Global Health Justice

Bekanntgabe unserer neuen Fellows

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Das von der Höppsche Stiftung geförderte und von Prof. Dr. Rainer Forst und Prof. Dr. Darrel Moellendorf geleitete Global Health Justice Postdoc-Programm (GHJ) an der Goethe-Universität Frankfurt beruft jedes Jahr bis zu zwei postdoctoral Fellows für ein volles akademisches Jahr. Die Fellows sind Teil der Frankfurter Forschungsgemeinschaft, insbesondere des Forschungszentrums Normative Ordnungen.

Fragen der Gesundheitsgerechtigkeit sind seit langem Teil der Diskussionen über globale Gerechtigkeit, und es gibt zahlreiche Ansätze, die von deontologischen bis zu konsequentialistischen Ansätzen reichen, um sie zu behandeln. Die Covid-19-Pandemie hat diesen Fragen jedoch nicht nur zusätzliche Dringlichkeit verliehen, sondern auch gezeigt, wie strukturelle Asymmetrien zwischen (und innerhalb von) verschiedenen Ländern zu höchst ungleichen Chancen bei der Versorgung mit und der Entwicklung von Impfstoffen und bei der Deckung grundlegender Gesundheitsbedürfnisse geführt haben. Es ist an der Zeit, eine globale Debatte über globale Gesundheitsgerechtigkeit zu führen, und das neue Programm, das bei Normative Orders eingerichtet wurde, soll dazu beitragen, die Forschung zu fördern, die dieser Debatte zuträglich ist. Viele Fragen müssen in diesem Zusammenhang untersucht werden, nicht nur der gerechte Zugang zu Medikamenten, sondern auch die Art der transnationalen strukturellen Ungerechtigkeit, geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung, nachhaltige Entwicklungsziele, Klimawandel und Gesundheit, das Menschenrecht auf Gesundheit, usw.

Die Fellows des Gründungsjahres 2023/2024 sind Dr. Ndidi Nwaneri und Dr. Cain Shelley.


Dr. Ndidi Nwaneri ist Philosophin und Expertin für soziale Entwicklungspolitik aus Nigeria, Westafrika. Sie hat an der Loyola University Chicago promoviert, mit einer Dissertation zum Thema "Human Rights and Global Justice: A Normative Critique of Some Rawlsian Approaches". Ihr aktuelles Forschungsprojekt trägt den Titel "Pandemic Agency and Justice: A Socio-Political Analysis of the Global COVID-19 Pandemic". Ihr übergeordnetes Ziel in diesem Projekt ist es, einen normativen Rahmen zu entwickeln, der die Handlungen der Akteure (global, national, gemeinschaftlich und individuell) während der COVID-Pandemie mit den vorherrschenden Theorien über soziale und globale Gerechtigkeit in Einklang bringt. Ihrer Meinung nach bieten soziale oder globale Krisen eine einzigartige Gelegenheit, die "Passung" von Theorie und Realität zu untersuchen. Diese zweigleisige Bewertung - die Untersuchung der Reaktionen auf die Pandemie durch die Linse der Theorie und die Untersuchung der vorherrschenden Theorien durch die Linse der Handlungen - könnte ein Mittel sein, um die Angemessenheit (oder Unangemessenheit) der bestehenden Theorien über soziale und globale Gerechtigkeit zu bewerten.

Dr. Cain Shelley hat kürzlich an der London School of Economics and Political Science promoviert. Seine Dissertation wurde von Lea Ypi betreut. Sein aktuelles Forschungsprojekt beschreibt er wie folgt:
"Bislang hat sich die philosophische Debatte über globale Gesundheitsgerechtigkeit überwiegend auf zwei Themen konzentriert: die Festlegung der besten Prinzipien globaler Gesundheitsgerechtigkeit einerseits und die Festlegung der institutionellen Veränderungen, die am besten geeignet sind, diese Prinzipien voranzubringen, andererseits. Während beide Debatten zweifellos wichtig sind, wurde einem dritten Themenkomplex weitaus weniger Aufmerksamkeit geschenkt: der Frage, welche politischen Akteure am besten geeignet sind, die für die Gerechtigkeit im Bereich der globalen Gesundheit erforderlichen Veränderungen umzusetzen. Um diese Lücke zu schließen, zielt dieses Forschungsprojekt darauf ab, eine ausführliche philosophische Untersuchung verschiedener basisdemokratischer Akteure der Gesundheitsgerechtigkeit, wie der Treatment Action Campaign, ACT UP und der People's Health Movement, durchzuführen. Eine Frage, die mich besonders interessiert, ist die folgende: Welche Charaktertugenden - Hoffnung, Kreativität, Besonnenheit? - brauchen diejenigen, die sich an den Aktivitäten solcher Gruppen beteiligen, um wirksam zu Prozessen eines gerechten sozialen Wandels beizutragen?"