In den letzten vier Jahrzehnten hat sich der heutige Kapitalismus massiv
verändert: von der Liberalisierung in den 1980er-Jahren über die
globale Finanzkrise 2008 bis zur Gegenbewegung eines nicht-liberalen
Kapitalismus heute. Die grundlegenden Theorien der Politischen Ökonomie
über kapitalistische Institutionen spiegeln jedoch diese grundlegenden
Veränderungen nicht wider. Der überholte Charakter dieser Theorien in
der Politischen Ökonomie ist bedauerlich, da diese ein eigentlich sehr
wichtiges Instrument sind, um die Entwicklungen im zeitgenössischen
Kapitalismus als Ergänzung zu rational-individuellen,
konstruktivistischen oder marxistisch-holistischen Ansätzen zu
verstehen. Es ist eine Kernannahme des Buchprojektes, dass der Mangel an
adäquaten institutionellen Theorien des zeitgenössischen Kapitalismus
hauptsächlich auf die zunehmende Trennung der Vergleichenden und
Internationalen Politischen Ökonomie zurückzuführen ist. Das
Zusammenspiel zwischen nationalen und internationalen
Wirtschaftsinstitutionen, diese "Doppelbewegung" nach Polanyi, wird
vernachlässigt. Um diese Schwäche zu überwinden, verfolgt das
Buchprojekt zwei Ansätze: eine "Top-down"-Perspektive, die analysiert,
wie internationale Institutionen auf einheimische
Wirtschaftsinstitutionen einwirken, und eine "Bottom-up"-Perspektive,
die untersucht, wie einheimische Wirtschaftsinstitutionen (mächtiger
Staaten) internationale Institutionen beeinflussen. Jede der beiden
Perspektiven wird illustriert, indem sie auf die drei wichtigsten
Wirtschaftsräume - die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und
die großen Schwellenländer (insbesondere China) - angewandt wird.
Projektleitung: Prof. Dr. Andreas Nölke
Laufzeit: 2021 - 2022
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