewählten Problemen der Internationalen Beziehungen

Mittwoch 16-18 Uhr, Raum: FLAT 004

Anmeldung in der Sprechstunde ist erforderlich.




Sommersemester 2003

Rainer Baumann
Proseminar (GP4)
Anarchie und Herrschaft. Eine Einführung in Theorien der Internationalen Beziehungen

Mittwoch 14-16 Uhr, Raum: Neue Mensa 114

Herrschaft ist eine wesentliche Form sozialer Beziehungen. Zumeist wird sie als eine asymmetrische Wechselbeziehung gedacht, bei der ein Akteur (oder eine Gruppe von Akteuren) einem anderen Akteur (oder einer Gruppe von Akteuren) Unterordnung aufzwingen und Folgebereitschaft erwarten kann. Außerdem muß diese Unterordnung hinreichend stabil und dauerhaft sein, damit wir von Herrschaft sprechen.

In der politikwissenschaftlichen Teildisziplin der Internationalen Beziehungen ist jedoch die Ansicht weit verbreitet, daß es in der internationalen Politik gar keine Herrschaft gibt: Da es keine Instanz wie etwa eine Weltregierung gebe, die den Staaten übergeordnet ist, befänden sich die Staaten in einem anarchischen, also herrschaftslosen internationalen politischen System. Verschiedene Theoretiker/innen der Internationalen Beziehungen leiten aus dieser These des anarchischen Staatensystems durchaus unterschiedliche Schlußfolgerungen ab. Während manche das Bild eines Systems zeichnen, in dem sich jeder um das eigene Überleben kümmern muß und in dem Kooperation nur in Ausnahmefällen zu erwarten ist, sehen andere durchaus Möglichkeiten für eine "regulierte Anarchie", in der dauerhafte Kooperationsbeziehungen entstehen können. Wieder andere bestreiten grundsätzlich die These der Herrschaftslosigkeit des internationalen politischen Systems, indem sie etwa auf Herrschaftsverhältnisse in den Nord-Süd-Beziehungen oder auf eine Reproduktion der Herrschaftsverhältnisse zwischen den Geschlechtern in der internationalen Politik verweisen.

Dieses Proseminar gibt anhand der Frage der internationalen Herrschaft eine problemorientierte Einführung in verschiedene Theorien der Internationalen Beziehungen. Es sind keine spezifischen Vorkenntnisse notwendig. Erwartet wird eine umfassende Lektüre deutsch- und englischsprachiger Texte und die regelmäßige und aktive Teilnahme am Proseminar (Anwesenheitskontrolle; ab der zweiten Sitzung werden keine neuen Teilnehmer/innen mehr aufgenommen). Die Teilnehmer(innen)zahl ist auf 40 beschränkt. Bitte melden Sie sich vor Veranstaltungsbeginn beim Seminarleiter an (AFE Turm 1730; r.baumann@soz.uni-frankfurt.de).

Literatur: Gert Krell, Weltbilder und Weltordnung. Einführung in die Theorie der internationalen Beziehungen, Baden-Baden: Nomos 2000; Claus Leggewie, Art. "Herrschaft", in: Dieter Nohlen/Rainer-Olaf Schultze (Hrsg.), Lexikon der Politik, Bd. 1: Politische Theorien, München: C.H. Beck 1995, S. 180-190.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Vorlesung (GP, HP)
Deutsche Außenpolitik

Mittwoch 12-14 Uhr, Raum: H 12

Seit sich im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts der deutsche Nationalstaat inmitten des europäischen Kontinents herausgebildet hatte, stellte die Gestaltung seiner Außenpolitik eine große Herausforderung für die Deutschen und ihre Nachbarn dar. Zur Bilanz deutscher Außenpolitik gehören dabei vor allem zwei verheerende Weltkriege, aber auch wichtige Beiträge zur "Entspannung" zwischen "Ost" und "West" (wie in den 1970er und 1980er Jahren) und zur Neuordnung Europas nach dem Umbruch 1989/90.

In der Vorlesung werden Grundlinien und zentrale Probleme deutscher Außenpolitik anhand gängiger Theorien und Analyseinstrumentarien zur Außenpolitikforschung vorgestellt. Ziel ist es, am deutschen Beispiel einen problemorientierten Überblick über die Analyse von Außenpolitik zu vermitteln. Dabei werden historische Makroprozesse (wie die "deutsche Frage" als Problem der europäischen Ordnung) genauso thematisiert wie die institutionelle Kompetenzverteilung im Bereich der Außenpolitik, Prozesse außenpolitischer Entscheidungsfindung, die Rolle von Individuen und kollektiven Lernprozessen oder die Rückkoppelung zwischen öffentlicher Meinung und Außenpolitik.

Empfohlene Literatur: Bierling, Stephan G. 1999: Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Normen, Akteure, Entscheidungen, München: Oldenbourg; Haftendorn, Helga 2001: Deutsche Außenpolitik zwischen Selbstbeschränkung und Selbstbehauptung, Stuttgart/München: DVA.

Vorlesungsplan


Gunther Hellmann
Proseminar (GP4/GP1)
Außenpolitikanalyse am Beispiel deutscher Außenpolitik (begleitendes Proseminar zur Vorlesung)

Donnerstag 12-14 Uhr, Raum: Turm 502

Seit sich im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts der deutsche Nationalstaat inmitten des europäischen Kontinents herausgebildet hatte, stellte die Gestaltung seiner Außenpolitik stets eine große Herausforderung für die Deutschen und ihre Nachbarn dar. Zur Bilanz deutscher Außenpolitik gehören dabei vor allem zwei verheerende Weltkriege, aber auch wichtige Beiträge zur "Entspannung" zwischen "Ost" und "West" (wie in den 1970er und 1980er Jahren) und zur Neuordnung Europas nach dem Umbruch 1989/90.

Das Ziel der Vorlesung zur "Deutschen Außenpolitik" ist es, Grundlinien und zentrale Probleme deutscher Außenpolitik anhand gängiger Theorien und Analyseinstrumentarien der Außenpolitikforschung vorzustellen und so einen problemorientierten Überblick zu vermitteln. Dabei werden historische Makroprozesse (wie die "deutsche Frage" als Problem der europäischen Ordnung) genauso thematisiert wie die institutionelle Kompetenzverteilung, Prozesse außenpolitischer Entscheidungsfindung, die Rolle von Individuen und kollektiven Lernprozessen oder die Rückkoppelung zwischen öffentlicher Meinung und Außenpolitik.

Dieses Proseminar wird in Verbindung mit der Vorlesung angeboten und dient dazu, deren Themen zu vertiefen. Dies erfolgt durch die Lektüre und Diskussion einschlägiger Texte zur deutschen Außenpolitik sowie zu Theorie und Methode der Außenpolitikanalyse. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Fachliteratur ist dabei unabdingbar.

Empfohlene Literatur: Bierling, Stephan G. 1999: Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Normen, Akteure, Entscheidungen, München: Oldenbourg; Haftendorn, Helga 2001: Deutsche Außenpolitik zwischen Selbstbeschränkung und Selbstbehauptung, Stuttgart/München: DVA.

Seminarplan


Gunther Hellmann
Kolloquium zu Abschlußarbeiten (KO)
Mittwoch 16-18 Uhr, Raum: vorauss. FLAT 004


Wolfgang Wagner
Demokratie als Friedensfaktor? Die Debatte um den "Demokratischen Frieden" (HA, HP)

Donnerstag 10-12 Uhr (am 3. Juli ganztägig)

Die These, dass Demokratie eine Friedensursache darstellt, ist in den Internationalen Beziehungen der letzten zwanzig Jahre intensiv diskutiert worden. Dabei haben die Vertreter des so genannten Demokratischen Friedens ihre Kernthese, dass Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, gegen eine Vielzahl methodischer, theoretischer und empirischer Einwände verteidigt. Das Seminar zeichnet den Verlauf dieser Auseinandersetzung nach, der in vielerlei Hinsicht idealtypisch für Debatten in den Sozialwissenschaften ist. Nachdem zunächst die statistische Signifikanz des Befundes diskutiert worden war, konzentrierte sich die Debatte auf verschiedene theoretische Erklärungsangebote und ihre Schwächen. Anhand von Einzelfallstudien wurde die Bedeutung unterschiedlicher Kausalmechanismen untersucht. Schließlich wurde der Befund, dass Demokratien keine Kriege gegeneinander führen, zu weiteren Untersuchungen in Verbindung gesetzt, die sich mit der Bedeutung des Herrschaftssystems für verschiedene Dimensionen der internationalen Beziehungen wie Interdependenz und internationale Organisationen beschäftigen. Das Seminar verfolgt das doppelte Ziel, einerseits einen Überblick über eine wichtige Debatte der Friedens- und Konfliktforschung zu geben und gleichzeitig anhand dieser Debatte typische sozialwissenschaftliche Argumentationsformen zu vermitteln.

Weil der Donnerstags-Termin im Sommersemester mehrfach ausfällt, werden mehrere Seminareinheiten in einer ganztägigen Kompaktphase am 3. Juli stattfinden.

Da der größte Teil der relevanten Forschungsliteratur in englisch vorliegt, ist die Fähigkeit und Bereitschaft zur Lektüre englischer Literatur Voraussetzung des Seminars.

Zur Einführung wird empfohlen:
Michael Brown/Sean Lynn-Jones/Steven Miller (Hrsg) 1996: Debating the Democratic Peace, Cambridge, Mass: MIT Press.
Bruce Russett/John Oneal 2001: Triangulating Peace. Democracy, Interdependence and International Organization, New York: Norton.
Anna Geis, Diagnose: Doppelbefund - Ursache: ungeklärt? Die Kontroversen um den 'demokratischen Frieden', in: Politische Vierteljahresschrift, Jg. 42, Nr. 2, 2001, S. 282-298.