Ve​rans​taltu​ng​​en von und mit Mitgliedern des Instituts für Soziologie ​​​​​​​

Vortrag

Vortragsreihe "Kritische Soziologie": Mensch ohne Welt. zum spätmodernen Verlust gesellschaftlicher Gestaltungsvorstellungen | Dr. Alexandra Schauer (Institut für Sozialforschung)

Dienstag, 05. Juli 2020, 16 Uhr c.t., Seminarhaus 1.101, Campus Westend

»Dass sich die Menschen heute eher ein apokalyptisches Ende der Welt als ein Ende des Kapitalismus vorstellen können«, ist ein mittlerweile häufig wiederholter Befund. Der Vortrag setzt an diesem Schwinden gesellschaftlicher Zukunftsperspektiven an. Es soll als ein Verlust von Welt rekonstruiert werden, dessen Kern die Erschöpfung gesellschaftlicher Gestaltungsvorstellungen bildet. Ausgehend vom Wandel der Zeitverhältnisse, der Öffentlichkeit und der Stadt wird einerseits nach den modernen Entstehungsbedingungen einer Welt gefragt, die als ein Ort wechselseitiger Verständigung und gemeinsamen Handelns erscheint. Anderseits wird dem spätmodernen Bedeutungsverlust des für das politische Selbstverständnis moderner Gesellschaften zentralen Gedankens der Gestaltbarkeit nachgegangen. Er zeigt sich in einer Verdunkelung des Zukunftshorizonts, in einer Privatisierung von Ambivalenz sowie in einer fortschreitenden Polarisierung und Fragmentierung des städtischen Lebens. Fluchtpunkt bildet die Überlegung, dass der Verlust gesellschaftlicher Gestaltungsvorstellungen als eine der zentralen Herausforderungen Kritischer Theorie heute angesehen werden muss. Denn: Traditionelle Theorie hat die Welt nur »verschieden interpretiert«, Kritischer Theorie »kömmt es drauf an, sie zu verändern.«

Dr. Alexandra Schauer ist seit Oktober 2021 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialforschung an der Goethe-Universität Frankfurt. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie, psychoanalytische Subjekttheorie, historische Soziologie sowie das Verhältnis der Soziologie zum Nationalsozialismus.


Der Vortrag findet um 16 Uhr c.t. in Präsenz im Raum SH 1.101, Campus Westend statt.

Tagung

Tagung "Das Vermessene Leben. Transformation der digitalen Gesellschaft" am 1. - 2. Juli 2022 an der Goethe-Universität Frankfurt




Programm- und Informationsflyer

Gegenstand der Tagung sind Bedingungen und Dynamiken der weitreichenden Transformationen der digitalen Gesellschaft. Dazu werden die kulturellen und psychischen Bedeutungen von Messlogiken und quantifizierender Optimierung beleuchtet, die im Zuge des digitalen Wandels an Relevanz gewonnen haben. Ambivalente Folgen digitaler Metrisierung und Quantifizierung werden für die soziale und individuelle Praxis, für Kultur und Psyche ausgelotet.


Vortragende sind u.a.:

Isabelle Gernet (Paris), Armin Nassehi (München), Indra Spiecker gen. Döhmann (Frankfurt/M.), Philipp Staab (Berlin), Jürgen Straub (Bochum), Judy Wajcman (London), Thomas Kühn (Berlin), Jacob Johanssen (London), Ferdinand Sutterlüty (Frankfurt/M.), Isabell Otto (Konstanz), Heinz Weiß (Stuttgart/Ffm.), Benigna Gerisch (Berlin), Vera King (Frankfurt/M.) & Hartmut Rosa (Jena/Erfurt) 

Die Tagung findet statt im Kontext des von der VolkswagenStiftung geförderten Verbundprojekts: ‚Das vermessene Leben – Produktive und kontraproduktive Folgen der Quantifizierung in der digital optimierenden Gesellschaft'. Projektleiter*innen sind Prof. Dr. Vera King, Prof. Dr. Benigna Gerisch und Prof. Dr. Hartmut Rosa. 

Die Veranstaltung ist in Präsenz geplant, eine Online-Teilnahme ebenfalls möglich. Informationen hierzu finden Sie im Programmflyer.

Konferenz

23. Juni 2022, 09:00 - 18:00 Uhr | Casino 1.801

24. Juni 2022, 09:00 - 13:00 Uhr | Casino 1.802


In many different societal fields such as reproductive and regenerative technologies, biomedical research, transplantation surgery, conservation biology and biosecurity preparedness, cryopreservation practices have significantly affected the concepts of life and death, health and illness, (in)fertility and biodiversity. The radical and ongoing transformation of temporal trajectories they bring about is fundamentally shaping the politics of life in the 21st century, engendering novel modes of processing, enhancing and managing biological matter and social processes linked to it. To capture the profound socio-material changes and forms of control introduced by cryopreservation practices, scholars have recently proposed the terms “cryopolitics" and “suspended life."

Cryopolitics is characterized by strategies that suspend life, seeking to arrest processes of decay and dying. Arresting vital processes, moving things into limbo, and carving out spaces on the boundary between life and death are key features of this novel governance of life. This form of politics produces a dispersed landscape of cryobanking facilities and corresponding infrastructural arrangements that are detached from their original environments, generating new relations. The result is a liminal space in which cells, body parts, and DNA samples diverge from the temporality of the outside world but remain available to be reintroduced to it again.

The symposium Toward a Politics of Suspension? aims to explore and advance the theoretical proposition of “suspended life" and to better approach the questions that these new forms of politics and new practices around cryopreservation open up. In order to do this, the CRYOSOCITIES team has invited leading scholars in the field to give presentations around their work on the topic.


More information here. Please register with Viona Hartmann to attend the event.

Vortrag

Vortragsreihe "Kritische Soziologie": Pandemische Räume - Affektive Ansteckung im Supermarkt | Dr. Katharina Hoppe und Prof. Dr. Lars Meier (Goethe-Universität Frankfurt)

Mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung von Covid-19 wurde der Supermarkt zu einem der wenigen Orte, an dem alltägliche soziale Begegnungen außerhalb der privaten Wohnung notwendig und möglich waren. Bisher unbekannte disziplinarische Regelungen (Abstand halten, Beschränkung der Anzahl der Käufer*innen, Maskenpflicht) wurde in den Supermärkten von Veränderungen der materiellen Ausstat-tung und der Atmosphäre begleitet. Auf der Grundlage von Interviews, die wir im April 2020 durchgeführt haben, werden wir die veränderten affektiven Dynamiken im Anschluss an das Konzept der Ansteckung analysieren. Damit nehmen wir den Supermarkt als intensiven Raum der Ansteckung, nicht nur durch Covid-19, sondern auch durch sozial konstituierende und zirkulierende Affekte in den Blick. Dabei wird deutlich, dass die übergreifende Ansteckungsdynamik im intensiven Raum des Supermarktes mit den vergeschlechtlichten, rassifizierten und klassenspezifisch differenzierten Dimensionen der Ungleichheit verwoben ist.


Lars Meier ist Professor für „Soziologie mit Schwerpunkt Soziale Ungleichheit“, Goethe-Universität. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen u.a. auf sozial-räumlichen Transformationen und sozialen Kämpfen, sozialen Ungleichheiten, Stadt- und Raumsoziologie und Ethnographie.

 

Katharina Hoppe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich „Soziologie mit Schwerpunkt Soziale Ungleichheit“, Goethe-Universität. Ihre Lehr- und Forschungsinteressen liegen in den Bereichen der allgemeinen Soziologie, soziologischen, politischen und feministischen Theorie sowie der soziologischen Auseinandersetzung mit ökologischen Krisen.


Der Vortrag findet c.t. und über Zoom statt; bitte melden Sie sich bei OLAT an.

 

Veranstaltungsreihe Zur Aktualität Materialistischer Feminismen

[5] How to Organize Social Reproduction? Feminist Lessons from Alexandra Kollontai

10. Juni 2022 | Präsenzveranstaltung
Workshop 14:00 - 18:30 (Kitchen Politics)
Abendvortrag 19:00 (Kristen R. Ghodsee)

Kitchen Politics & Kristen R. Ghodsee

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Die Veranstaltungsreihe wird anhand zeitgenössischer Ansätze die Frage verhandeln, was eine materialistisch-feministische Perspektive zur Erschließung der Gegenwart beitragen kann und weshalb sie dennoch in der gegenwärtigen Geschlechterforschung kaum vertreten scheint. Die Referentinnen werden aus unterschiedlichen Perspektiven exemplarische Einblicke in ihre empirische Forschung und Theoriearbeit geben, um einen Austausch über aktuelle Analysen und Interventionen zu öffnen.

Wie können materialistisch-feministische Forschungspraxen heute konkret aussehen und wie lassen sich in ihnen Modelle emanzipatorischer Veränderung theoretisch verankern?

Gemeinsam mit Kitchen Politics und Lou Zucker werden zudem getrennte Workshops zur intensiveren Auseinandersetzung mit Clara Zetkin und Alexandra Kollontai stattfinden, die den Kampf für die Befreiung der Frau konsequent internationalistisch als gemeinsamen Kampf aller Arbeiter:innen gegen die bestehenden ökonomischen und sozialen Herrschaftsverhältnisse dachten – und damit erste Grundrisse eines Materialistischen Feminismus begründeten.

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Die Veranstaltungsreihe wird organisiert vom Forum Kritischer Wissenschaften