Prof. Dr. Barbara Brandl – Forschung


Forschungsinteressen

Wirtschafts- und Organisationssoziologie, Politische Ökonomie, Wissenschafts- und Techniksoziologie (insb. Blockchain, digitale Finanzinnovationen, Grüne Biotechnologie)

Forschungsprojekte

Soziologische Konzepte, partizipative Strategien und gesellschaftliche Zielkonflikte der Energiewende

Teilprojekt von EnerVi – Individualisierte Visualisierung von Energiewendemaßnahmen (EnerVi)

Laufzeit: 01.04.2023-31.03.2026

Mitarbeiter:innen: Luki Schmitz und Franziska Ohde

Projektleitung: Prof. Dr. Barbara Brandl

Projektpartner:

Goethe Universität Frankfurt
Borderstep, Berlin
VDW, Berlin
Unetiq, München

Ziel des Verbundprojekt „EnerVi – Individualisierte Visualisierung von Energiewendemaßnahmen“ ist es, im Rahmen von partizipativ-gesellschaftlichen Prozessen systemübergreifend Innovationen zu entwickeln, um Stakeholder:innen und Verbraucher:innen die Folgen der Energiewende transparent zu machen, nachhaltiges Verhalten zu aktivieren und zu festigen. Das Vorhaben umfasst technische, soziale, institutionelle und organisationale Innovationen in den Modellregionen (Stadt Berlin und die Ortsgemeinde Neuerkirch). Die Modellregionen unterscheiden sich deutlich in den soziokulturellen Lebensbedingungen und den energiewirtschaftlichen Voraussetzungen und bilden damit eine große Spannweite der in Deutschland vorhandenen gesellschaftlichen und energetischen Milieus ab. Ein zentrales Element des Vorhabens ist die Entwicklung eines Webtools, das die Folgen der Energiewende in den Modellregionen visualisiert. Es werden die Potentiale der Energiewende und mögliche Klimaveränderungen im regionalen Umfeld anhand von „gemorphten“ Bildern mittels unterschiedlicher Zukunftsszenarien transparent gemacht. Dabei werden auch die Auswirkungen eigener persönlicher und kollektiver Entscheidungen (z. B. eigene/kommunale Energieversorgung, eigene/kommunale Energienutzung, Konsumverhalten etc.) berücksichtigt und die Auswirkungen etwa auf die persönlichen Energiekosten, den Energieverbrauch oder auch von nachhaltigen Konsummöglichkeiten dargestellt.

Das Teilprojekt „Soziologische Konzepte, partizipative Strategien und gesellschaftliche Zielkonflikte der Energiewende“ beginnt mit einer Recherche zu und Auswertung von aktuellen Energiewende- und Klimawandelszenarien. Diese Bestandsaufnahme trägt dazu bei, zentrale Parameter der Energiewende sowie Forschungslücken und Herausforderungen zu identifizieren und für erste Entwicklungsschritte des Visualisierungstools aufzubereiten. Auf Basis dieser Recherchen entsteht ein dreistufiges Workshopkonzept für die Modellregionen Berlin und Neuerkirch (Rheinland-Pfalz). An den Workshops nehmen zentrale Stakeholder:innen, bestehend aus lokalen Energieversorgern, zivilgesellschaftlichen Organisationen, nachhaltigen Unternehmen und Start-ups, kommunalen und städtischen Verwaltungsstellen und anderen Interessensvertretungen der Modellregionen teil. Ziel ist es, vertiefendes Wissen über Strategien, Herausforderungen und Best Practice zu generieren. Die Dokumentation und Ergebnissicherung der Workshops dient als Grundlage für die qualitative Auswertung und Datenanalyse. Die Ergebnisse sind zentral für das Gesamtprojekt, werden den Stakeholder:innen kommuniziert und fließen in die Entwicklung des Visualisierungstools ein. Um die Technikentwicklung partizipativ zu gestalten, bekommen Bürger:innen in den Modellregionen und darüber hinaus die Möglichkeit das Tool zu evaluieren. Nutzungsverhalten und Feedback werden dokumentiert, analysiert und aufbereitet. Sie fließen in die Weiterentwicklung des Tools ein. Die Erkenntnisse aus den Stakeholder:innenworkshops sowie des partizipativen Tool-Entwicklungsverfahrens sind zentrale Säulen des Wissenstransfers.

Tokenisierung und Finanzmarkt (ToFi)

Kooperation mit dem Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI), Darmstadt

Laufzeit: 01.02.2023-31.12.2023

Projektleitung: Prof. Dr. Barbara Brandl

Mitarbeiterin: Lilith Dieterich, M.A.

beteiligte Projektpartner:innen: 

Prof. Dr. Sebastian Omlor, LL.M. (NYU), LL.M. Eur., Philipps-Universität Marburg
Prof. Dr. Julia Lübke, LL.M. (Harvard), EBS Universität
Prof. Dr. Florian Möslein, Dipl.-Kfm., LLM (London), Philipps-Universität Marburg
Prof. Dr. Dominik Skauradszun, LL.M. Taxation, Hochschule Fulda
Prof. Dr. Nils Urbach, Frankfurt University of Applied Sciences
Dr. Carola Westermeier, Goethe-Universität Frankfurt a. M. 

Die rechtssichere Verknüpfung von Vermögenswerten mit Blockchain-Token (Tokenisierung) bildet ein zentrales Innovations- und Anwendungsfeld der Blockchain-Technologie. Geschaffen werden kann auf diese Weise ein Wertpapier im funktionalen Sinn, das ohne die klassische Urkunde in Papierform auskommt. Eine besondere Bedeutung kommt der Tokenisierung im Bereich der Finanzmärkte zu, da in der Folge ein deutlich erweiterter Kreis von Vermögenswerten verkehrsfähig und handelbar werden kann; zugleich könnten durch den Wegfall von Intermediären und die weitere Prozessautomatisierung sichtbare Effizienzvorteile gezogen werden. Eine Schlüsselrolle kommt der Tokenisierung besonders mit Blick auf Decentralized Finance (DeFi) zu. Die Projektgruppe erforscht umfassend die normativen, rechtspolitischen und technisch-konzeptionellen Implikationen des Phänomens der Tokenisierung für die Finanzmärkte.

Standards des Regierens

Graduiertenkolleg der TU Darmstadt und der Goethe-Universität

Sprecher: Prof. Dr. Jens Steffeck (TU Darmstadt)

Mitarbeiter: David Hengsbach, M.A.

Das Konzept der „good governance“ ist mittlerweile weltweit verbreitet und wird von internationalen Organisationen wie der Weltbank und der OECD aktiv propagiert. Darunter fallen allgemeine Normen der guten Regierungsführung wie Transparenz, Partizipation und Verantwortlichkeit („accountability“) der Regierenden, aber je nach Konzeption auch sehr spezifische wie Geschlechtergerechtigkeit, Korruptionsbekämpfung und systematische Evaluation von Politiken. Kataloge von Normen des guten Regierens werden von vielen Instanzen kodifiziert, öffentlichen wie privaten, und sie konkurrieren miteinander. Sie werden praktisch wirksam, indem sie mit Hilfe von Indikatoren quantifiziert, gemessen und durchgesetzt werden. Auch wenn sie üblicherweise in westlich geprägten Institutionen formuliert werden, so erheben sie doch den Anspruch universeller Gültigkeit. Konzeptionen der „good governance“ richten sich gleichzeitig an den öffentlichen und privaten Sektor. Staaten und Kommunen, börsennotierte Unternehmen, Finanzmarktakteure und Nichtregierungsorganisationen – sie alle werden heute nach ihrer Performance auf Skalen der „good governance“ beurteilt und in Rankings eingestellt.

Was den öffentlichen Sektor betrifft, so wird der Aufstieg dieser Normen und Verfahren oft als eine Technokratisierung der Regierungsführung gedeutet, die zumindest das Potenzial hat, klassische Ideale und Praktiken der repräsentativen Demokratie zu verdrängen. Vor diesem Hintergrund stellt sich dieses GRK eine zweiteilige Forschungsfrage, die von den beteiligten Professor_innen und den Kollegiat_innen gemeinsam bearbeitet werden soll. In empirisch-analytischer Hinsicht fragt es, warum Konzepte des guten Regierens so populär geworden sind, wie sie praktisch umgesetzt werden und welche möglicherweise unerwarteten Konsequenzen das hat. In normativer Perspektive fragt es, was dies für die Zukunft der Demokratie als Staatsform bedeutet.

Nähere Informationen auf der Website der TU Darmstadt (Link zur Seite).

Die Rolle von Green Bonds in der Förderung von Nachhaltigkeit in „braunen“ Industrien am Beispiel der chemischen Industrie 

Gefördert von der GU Exzellenz-Anförderung „RobustNature“ 

Laufzeit: 1.11.2022-31.10.2023 

Projektleitung: Prof. Dr. Barbara Brandl

beteiligte Projektpartner:innen: 
Prof. Dr. Flurina Schneider (Institut für sozial-ökologische Forschung ISOE, Frankfurt/Main)
Prof. Dr. Jörg Oehlmann (Goethe-Universität, Frankfurt/Main)

Mitarbeiter: Malte Simon, M.A.

Die Transition zu nachhaltigeren Formen des Wirtschaftes will nicht so recht vorankommen, jedenfalls nicht in der Geschwindigkeit, wie sie einerseits ökologisch erforderlich, anderseits technologisch denkbar wäre. Insbesondere nach dem 2015 getroffenen Übereinkommen von Paris zeigt sich jedoch, dass eine ganze Reihe von öffentlichen Akteuren Maßnahmen vorstellen, welche die Investition in „nachhaltige“ Projekte erhöhen sollen, um die Diffusion grüner Technologien zu beschleunigen. Die wichtigste Finanzinnovation, mithilfe derer die Investition in nachhaltige Projekte und Technologien gefördert werden soll, sind Green Bonds bzw. Zertifizierungssysteme, mit denen Anlagen als grün ausgewiesen werden können, wie etwa die EU-Taxonomie. Die Forschung – sei sie finanzökonomisch oder wirtschaftssoziologisch – hat sich bisher mit Green Bonds vor allem im Rahmen sehr kleinteiliger Fragestellungen auseinandergesetzt, wie etwa der Frage nach den unterschiedlichen Renditeerwartungen von Green Bonds im Vergleich zu konventionellen Anlageformen. Breitere Fragestellungen, die die Funktionsweise von Green Bonds als Instrument der Transition zu nachhaltigeren Formen des Wirtschaftens in den Blick nehmen, sind dagegen rar. Dies gilt insbesondere für die Rolle von Green Bonds bei der Transition sogenannter „brauner“ Industrien zu nachhaltigeren Produktionsformen. Dies ist verwunderlich, da ein Großteil der „braunen“ Industrien nicht einfach abgeschaltet werden kann, sondern auf nachhaltigere Produktionsformen umgestellt werden muss. Die hier durchgeführte Studie ist einer der ersten empirischen Versuche, die Funktionsweise und Chancen von „Grünen Anlagen“ in der chemischen Industrie qualitativ zu verstehen.

Technologie statt Institutionen?

Die Blockchain-Technologie als Bedrohung des Bankensystems

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Projektnummer: 406907010

Laufzeit: März 2020-Februar 2023

Projektleitung: Prof. Dr. Barbara Brandl

Mitarbeiterin: Lilith Dietrich, M.A.

Die wohl bekannteste Anwendung der Blockchain-Technologie ist Bitcoin, die erste digitale Währung (Kryptowährung), mit der in einem weltweiten dezentralen Zahlungssystem Transaktionen abgewickelt werden können. Dabei hat sich schnell herausgestellt, dass die Anwendungsmöglichkeiten von Blockchain weit über digitale Währungen hinausgehen. Eine ganze Reihe kommerzieller Akteure, zunächst Start-ups, aber auch Banken und traditionelle IT-Unternehmen wurden dadurch motiviert, sich an der Weiterentwicklung von Blockchain zu beteiligen. Blockchain verspricht, die bisher zur Validierung von Transaktionen notwendigen (Macht-) Instanzen wie Staaten, aber auch Banken oder Kreditkartenfirmen auszuschalten. Transaktionen aller Art, vom Zahlungsverkehr bis hin zur vertraglichen Festlegung von Eigentumstiteln, sollen nun auf Peer-to-Peer-Basis stattfinden und müssen nicht mehr durch eine dritte Instanz verifiziert werden.

Dieses Forschungsprojekt stellt die Frage nach der Realisierbarkeit der Ankündigung der Blockchain-Apologeten, alle Intermediäre überflüssig zu machen und durch dezentral organisierte Peer-to-Peer-Netzwerke zu ersetzen. Diese Frage ist nicht nur von spekulativem Interesse, sondern soziologisch bzw. politökonomisch in höchstem Maße relevant, da ihre Beantwortung an die Grundfesten der kapitalistischen Gesellschaftsordnung rührt. Kapitalistische Wirtschaftssysteme sind auf zentralisierte Austauschsysteme mit dominierenden Akteuren, etwa Zentralbanken, angewiesen.

Das Forschungsvorhaben geht von der These aus, dass Technologie nie „einfach so“ existiert, sondern in einem komplexen Zusammenspiel von Regulation und Technologieentwicklung entsteht. In diesem Sinne nimmt das Forschungsprojekt die Wechselwirkung zwischen den nationalstaatlichen institutionellen Architekturen, die den Akteuren bei der Koordination technologischer Projekte zur Verfügung stehen, einerseits und den technologischen Entwicklungen der Blockchain-Technologie anderseits in den Blick.

Konkret werden in diesem Forschungsvorhaben u.a. folgende Fragen untersucht: (1) Welche Akteure sind in der Lage, sich die potenziell revolutionäre Blockchain-Technologie anzueignen, und wie verändert sich die Blockchain-Technologie durch diese Aneignung? (2) Welche Rolle spielt die Regulierung durch Nationalstaaten oder supranationale Einheiten für diesen Prozess? (3) Wie verändern sich die grundlegenden Institutionen kapitalistischer Gesellschaften wie Geld und Schulden durch diesen technologischen Prozess?

Methodisch werden diese Fragen einerseits durch qualitative Interviews mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Ministerien und Behörden, Banken und Start-ups in Deutschland und den USA sowie durch die teilnehmende Beobachtung von einschlägigen Konferenzen untersucht. Parallel werden alle Texte, die als Vorformen von Gesetzen zu Regulation von Blockchain im Finanzsektor entstehen, inhaltsanalytisch ausgewertet. Durch den Vergleich zwischen Deutschland und USA soll versucht werden, Muster in der Verflechtung von Technologie und Regulation zu identifizieren. 


AKTUELLES

Prof. Dr. Barbara Brandl schreibt im LSE-Blog einen Post über „How the cashless revolution worsens inequality“

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Buchvorstellung: 'The return of inflation – Money and Capital in the 21st Century' mit Paul Mattick Jr, Adelphi University, New York


Moderation: Robin Mohan und Lilith Dieterich


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Barbara Brandl schreibt im e-fin Blog über den Zusammenhang der Digitalisierung von Geld und sozialer Ungleichheit.

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Der Artikel The challenges of assets: Anatomy of an economic form von Ute Tellmann, Veit Braun und Barbara Brandl ist in Economy and Society erschienen. 

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Kontakt

Prof. Dr. Barbara Brandl

Goethe-Universität Frankfurt am Main
Fachbereich 03 Gesellschaftswissenschaften
Institut für Soziologie

Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Organisation und Wirtschaft

Theodor-W.-Adorno-Platz 6
60629 Frankfurt am Main

Raum: 3.G 080
Telefon: 069 798-36597

brandl@soz.uni-frankfurt.de

Sprechstunde

Während des Sommersemesters 2024 findet die Sprechstunde an folgenden Tagen statt:

22.4., 6.5., 13.5., 3.6., 17.6., 24.6.

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Bitte melden Sie sich vorher unbedingt per Mail bei Doreen Molnar (Molnar@soz.uni-frankfurt.de). Sie sendet Ihnen dann den Zoom-Link zu.