Forschungsschwerpunkte

  • Soziologie der Medizin, Psychologie und Psychotherapie
  • Science and Technology Studies (STS)
  • Soziologische und psychologische Perspektiven auf Krankheit und Gesundheit
  • Wissens- und Kultursoziologie
  • Reflexive Sozialpsychologie, Psychoanalyse und Psychosocial Studies
  • Methodologie und Methodik qualitativer Sozialforschung

​ Promotionsprojekt (abgeschlossen)

Die Biomarkerisierung der Depression. Rekonfigurationen von Pathologie und Normalität in der psychiatrischen und psychologischen Wissensproduktion

Psychiatric diagnosis and interventions are based on behavioral and experiential symptoms, codified especially in the Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM) and the International Classification of Diseases and Related Health Problems (ICD). Mental health researchers, however, are intensively seeking to identify biological parameters – so-called biomarkers – that are supposed to supplement or replace these ‘descriptive’ diagnostic criteria.

The PhD project empirically investigates this search for biomarkers with a special focus on mood disorders. Based on ethnographic fieldwork, qualitative interviews, and document analysis, I map related expectations, hopes and fears (e.g. the vision of ‘personalized psychiatry’) and delineate epistemic strategies enacted by various actors in the fields of genomics, proteomics and brain imaging. I assume that the search for biomarkers might significantly reconfigure mental disorders and may already be transforming the knowledge infrastructure of the psy-disciplines – even though this endeavour has largely failed so far.

​ Die Personalisierung der Depression – Voraussetzungen, Dynamiken und Implikationen der psychiatrischen Biomarker-Forschung (abgeschlossen)

Die psychiatrischen Forschung und Praxis orientiert sich zunehmend am Leitbild einer Personalisierten Psychiatrie. Ziel dieser Rekonfiguration psychiatrischen Wissens ist es, Diagnosen, Prognosen und Therapien nicht mehr am subjektiven Erleben und dem Verhalten der Patient*innen auszurichten, sondern sie auf deren spezifische biologische Eigenschaften abzustimmen. Grundlage dafür ist eine Differenzierung der Patient*innen anhand sog. Biomarker. Dies sind objektiv messbare biologische Parameter, die als Indikatoren für pathologische Prozesse oder für Reaktionen auf therapeutische Interventionen dienen. Erste Biomarker-Tests sind bereits verfügbar, weitere befinden sich in der klinischen Erprobung.

Das Forschungsvorhaben nimmt eine theoretisch fundierte und empirisch gesättigte Analyse des Projekts einer Personalisierten Psychiatrie vor. Im Mittelpunkt steht die explorative Untersuchung der Voraussetzungen, Dynamiken und Implikationen der psychiatrischen Biomarker-Forschung am Beispiel der Depression. Das Projekt geht von der These aus, dass die zunehmende Ausrichtung an Biomarkern in der Depressionsforschung nicht nur das professionelle Selbstverständnis der Psychiatrie verändert und ihre disziplinären Grenzen verschiebt, sondern auch neue institutionelle Strukturen und Handlungslogiken hervorbringt und gesellschaftliche Deutungsmuster von Krankheit und Gesundheit, Psyche und Körperlichkeit verschiebt.

Methodisch orientiert sich das geplante Projekt am Forschungsstil der Situationsanalyse. Mittels Dokumenten- und Medienanalysen, Expert*inneninterviews und Ethnographien psychiatrischer Konferenzen sollen erstmals die vielfältigen technischen Voraussetzungen und forschungspraktischen Kontextbedingungen des Projekts einer Personalisierten Psychiatrie sowie die mit ihm verbundenen Erwartungen, Hoffnungen und Ängste soziologisch in den Blick genommen werden. In theoretischer Hinsicht zielt das Projekt auf die Konturierung einer Soziologie psychiatrischen Wissens, die einerseits an Michel Foucaults Analytik der Regierung und andererseits an die interdisziplinären Science and Technology Studies anschließt. Neben einem substanziellen Beitrag zur historischen Ontologie der Depression verspricht das Projekt eine konzeptuelle Schärfung und theoretische Weiterentwicklung des Begriffs der Biomarkerisierung. Über diese wissenschaftlichen Zielsetzungen hinaus verspricht das Vorhaben auch zur gesellschaftlichen Selbstverständigung über das Projekt einer Personalisierten Psychiatrie beizutragen.


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​ Expertise zu „Gesellschaftlichen Implikationen der Präimplantationsdiagnostik“

Abgeschlossenes Projekt

Thomas Lemke und Jonas Rüppel haben im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Gesundheit (BAG) eine Expertise zu den gesellschaftlichen Implikationen der Präimplantationsdiagnostik (PID) verfasst. Die Studie rekonstruiert den sozialwissenschaftlichen Forschungsstand zu dieser Thematik und identifiziert u.a. folgende gesellschaftliche Problemkomplexe: Erstens sind eine zunehmende Ausweitung des medizinischen Indikationsspektrums sowie eine Expansion der PID in neue Anwendungsfelder beobachtbar. Zweitens weisen empirische Studien darauf hin, dass die PID zu einer Vertiefung sozialer Ungleichheiten und einer Verfestigung geschlechtlicher Asymmetrien beitragen könnte. Drittens vollzieht sich im Kontext der PID ein Wandel normativer Konzepte und institutioneller Erwartungen hin zur Vorstellung einer genetischen Reproduktionsverantwortung. Diese konvergiert mit einer individualisierenden Präventionslogik, die gegenwärtige Transformationsprozesse der Medizin und Gesundheitspolitik kennzeichnet. Die Studie diskutiert darüber hinaus Folgewirkungen der PID für Menschen, die heute oder in Zukunft mit einer chronischen Krankheit oder Behinderung leben, und liefert einen Überblick über medizinisch-technische Innovationen (z.B. das genome editing), die zukünftige Aneignungsformen und Entwicklungstendenzen der PID beeinflussen dürften.


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Dr. Jonas Rüppel

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften
Institut für Soziologie
Schwerpunkt Biotechnologie,
Natur und Gesellschaft

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