ERASMUS fürs Inland

Das Fach Gender Studies beteiligt sich am Programm „PONS" zum Studienortwechsel in Deutschland

Veröffentlicht am: Montag, 21. Januar 2019, 18:01 Uhr (21-02)

ERASMUS gilt schon seit einigen Dekaden als Synonym für eine bereichernde Phase des Studiums, die man im Ausland verbringt. PONS (Lateinisch für Brücke) dürfte hingegen noch vielen unbekannt sein. Am innerdeutschen Austauschprogramm für geistes- und kulturwissenschaftliche Fächer von Ägyptologie bis Urgeschichte sind bislang ungefähr 30 Universitäten beteiligt. Das PONS-Netzwerk, von der Volkswagen-Stiftung gefördert, vergibt Stipendien, organisiert und koordiniert wird der Austausch von den jeweiligen Fächern.

Auch die Goethe-Universität bietet Studierenden diese neue Mobilität in einigen Fächern an, unter anderem in den Gender Studies, die am Cornelia Goethe Centrum angesiedelt sind. PONS-Partnerunis in den Gender Studies sind die Universität Bielefeld, die Ruhr-Universität Bochum, die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, die Universität Paderborn und die Georg- August-Universität Göttingen. Zwei Studentinnen der Uni Göttingen haben sich zum Wintersemester in Frankfurt eingeschrieben.

Paula Stilke studiert in Göttingen im dritten Semester Kunstgeschichte und Geschlechterforschung. Als sie vom Programm hörte, bekam sie Lust auf einen großstädtischen Hochschulstandort: „Göttingen hat zwar über 30.000 Studierende, aber die Stadt ist doch recht klein und bietet jemandem, der sich für Kunst und Kultur interessiert, längst nicht so viel“, betont sie. Stilke hatte Glück und bekam ohne größere Suche einen Platz in einer Frankfurter WG, betont jedoch: „In Göttingen ist es auch nicht gerade einfach, ein Zimmer zu bekommen.“

Sie freut sich darauf, Veranstaltungen ihrer beiden Fächer zu belegen, in denen die politische Komponente eine größere Rolle spielt. Sie hofft, dass sie ihr PONS-Stipendium um ein Semester verlängern kann und schließt sogar nicht aus, ihr Studium komplett in Frankfurt fortzusetzen. Auch ihre Göttinger Kommilitonin Charlotte Köhler, die es mit der gleichen Fächerkombination für ein Semester an die Goethe-Universität gezogen hat, ist vom PONS-Programm begeistert: „Frankfurt gefällt mir sehr gut; die Stadt ist einfach größer als Göttingen und bietet ein großstädtisches Programm. Die Menschen hier sind offen und authentisch.“

Anders als Paula Stilke ist sie Pendlerin, ihre Familie wohnt in Darmstadt. Obwohl Köhler bereits im zehnten Semester ist, musste sie sich vieles in Frankfurt neu erschließen: „Ein ganz komisches Gefühl, nochmal Ersti zu sein“, berichtet sie. Administrative Angelegenheiten empfindet sie als recht kompliziert an der Goethe-Universität; auch die Anmeldung für Veranstaltungen gestaltet sich angesichts begrenzter Plätze mitunter als schwierig. „Aber man gewöhnt sich dran“, lacht Köhler.

Ihre Abschlussarbeit möchte sie wahrscheinlich über die Moderne schreiben, die Künstler Beckmann und Dix hat sie überhaupt erst im Städel richtig kennengelernt. Eine Verlängerung um ein Semester kann auch sie sich gut vorstellen. Dr. Marianne Schmidbaur ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Cornelia Goethe Centrums und koordiniert für das Fach Gender Studies das PONS-Programm.

Sie schätzt an PONS, dass Studierende nicht nur an einem anderen deutschen Studienstandort Erfahrungen sammeln, sondern auch ihren fachlichen Horizont erweitern können: „Letzteres ist gerade auch für jene interessant, die eine akademische Karriere anstreben. Da ist es durchaus hilfreich, bereits im Studium Kontakte zu Vertreter*innen eines Faches wie den Gender Studies zu knüpfen.“ Sie sieht allerdings im Augenblick noch einen recht hohen Verwaltungsaufwand für die Fächer: „Die Routine, die es beispielsweise im ERASMUS- Programm schon gibt, fehlt bei PONS noch.“

Eine Verstetigung des bislang noch befristeten Programms könnte ihrer Meinung nach Abhilfe schaffen. „PONS wird laufend evaluiert. Das ist besonders wichtig, um herauszufinden, wie das Programm noch besser auf studentische Wünsche zugeschnitten werden kann.“

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