Forschungsprojekte an der Professur Deitelhoff

Forschungsschwerpunkte

  • Internationale Politische Theorie (insbesondere: Demokratie- und Herrschaftstheorien, Opposition und Widerstandsphänomene)
  • Normen- und Institutionentheorien
  • Global Governance
  • Sicherheitspolitik
  • Soziale Bewegungen

Laufende Projekte

Krisen in einer globalisierten Welt

In einer globalisierten Welt nehmen Krisen eine neue Qualität an. Nicht nur wirken sie als fundamentale Funktionsstörungen ökonomischer, sozialer, politischer oder ökologischer Systeme weit über nationale Grenzen hinaus, häufig sind unterschiedliche Krisenlagen auch über einzelne Teilsysteme hinweg so komplex miteinander verflochten, dass ihnen zu begegnen immer höhere Anforderungen an koordiniertes Handeln stellt.

Im Leibniz-Forschungsverbund Krisen einer globalisierten Welt arbeiten 24 Leibniz-Institute aus vier Sektionen zusammen, um inter- und transdisziplinär die Mechanismen und Dynamiken von Krisen und deren wechselseitige Interdependenzen besser zu verstehen. Die themenbezogene, aber auch themenübergreifende Bündelung sozial-, geistes- und naturwissenschaftlicher Expertise ermöglicht es, aus der systematischen Analyse heraus praxisrelevantes Wissen zu generieren, das zur Einschätzung und zum Umgang mit gegenwärtigen Bedrohungslagen sowie zur Früherkennung sich krisenhaft zuspitzender Entwicklungen dienen kann.

Weitere Informationen: http://www.leibniz-krisen.de/start/


Legitimitätspolitik durch Dialogforen? Die Weltwirtschaftsinstitutionen und ihre Kritiker

Internationale Institutionen sind in der Krise. Neben Staaten kommt die Kritik insbesondere von zivilgesellschaftlichen Akteure und Akteurinnen. Gerade die Weltwirtschaftsorganisationen, die seit den 1990er Jahren wiederholt in den Fokus zivilgesellschaftlicher Proteste geraten sind, haben als direkte Reaktion durchgängig Dialogforen entwickelt.

In diesen Dialogforen sollen zivilgesellschaftliche Vertreter und Vertreterinnen die Möglichkeit erhalten, in einen direkten Austausch mit den kritisierten Institutionen zu treten. Dialogforen zielen somit darauf zivilgesellschaftliche Kritik aufzunehmen und die in Frage gestellte Legitimität internationaler Organisationen wiederherzustellen. Zunächst als Zeitenwende im Umgang mit zivilgesellschaftlicher Kritik gefeiert, werden diese Foren mittlerweile stark kritisiert und ihnen Versagen vorgeworfen.

Die Forschung hat sich aber bisher kaum explizit mit den Dialogforen internationaler Institutionen beschäftigt. Das Projekt „Legitimitätspolitik durch Dialogforen?“ stellt deshalb Dialogforen in den Mittelpunkt und geht der Frage nach, ob die Kritik an der Öffnung internationaler Organisationen und der Schaffung von Dialogforen berechtigt ist. Dazu wird die Ausgestaltung und Praxis von Dialogforen verschiedener Institutionen über Zeit und im Vergleich untersucht. Darüber hinaus soll erforscht werden, woran es liegt, wenn Dialogforen die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen.

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.


Internationale Normen im Streit: Kontestation und Normrobustheit

(mit Lisbeth Zimmermann)

Können Normen zerfallen? Oder verändern sie nur ihre Gestalt über Zeit? Diese Fragen sind in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund gerückt. Der liberale Optimismus der 1990er Jahre, dass sich grundlegende Normen nach dem Ende der Blockkonfrontation weltweit durchsetzen würden, ist in den letzten Jahren nachhaltig erschüttert worden. Selbst basale Menschenrechtsnormen bleiben nicht unangefochten: Immer wieder bricht Streit um internationale Normen wie das Folterverbot oder die internationale Schutzverantwortung aus.

Kontestation: Schwächendes oder stärkendes Mittel von Normen?

Ebenso umstritten wie diese Normen ist in der Forschung, welche Auswirkungen der Streit um Normen auf ihre Robustheit hat, ob er zur Schwächung oder zur Stärkung der Normen beiträgt. Während eine Hypothese lautet, dass Kontestation per se Normen schwächt, sieht eine konkurrierende Hypothese in der Kontestation selbst eine normative Kraft, die Normen über die kontinuierliche Aktualisierung in ihrer Geltung bestärkt.

Das Forschungsprojekt „Internationale Normen im Streit. Kontestation und Normrobustheit“ erforscht, unter welchen Bedingungen Kontestation Normen schwächt bzw. stärkt. Wir verfolgen Kontestationsverläufe in vier Normensets stark umstrittener Normen (Internationale Schutzverantwortung, Internationaler Strafgerichtshof, Folterverbot, Verbot kommerziellen Walfangs) und kontrastieren diese mit zwei Fällen vollständig verfallener Normen (Sklaverei und Kapereischifffahrt).

Publikationen

Weitere Informationen: https://www.hsfk.de/forschung/projekt/internationale-normen-im-streit-kontestation-und-normrobustheit/


Internationale dissidenz the happy robot

Dissidenz: Herrschaft und Widerstand in der internationalen Politik

(mit Prof. Dr. Christopher Daase, Ben Kamis, Jannik Pfister, Sebastian Schindler, Thorsten Thiel)

Die fortschreitende Globalisierung führt nicht nur zu einer Verdichtung internationaler und transnationaler Beziehungen, sondern auch zu einer Akzentuierung des Widerstands gegen globale Ordnungspolitik. Zunehmender Widerstand gegen liberale Wirtschaftsmodelle, die Missachtung internationaler Regeln und offener Protest gegen „westliche Werte“ sind Anzeichen dafür. Die zentrale Frage dieses Projektes ist, wie transnationale Herrschaft und transnationaler Widerstand zusammenhängen. Der Herrschaftscharakter innerhalb der Teilordnungen globalen Regierens manifestiert sich in einer polyzentrischen, nicht direkt mit dem nationalstaatlichen Souveränitätsgedanken vergleichbaren Form. Nichtsdestotrotz fordert aber das von Regulierungsnormen, Institutionen und Diskurslagen verstetigte „Räderwerk der Macht“ von den Regelungsadressaten Anpassungsleistung und Folgebereitschaft ein. Wie und wann bildet sich aber Widerstand gegen diese Form von Herrschaft aus? In welcher Form und wo artikuliert er sich? Diese Fragen sind bisher weitgehend unerforscht. Das Forschungsprojekt hat daher das Ziel, dem Phänomen der Dissidenz - jenes Widerspruchs, welcher die Spielregeln des Systems nicht anerkennt und  unkonventionelle Organisations- und Artikulationsformen wählt - auf den Grund zu gehen und eine empirische Kartierung der Ausprägungen vorzunehmen, die Herrschaft und Widerstand annehmen.

Weitere Informationen unter www.dissidenz.net.

Publikationen


Abgeschlossene Projekte

Opposition und globale politische ordnung antony dovgal

Alternativlos? Gesellschaftlicher Protest in der Globalisierungskritischen Bewegung zwischen Opposition und Dissidenz

(mit Dr. Priska Daphi und Felix Anderl)

Die Alterglobalisierungsbewegung ist die medial am stärksten wahrgenommene zeitgenössische Protestbewegung gegen internationale Institutionen. Seit dem Paukenschlag des “Battle of Seattle” 1999 begleiteten ihre Protestaktionen regelmäßig Weltwirtschaftsgipfel und internationale Verhandlungsrunden, ihr Einfluss reicht bis in gegenwärtige Proteste. Öffentlich sichtbar wird darin ein radikaler Widerspruch von Teilen der transnationalen Zivilgesellschaft gegen internationale Institutionen und die in ihnen verkörperten Normen. Zugleich ist die Bewegung kaum von einheitlichen Zielen oder Strategien geprägt.  Ein grundlegender Konsens über die Kritik an der neoliberalen bzw. kapitalistischen Globalisierung trifft auf konfligierende Zielvorstellungen und Strategien. Damit hängt auch die Positionierung der Gruppierungen zu politischen Ordnungsstrukturen auf der nationalen und internationalen Ebene zusammen. Während einige Gruppierungen ihre Ziele innerhalb der institutionalisierten Kanäle politischer Teilhabe verfolgen, verletzen andere bewusst die geltenden Spielregeln politischer Einflussnahme bis hin zur Anwendung von (sporadischer) Gewalt. Die Gründe für diese Unterschiede sind bislang kaum erforscht. Das Teilprojekt vergleicht unterschiedliche Gruppierungen innerhalb der Bewegung, um anhand ihrer Entwicklungen (von Opposition über gewaltlose Dissidenz bis hin zu gewaltsamer Dissidenz und umgekehrt) mögliche Faktoren zu identifizieren, die gesellschaftlichen Protest in die Dissidenz hinein und wieder aus ihr herausführen, sowie um eine Diskussion der gesellschaftlichen Bedeutung dissidenter Bewegungen in zeitgenössischen Demokratien zu ermöglichen.

 

Weitere Informationen: http://dissidenz.net/

Publikationen